Ein leicht versalzenes Jahr
geheiratet hat. Das ist halt manchmal unbequem. Schließlich spreche ich aus Erfahrung. Wenn er es weniger anstrengend haben will, soll er sich ein junges Dummchen suchen.«
»Du hältst Frauen wie Anja und mich für anstrengend?«
Und überlege dir jetzt genau, was du sagst, Seibert.
»Hab ich anstrengend gesagt? Ich meinte aufregend«, lacht er und gibt mir einen schnellen Kuss.
Ich decke für uns den Tisch im Garten. Es herrscht eine himmlische Ruhe und ich freue mich auf einen gemütlichen Abend zu zweit, als King Kong sich entschließt, abends um zwanzig Uhr seinen Rasen zu mähen. Seit einer Stunde lese ich nur von Martins Lippen ab, denn verstehen kann ich ihn bei dem Höllenlärm nicht. Ich bin mal wieder auf Hundert. Jetzt reicht es mir und ich bin im Begriff, dem Affenvater an die Gurgel zu gehen. Aber Martin hält mich zurück.
»Leg dich nicht mit ihm an. Damit provozierst du ihn doch nur.«
So habe ich mir den Sommer nicht vorgestellt.
Als er am nächsten Morgen wie üblich seine Zigarette raucht und mir zuwinkt, drehe ich meinen Kopf demonstrativ zur Seite und würdige ihn keines Blickes. Das Spiel wiederholt sich noch einige Male, bis er seinen Kugelbauch über die Straße schiebt und mir zuruft »Hast du was, Lotte?«
»Ja, ich habe was. Ich habe eine Stinkwut auf dich. Ich bin es leid, dir immer wieder zu sagen, wie sehr du mich und die anderen Anwohner mit deinem Krach belästigst. Kein anderer Nachbar außer dir, mäht abends um acht Uhr seinen Rasen, während andere im Garten zu Abend essen. Kein Mensch außer dir, schneidet am Sonntagmorgen um sieben Uhr seine Hecke und brüllt in Fäkalsprache über die Straße. Niemand außer dir, lungert ständig im Vorgarten herum und beobachtet die anderen Mitmenschen. Und weißt du auch warum? Wir haben alle ein Leben und einen Anspruch auf ungestörte Privatsphäre. Such dir endlich eine Frau und verziehe dich von der Straße in deinen Garten hinter dem Haus. Du nervst uns!«
Wenn das Wetter mitspielt, werde ich meinen Geburtstag im Garten feiern. Sören und Franz haben ein Zelt aufgestellt und sollte es doch regnen, kann ich mit meinen rund zwanzig Gästen auch in der Küche feiern. Linde und Caruso kommen auch. Aber ohne Albert. Einer muss sich schließlich um die Tiere kümmern. Sunny hat versprochen die beiden vom Flughafen abzuholen und sie nach der Feier in ein nahegelegenes Hotel zu fahren. Anja geht mir am Vormittag mit den Erdbeeren zur Hand, die Sergio am Morgen mit den Worten lieferte
»Und eine Stiege spanische Plattpfirsiche für dich. Das ist mein Geschenk. Ich weiß doch, wie sehr du sie magst.«
Ich schlage vor, eine zweite Bowle damit zu machen, aber Anja schüttelt den Kopf.
»Jetzt muss ich dir Geralds Überraschung doch schon verraten. Er schenkt dir für den heutigen Abend unseren Barkeeper. Manuel soll Cocktails für dich und deine Gäste mixen. Der Junge ist genial und hat gerade einen Wettbewerb gewonnen. Rund hundert köstliche Kreationen hat er auf Lager.«
Während die ersten Gäste eintrudeln, telefoniere ich mit Maria. Sie hat mich und meinen Geburtstag nicht vergessen.
»Es ist so schön geworden, Carlotta. Du musst kommen und es dir mit eigenen Augen ansehen.«
»Ja, unbedingt. Bis bald.«
Meine Familie und meine engsten Freunde sind gekommen. Petrus ist gnädig mit mir und hat uns allerbestes Wetter beschert. Auf mein Drängen singt Caruso für uns und ich sehe alle Anwesenden tief beeindruckt. Martin unterhält sich mit seiner Mutter. Und er lacht sogar! Julian kommt in Begleitung, während O.J. als Single aufschlägt. Buche fragt, ob er die Musik lauter drehen darf. Aber ja. Zu gerne würde ich mit ihm tanzen, aber er rockt mit seiner Frau Ute ab. Langsam wird es dunkel und Anja hat schon einen gewaltigen Schwips. Offensichtlich hat sie es auf O.J. abgesehen. Die beiden bechern einen Hugo nach dem anderen und ihre Hände sind bereits da angekommen, wo sie eindeutig nichts zu suchen haben. Es ist schon weit nach Mitternacht, als Geralds Frage mich aufschrecken lässt.
»Wo ist sie?«
Im Garten ist sie auf jeden Fall nicht. Und Ottmar ist auch nicht zu sehen. Gerald erwischt die beiden im Magazin. Meine beste Freundin und mein schöner Ex Kollege haben Sex zwischen sechs Sorten frisch abgefülltem Senf.
»Mach hier keinen Aufstand«, sagt Anja zu ihrem wutschäumenden Mann.
»Du Dreckstück. Du mieses Dreckstück. Du schickst dich noch nicht
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