Ein Leben voller Liebe
Umzugskisten.
Es roch nach Farbe und Klebstoff. Der Bau war fertig, aber noch nicht alle Räume waren eingerichtet.
Die Metalltür schloss sich hinter ihnen. Hier drinnen herrschte Stille.
»Ich wollte eigentlich nicht hier mit dir sprechen«, sagte Chase. »Nach der Feier wollte ich dich anrufen, aber du hast mich vorhin gesehen. Und du hast dich zurückgezogen. Daher fürchtete ich, du könntest meinen Anruf nicht annehmen.«
Sie verschränkte die Arme. »Was willst du?«
Er sah sie besorgt an. »Ich möchte mich entschuldigen.«
Sie richtete den Blick auf seine Krawattennadel. So war es einfacher für sie.
»Du hattest wahrscheinlich Recht«, fuhr er nervös fort.
»Mit dem Experiment, meine ich. Du musst aber wissen, dass ich es nicht absichtlich getan habe.«
»Und jetzt soll ich mich besser fühlen?«
»Ich wollte dir nicht weh tun, Alex. Auch deinem Sohn nicht.«
Er bemühte sich. Das musste sie ihm zugestehen. Sie sollte seine Entschuldigung annehmen. »Vergiss es einfach, ja? Das möchte ich nämlich auch.«
»Könnte ich dich umstimmen?«
»Was heißt umstimmen?«
Er sah ihr tief in die Augen. »Damit du es nicht vergisst.«
Sie fand Unsicherheit in seinem Blick, und seine Stimme nahm einen flehenden Klang an.
»Tu das nicht«, flüsterte sie. »Ich kann nicht…«
»Sei still.« Er hielt sie an der Schulter fest. »Ich will dich nicht verlieren, Alex. Bitte, hör mir zu, ja?«
Sie nickte vorsichtig.
»Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken«, erklärte er und suchte die richtigen Worte. »Du weißt, wie verwirrend die letzten Monate für mich waren. Ich wusste immer, dass in meinem Leben etwas fehlte. Als ich meine Brüder traf, erwartete ich herauszufinden, was das war. Sie sind ein Teil davon, Alex, aber du hast mir gezeigt, was mir wirklich fehlte.«
Er strich ihr über die Wange und war erleichtert, dass sie nicht auswich.
»Ich hatte immer Geld«, fuhr er fort. »Und Leute wollten ständig etwas von mir. Du hast mir gezeigt, wie schön es ist zu geben. Nicht Geld, sondern Zeit. Nie zuvor wollte jemand, dass ich einfach für ihn da bin. Und du hast mir noch etwas gezeigt«, fuhr er fort. »Ich lernte endlich, mich zu entspannen, wenn ich Tyler etwas vorlas oder seine endlosen Fragen beantwortete.
Oder wenn ich dich berührte.«
Die Haut unter seinen Fingern fühlte sich warm und weich wie Seide an.
»Jahrelang hatte ich, was ich wollte. Ich wusste nur nie, was ich brauchte. Jetzt weiß ich es. Ich brauche dich. Ich möchte nun wissen, was du willst.«
Alex versuchte zu sprechen, konnte Chase jedoch nur ungläubig ansehen. Sie zweifelte an keinem seiner Worte.
»Was ich will?« flüsterte sie.
»Von mir. Das hast du mir nie gesagt.«
Sie hatte sich davor gefürchtet. Sie hatte Angst gehabt, ihm ihre Träume zu zeigen.
»Was immer du willst«, sagte er heiser, »und was immer ich habe – du brauchst es nur zu verlangen, Alex, und du bekommst es. Was ist?« fragte er, als ihre Augen verdächtig schimmerten.
Sie schüttelte den Kopf, legte die Hand auf seine Brust und fühlte den kräftigen Schlag seines Herzens.
»Das will ich, sonst nichts.«
Er blickte auf ihre Hand hinunter, und als er Alex wieder ansah, hatte er begriffen.
Er lehnte die Krücken an die Wand. »Das gehört dir bereits«, beteuerte er und nahm Alex in die Arme. »Was noch?«
»Das ist alles.« Sie konnte kaum glauben, dass er sie festhielt.
Noch vor wenigen Minuten war sie überzeugt gewesen, nie wieder die Kraft seiner Arme zu fühlen. »Wenn ich das habe, habe ich alles. Ich liebe dich«, flüsterte sie.
Sie wollte ihn! Nur ihn! Und nicht, weil er jemand war und etwas besaß, sondern weil sie ihn liebte.
»Ich liebe dich auch, Alex.« Er streichelte ihre Wange, ihr Haar. »Das wollte ich dir heute Abend sagen. Und hier ist noch etwas.« Er fasste in die Uhrentasche seiner Hose und zog einen Platinring mit einem Brillanten hervor.
»Ich möchte, dass wir hier leben und eine richtige Familie bilden«, erklärte er und schob ihr den Ring auf den Finger. »Ich möchte, dass du meine Frau wirst und Tyler mein Sohn ist. Und wenn du jemals wieder Mom werden möchtest, hätte ich auch nichts gegen eine Tochter einzuwenden.«
Alex blickte von dem funkelnden Brillanten zu Chases Gesicht hoch und brachte kein Wort hervor, während er ihr durchs Haar strich. Sie wusste nicht, wer wen küsste, doch das spielte auch keine Rolle. Sie sehnten sich beide nach diesem Kuss, und Alex schmiegte sich an Chase, der sie
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