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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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schmettert italienische Arien von einer CD. Sergio bittet mich, die bestellten Kräuter selbst abzuholen.
   »Kein Problem. Bis morgen.«

Gegen halb sieben schlendere ich gemütlich durch die Großmarkthalle. Die meisten Stände werden schon abgebaut. Ich habe keine Eile. Mein reservierter Estragon läuft mir schon nicht weg. Ob ich noch Zeit habe, einen schnellen Kaffee mit ihm zu trinken, oder ob ich mal wieder in Eile bin und sofort weiter muss, fragt Sergio mich.
   »Ich muss gar nichts. Und schnell schon mal überhaupt nicht. In der Ruhe liegt die Kraft, mein Lieber. Ja, ich trinke sehr gern noch einen Kaffee mit dir.«
Ungläubig schaut er mich an.
   »Aber du bist doch Charlotte Talbach, oder? Du siehst zwar so aus, aber ich erkenne dich nicht wieder....«
   »Ich erkenne dich auch nicht wieder. Wie siehst du bloß aus. Du bist ja spindeldürr! Bist du etwa krank?« Ich drehe mich um und sehe Anja, die ihre voll beladene Einkaufskarre von Rudi Kahnenbleys Stand zu uns herüberschiebt.
   »Guten Morgen«, sage ich knapp und zahle meine Kräuter bei Sergio. »Wir telefonieren«, rufe ich ihm noch zu und schiebe meinen Einkauf den langen Hauptgang in Richtung Ausgang hinunter. Anja ist mir dicht auf den Fersen.
   »Nun bleib endlich stehen, du blöde Kuh! Oder soll ich hier vor dir auf die Knie fallen?«
Sie stellt mich auf dem Parkplatz vor meinem Wagen.
   »Was soll ich noch tun, damit du endlich wieder mit sprichst?«
   »Das Wort beginnt mit E.....!«, schreie ich sie an.
   »ENTSCHULDIGUNG«, brüllt sie über den Parkplatz und ich muss über ihr dummes Gesicht sofort lachen.
   »Du bist echt nicht mehr ganz dicht, Anja.«
   »Vertrag dich bitte wieder mit mir und sage mir endlich, wo du die zwei Wochen gesteckt hast.«
   »In einer halben Stunde bei mir auf der Terrasse?«
   »Ja, bis gleich.«
Ob das Verhältnis zwischen ihr und dem Albino Rammler wohl noch immer andauert? Ob Gerald zwischenzeitlich davon weiß? Gleich werde ich es erfahren.

Erstaunt begrüßt Anja meine Leute in der Küche und fragt, seit wann denn wieder gearbeitet wird.
   »Gratuliere, du altes Glücksschwein«, sagt sie vor allen Anwesenden und nimmt mich in den Arm. Danach holt sie zwei Kaffeebecher aus dem Schrank und schenkt uns ein. Ich verschließe die Tür zur Terrasse. Sören soll unser Frauengespräch nicht belauern können. Gespannt lausche ich ihren Ausführungen. Es hat sich ausgerammelt. Nachdem Michel sie zweimal versetzt hatte, schoss sie ihn in den Wind. Gerald gegenüber hat sie alles abgestritten, aber er misstraut ihr und lässt sie nicht mehr aus den Augen.
   »Am liebsten würde er mir einen GPS Sender unter die Haut transplantieren lassen, damit er mich zu jeder Zeit lokalisieren kann. Dabei bin ich die ganze Zeit in seiner Nähe. Ich schufte täglich bis spät in die Nacht in seinem Scheiß Lokal.«
Anja blickt durch den Garten. Sie steht auf und betrachtet das Kräuterhochbett, das wir vor Jahren in mühevoller Arbeit zusammen angelegt haben. Ihre Augen füllen sich mit Tränen und es ist nicht zu übersehen, wie unglücklich sie ist.
   »Wie konnte ich nur? Mein Gott Lotte, was hatten wir beide für ein schönes Leben, bevor diese blöden Kerle aufgetaucht sind.«
   »So schlimm?«
   »Nicht auszuhalten....«
   »Warum sprichst du nicht mit ihm? Wenn du deinen Kummer für dich behältst, wird sich nie etwas ändern.«
   »Was soll ich ihm denn sagen? Dass er ein lausiger Liebhaber ist? Dass er seine Angestellten freundlicher behandelt als mich? Dass mir seine diktatorische Art auf die Nerven geht?«
   »Ja, genau, das solltest du ihm sagen.«
Sie wischt sich gerade die Tränen aus dem Gesicht, als ihr Handy klingelt. Ich brauche nicht zu raten, wer am anderen Ende der Leitung ist. Es ist ihr »Aufseher«, wie sie ihn neuerdings nennt.
   »Ich bin bei Lotte und trinke noch einen Kaffee. Ja, ich hab alles bekommen. Bis gleich.«
   »Liebe Grüße«, rufe ich dazwischen. Damit sollte ihm klar sein, dass seine Frau tatsächlich bei mir ist.
   »Na, dann werde ich mal wieder in mein Arbeitslager aufbrechen.«
Ich bringe sie noch zum Wagen und versichere ihr, dass zwischen uns wieder alles gut ist. Sie fährt nicht ab, ohne mir noch einen Spruch zu servieren.
   »Komm die Tage mal zum Essen. Du siehst ja aus wie ein abgetakeltes Klappergerüst.«
   »Ich hab lieber eine zarte Figur wie ein Jockey, als

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