Ein Leben voller Liebe
mussten.
»Nimmt du mich nach Hause mit?« fragte er.
Abgesehen von der Zeit, in der er sich mit dem Familienalbum beschäftigt hatte, war er den ganzen Abend locker gewesen.
Alex wusste jedoch, dass dies nur eine Fassade gewesen war, die nun zu bröckeln begann. Er wollte gehen, und sein Lächeln wirkte erzwungen, als sich alle verabschiedeten und ihre Sachen einsammelten.
11. KAPITEL
Tyler redete während der Heimfahrt pausenlos und verstummte auch nicht, als Alex ihn ins Haus scheuchte. Chase war über die Ablenkung durch die vielen Fragen nach den elektronischen Spielen froh. Überhaupt beschäftigte er sich viel mehr mit dem Kiemen als mit Alex, aber der Junge redete ja auch für zwei. Bis er im Bett lag, schwärmte Tyler davon, wie Chase ihm geholfen hatte, den Schwarzen Eroberer auszulöschen. Kaum lag er, schlief er auch schon ein.
Es war bereits so spät, dass auch Alex sich hätte hinlegen sollen. Da jedoch auf der Terrasse die Lichter brannten, vermutete sie, dass Chase hinausgegangen war. Sie folgte ihm, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.
Er war nicht auf der Terrasse, doch sie konnte ihn trotzdem durch die offene Glasschiebetür in seinem Schlafzimmer sehen.
Er trug noch das weiße Hemd und die Jeans, saß auf der Bettkante und betrachtete etwas in seinen Händen. Ganz still saß er da. Nur die Lampe auf dem Nachttisch spendete Licht. Den Kopf hielt er gesenkt, die Schultern ließ er hängen, als lastete ein unerträgliches Gewicht auf ihm.
Aus der Unterhaltung beim Abendessen war hervorgegangen, dass er für seine Brüder zu einem wichtigen Teil ihres Lebens geworden war. Eigentlich hätte er sich jetzt wunderbar fühlen müssen, hatte er doch dem Zusammentreffen mit ihnen voll Unsicherheit entgegengesehen.
Doch dieser Mann litt.
Schließlich warf er, was er in den Händen gehalten hatte, auf das Bett. Er wirkte entsetzlich niedergeschlagen. Alex fühlte sich als Eindringling. Chase hatte den schützenden Panzer abgelegt.
Sie sollte sich leise ins Haus zurückziehen und so tun, als hätte sie nichts bemerkt. Chase wollte sicher nicht, dass sie ihn in diesem Zustand sah. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle.
Er hob den Kopf. Sein Gesicht wirkte völlig leer und verzweifelt. In ihren einsamsten Momenten hatte Alex sich nicht so gefühlt wie er jetzt.
Chase betrachtete noch einmal die Fotos, die er auf das Bett geworfen hatte. Vorhin hatte er das Zimmer verlassen, um diesen Bildern zu entkommen. Er hatte gehofft, die kühle Luft würde ihm helfen und Alex könnte auf die Terrasse kommen, nachdem sie Tyler zu Bett gebracht hatte. Er wollte mit ihr reden und sich ablenken. Doch das wäre wegen seiner Stimmung doch nicht gut gewesen.
Darum war er ins Zimmer zurückgekehrt und hatte erneut die Fotos betrachtet.
Er besaß sie seit fast drei Monaten, aber erst jetzt bedeuteten sie ihm etwas. Nun wusste er nämlich, wo sie sich früher befunden hatten.
Er holte tief Atem. Möglichst schnell sollte er alle Gedanken auf etwas anderes richten als auf die Bilder des attraktiven jungen Paares mit den drei Kindern. Zorn wäre gut gewesen. Mit Zorn konnte er umgehen, weil er ihn kannte. Dieser tief sitzende Schmerz war ihm dagegen nicht vertraut.
Chase griff nach den Krücken, stand auf und humpelte zur Tür. In der Glasscheibe sah er sich selbst. Doch er achtete nicht darauf, sondern blickte ins Freie. Das Licht der Poolbeleuchtung fiel auf Büsche und Bäume – und auf Alex, die in dem wadenlangen Kleid, das sie schon den ganzen Abend trug, auf ihn zukam.
Sie sah ihm besorgt entgegen und blieb sanft lächelnd stehen.
»Ich habe Licht gesehen«, erklärte sie und verschränkte die Arme zum Schutz gegen die kühle Nachtluft. Wolken waren aufgezogen, und die Luft war feucht. »Auf der Terrasse, meine ich. Der Abend war ziemlich hektisch. Ich dachte, du kommst noch ins Freie.«
»Das wollte ich auch«, erwiderte er leise. Er wollte sie bei sich haben und wünschte sich gleichzeitig, sie würde weggehen. Sie hatte vermutlich nur Tyler ins Bett gebracht und war danach sofort zu ihm gekommen. Nicht einmal eine Jacke hatte sie angezogen. »Komm herein«, forderte er sie auf, als sie fröstelte.
»Im Freien ist es kühl.«
Alex trat an ihm vorbei ins Zimmer. Jetzt war er wieder beherrscht, aber sie fühlte seine Niedergeschlagenheit.
Und sie war sich seiner Nähe sehr bewusst, als er die Tür schloss.
Ihre Blicke trafen sich in der spiegelnden Glasscheibe.
Doch Chase entfernte sich auf
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