Ein letztes Mal ... (German Edition)
Schwiegertochter, und das kann ich nicht einfach abschütteln.“
Oje, nun flossen sie doch, die hormonell bedingten Tränen, als sie Ginger in einer neuen Rolle vor sich sah – als Großmutter ihres Babys. Warum nur konnte das kein Anlass zum Feiern sein? Weiß der Himmel, sie und Sebastian hatten oft genug von dem Tag geträumt, an dem sie Ginger Enkelkinder schenken würden.
Diesen wunderbaren Augenblick hatten sie erleben dürfen, als Sophie, gerade einmal zwei Tage alt, in ihre Familie kam.
Eine weitere Träne lief ihr über die Wange. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll außer danke, und dass ihr mir alle auch sehr viel bedeutet.“
Ginger zog ein Papiertaschentuch aus einer Messingdose, die auf einem Beistelltischchen aus Kirschholz stand. „Ich bin erleichtert, das zu hören.“
Während Marianna sich die Augen betupfte, machte sie sich auf das Wiedersehen mit den anderen Familienmitgliedern gefasst und hoffte, dass diese sie ebenso nett willkommen heißen würden. Ginger öffnete die Glastüren zur Veranda, von der aus man einen herrlichen Blick auf den Pool und das Meer hatte.
Als Einzelkind fühlte sich Marianna manchmal immer noch von Sebastians Familie regelrecht überwältigt. Sie ließ den Blick über die Veranda schweifen, wo die gesamte Familie versammelt war. Außer Kyle, der zweitälteste Sohn, der in der Air Force diente und gerade nach Afghanistan abkommandiert worden war.
Der General, Sebastians Stiefvater, legte Ginger einen Arm um die Schultern und lächelte Marianna freundlich zu. „Wir freuen uns, dass wir eine Chance haben, dich zu sehen, bevor wir nach Washington zurückkehren.“
Der ehemalige Air-Force-Pilot tat jetzt im Generalstab Dienst. Ginger und Hank Renshaw lebten abwechselnd in South Carolina und Washington, D.C.
Sebastians ältester Bruder Matthew saß mit seiner Verlobten Ashley an einem kleinen Ecktisch. Die beiden fütterten sich gegenseitig derart verliebt mit Käsekuchen, dass Marianna nervös ihr feuchtes Papiertuch in der Hand zerknüllte.
„Hallo, Marianna“, wurde sie von Jonah, dem jüngsten der Landis-Brüder, begrüßt, während er sich eine Locke seines zotteligen Haars aus der Stirn strich und sich gekonnt ein Minzbonbon in den Mund warf. Er hatte gerade sein Studium beendet und war dabei, sich zu „finden“.
Hundegebell lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Strand, wo Holly herumtobte – zusammen mit Sebastian.
Er hatte die Kanzlei frühzeitig verlassen? Überrascht wie sie war, gestattete sie sich einen Moment zuzusehen, wie er Frisbee mit ihrem zweiten Hund spielte – nun seinem Hund. Sebastian war offenbar schon vor einiger Zeit nach Hause gekommen, denn er trug Kaki-Shorts und ein Polohemd.
Sie wappnete sich gegen die unweigerlich anrollende Woge der Faszination, die sie erfasste. Der Wind zerzauste sein braunes Haar, als Sebastian, schlank und sportlich wie er war, leichtfüßig über den Strand lief. Was für ein Wahnsinn, dass sie sich jetzt noch stärker nach seinem Körper verzehrte als vor der Scheidung? War das eine seltsame Laune der Natur, dass man etwas begehrte, was man nicht haben konnte?
Oder konnte es ein weiterer Nebeneffekt der Schwangerschaftshormone sein, die ihren Körper überfluteten?
Matthew Landis erhob sich von seinem Stuhl, eine Hand immer noch liebevoll auf der Schulter seiner schüchternen Verlobten. „Danke, dass du hergekommen bist, Marianna. Hoffentlich macht es dir nichts aus, die Pläne hier draußen durchzugehen.“
So gern sie sich auch von den Verlockungen eines harmonischen Familienlebens ferngehalten hätte, aber wer konnte sich schon dieser unbezahlbaren Aussicht entziehen? Die Aussicht auf den Strand natürlich, nicht auf Sebastian, verflixt.
Marianna konzentrierte sich ganz auf das Geschäftliche und bemühte sich, den Blick nicht wie magisch auf ihren gebräunten Ex zu richten, der gerade die Treppe heraufkam. „Ich bin gern hergekommen. Ross wird auch bald hier sein. Ein Unfall auf einer der Brücken hat ihn aufgehalten.“
„Hallo, meine Schöne“, rief Sebastian von der Treppe her.
Betretenes Schweigen breitete sich wie eine Gewitterwolke über den eigentlich schönen Abend. Holly rannte an Sebastian vorbei und löste die Anspannung, indem sie Marianna eine willkommene Ablenkung bot.
Sie lief Holly auf der Holztreppe entgegen, froh darüber, das Eis mit Sebastian zu brechen, ehe sie ihm mit seiner ganzen Familie in Hörweite begegnen musste. „Du bist früh nach Hause
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