Ein letztes Mal ... (German Edition)
Familienmitglieder, die in verschiedenen Suiten und dem alten Kutschenhaus wohnten. Marianna parkte nun ihr Mercedes Cabriolet neben einer Gruppe rosaroter Azaleen. Bereits vor Monaten hatte sie ihre Fernbedienung für die Garage zurückgegeben.
Obwohl sie am Nachmittag eine lange Verhandlung mit einer wählerischen jungen Dame der High Society mit fragwürdigem Geschmack gehabt hatte und erschöpft war, freute sie sich darauf, den Tag hier zu beenden. Sie mochte Sebastians Bruder und dessen Verlobte sehr. Sie hatte die beiden wiederholt gefragt, ob sie nicht lieber einen anderen Innenarchitekten der Firma nehmen möchten. Aber sie hatten darauf bestanden, dass sie ihre erste Wahl sei.
Während sie die Treppe zum Haupteingang hinaufging, sagte sie sich, dass sie nicht nervös zu sein brauchte, weil sie gleich alle wiedersehen würde. Sie war eine Frau von siebenundzwanzig Jahren, die im Beruf erfolgreich war. Vom historischen Haus des Bürgermeisters bis hin zu einem kunstvollen Baumhaus, das sogar in einer Architekturzeitschrift vorgestellt worden war, hatte sie schon alles eingerichtet. Sie war als Beraterin einer Firma für modernes Wohndesign tätig gewesen, die in mehreren regionalen Märkten vertreten war. Zudem waren ihre einstigen angeheirateten Verwandten sehr nette Menschen. Sie würden sie nicht verdammen, nur weil sie die Scheidung eingereicht hatte.
Hoffte sie.
Während sie sich die Mappe mit den Farbmustern und Skizzen der Zimmereinrichtungen fester unter den Arm klemmte, griff Marianna nach dem Türknauf – dann zog sie die Hand zurück, als habe sie sich verbrannt. Sie gehörte nicht mehr zur Familie. Schweren Herzens läutete sie. Sie wollte diesen Abend überstehen, ohne erneut einen hormonell bedingten Gefühlsausbruch zu erleben und in Tränen auszubrechen, die anscheinend momentan sehr locker saßen.
Die Haustür ging auf, und ihre Exschwiegermutter Ginger stand vor ihr. Eine gepflegte schöne Frau mit grau-blondem Haar, in Jeans und einem kurzärmeligen Twinset mit Perlenkette. Niemand würde vermuten, dass sie eine der mächtigsten Politikerinnen des Landes war.
Obwohl sie neun Jahre lang eine Landis war, verschlug es Marianna gelegentlich immer noch den Atem, wie viel finanzielle und politische Macht es in einer Familie geben konnte. Sebastians vermögender Vater war US-Senator gewesen, und nach seinem frühen Tod war sein Sitz im Senat auf seine Frau übergegangen. Da Ginger inzwischen die besten Chancen hatte, die nächste Außenministerin zu werden, kandidierte ihr ältester Sohn für ihren bald freien Senatssitz.
Ginger umarmte Marianna herzlich und bat sie ins Haus. „Komm herein, meine Liebe.“ Ihr Lächeln war offen und nahm Marianna ihre Verlegenheit. „Du musst dich viel besser fühlen. Du strahlst ja richtig.“
Lag das an der Schwangerschaft? Mariannas Verlegenheit kehrte zurück.
„Äh, danke, Ginger.“ Ihre unsichere Stimme hallte im Foyer mit seiner hohen gewölbten Decke wider.
Ginger führte sie am großen Wohnzimmer vorbei, durch dessen Fensterfront die ersten Sterne am Himmel zu sehen waren. Auf den Holzdielen lagen helle Orientteppiche vor einer Sitzgruppe aus zwei Queen-Anne-Sofas, die mit einem hellblauen Stoff bezogen und weißen Posamenten verziert waren. Ohrensessel in einem cremigen Gelb standen an der Seite. Alles hatte zwar einen formellen Charakter, wirkte jedoch auch leicht und gemütlich.
Marianna hielt die Einrichtung für eine ihrer besten Arbeiten, da sie aus erster Hand wusste, wie die Familie lebte, und hatte alles entsprechend ihren Bedürfnissen entworfen.
Ginger drückte ihr den Arm. „Wir essen unser Dessert auf der Veranda. Ich habe eine Portion für dich aufgehoben, denn ich weiß ja, dass du leidenschaftlich gern Schokokäsekuchen isst.“
So gern Marianna diesen Besuch geschäftsmäßig abgewickelt hätte, ohne ein nettes Plaudern beim Essen, wurde sie nun doch vom ersten Heißhunger ihrer Schwangerschaft gepackt. Und für ein Stückchen Käsekuchen wäre sie über glühende Kohlen gelaufen. „Das war sehr aufmerksam von dir.“
Vor den hohen französischen Verandatüren blieb Ginger kurz stehen. „Auch wenn du und Sebastian nicht mehr verheiratet seid, so lieben wir dich immer noch.“ Das hatte sie schon einmal gesagt, aber es nach der Scheidung erneut zu hören, bedeutete Marianna viel, besonders, da nun ein Baby unterwegs war. Umso mehr, weil Ginger nichts von dem Baby wusste. „Du warst neun Jahre lang meine
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