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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Existenz.
    Vor dem Grabstein sackte die Gestalt zusammen, und sie lag dort wie eine zusammengerollte Katze, die schlief und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen wollte.
    Noch immer rührte sich keine der Zuschauerinnen. Die Blicke jedoch waren bezeichnend. Unverständnis, Ratlosigkeit, diese beiden Dinge paarten sich, und nur Lady Sarah wußte Bescheid.
    Es war Johns Waffe.
    Die geweihte Silberkugel hatte den Zombie vernichtet. Eine normale Kugel hätte dies nicht geschafft, wenn sie nicht gerade den Kopf getroffen hätte.
    »Glaubst du mir nun?« schrie die Everett mit höhnischer Stimme Sarah Goldwyn zu. Die Horror-Oma nickte.
    »Also stechen deine Trümpfe nicht, alte Frau!« wurde ihr glashart entgegengehalten. »Du mußt dir schon etwas anderes einfallen lassen, das jedoch wird dir nicht gelingen. Der große Vater ist stärker, das versichere ich dir.«
    Sarah Goldwyn dachte fieberhaft über einen Ausweg nach. Sie wollte die Frauen wegschaffen, sie mußte einen Fluchtweg finden, und vielleicht gelang es ihr, die andere abzulenken.
    »Wieso großer Vater?« wollte sie wissen.
    »So wurde er früher genannt.« Durch ihre Antwort bewies Blanche Everett, daß sie durchaus bereit war, zu reden, denn sie fühlte sich sicher. Auf diesem Gelände konnte ihr niemand an den Karren fahren.
    »Ihm gehörte das Land, die Menschen gehorchten ihm, sie waren seine Leibeigenen. Er hatte Geld und Einfluß, und zu den Frauen war er wie ein guter Vater.« Sie setzte ein spöttisches Lachen hinterher, so daß Lady Sarah genau merkte, wie diese letzte Behauptung gemeint war.
    »Er führte ein tolles Leben. Man ehrte ihn, und er wollte nicht sterben. Er bat den Satan um die ewige Jugend, die er bekam. Allerdings mußte er sich verändern. Man entführte ihn in die Dimension der Ghouls, und als er zurückkehrte, da besaß er das Gesicht eines jungen Mannes, aber den Körper eines Leichenfressers. Von diesem Tage an versteckte er sich, sein Name wurde zur Legende, und in dem Haus hielt das Böse Einzug. Die Keller waren sein Reich. Opfer bekam er. Manch müder Wanderer geriet in seine Klauen, und so überlebte er die langen, langen Jahre.«
    »Und wie sind Sie hierhergekommen?« fragte Sarah Goldwyn.
    »Ich war auf der Flucht. Man suchte mich als Mörderin. Ich merkte sofort, daß mir dieses Haus eine neue Heimat geben würde, und ich verstand es, mich mit dem Ghoul zu arrangieren. Du glaubst gar nicht, welch einen Hunger er hatte. Wir beschlossen, aus diesem Gebäude ein Altersheim zu machen, und ich begann damit, alles vorzubereiten. Ich kannte aus meinen Tagen in London und Liverpool zahlreiche alte Leute, die mittellos und auch ohne Verwandtschaft dastanden. Die lockte ich in dieses Haus. Zuerst waren sie froh, einen Unterschlupf gefunden zu haben, und ich baute gleichzeitig die Legende um Doc Rawson auf. Ein erfundener Name, der in keiner Beziehung zu dem großen Vater steht.«
    »Ein Ghoul brauchte Nahrung«, sagte Lady Sarah mit gepreßt klingender Stimme. »Wie haben Sie das Problem gelöst?«
    Da lachte die Frau. »Nicht alle Frauen wurden, nachdem sie starben, beerdigt.«
    Lady Sarah war kein junges Mädchen mehr. Ihr Herz hatte ebenfalls dem Alter Tribut zollen müssen, das merkte sie nun, denn diese schrecklichen Worte beschleunigten seinen Schlag und sie glaubte, ein Gewitter in ihrer Brust toben zu hören.
    Für einen Moment geriet die Umgebung vor ihren Augen ins Wanken. Die Gestalten verschwammen, und hätte sie nicht den Stock gehabt, auf den sie sich stützen konnte, wäre sie bestimmt gefallen. So drückte sie sich ab, und die Spitze verschwand tief im Boden.
    »Ich merke schon, daß du es begreifst«, sagte die Heimleiterin leise.
    »Über Jahre haben wir es geschafft, dieses Haus rein zu halten. Und wir lassen es uns nicht von anderen Leuten nehmen, dafür werden wir mit allen Mitteln kämpfen.«
    »Und die Zombies? Was haben sie damit zu tun?« Sarah Goldwyns Stimme hatte sich verändert. Deutlich war der schrille Ton herauszuhören. Er zeigte etwas von der Angst, die in der Frau steckte.
    »Die verfluchte Erde des Satans«, erklärte die Everett kalt. »Vergiß nicht, daß dieser Flecken einmal zu einem Stützpunkt des Teufels gemacht werden sollte und es auch wurde. Derjenige, der hier begraben wird, bekommt keine Ruhe. Ein Fluch aus der Hölle wird ihn für alle Ewigkeiten verfolgen. Was dem Teufel gehört, das gibt er nie aus den Klauen. Er wartete nur auf einen günstigen Zeitpunkt.«
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