Ein Liebeslied für dich - Miller, L: Liebeslied für dich
glänzte im Mondschein. Ihr Blick schien ihm nicht entgangen zu sein, denn er klopfte auf das Halfter, in der die Waffe steckte.
„Du rechnest damit, dass du schießen musst?“ Meg war mit Schusswaffen aufgewachsen. Auf der Triple M gab es genug davon, doch deswegen musste sie Waffen noch lange nicht mögen.
„Nur wenn es nicht anders geht.“ Brad sah seiner Schwester nach und ritt wieder an. Automatisch setzte sich auch Megs Wallach wieder in Bewegung.
„Was meinst du?“, wollte sie wissen.
„Wölfe.“
„Du würdest sie doch nicht einfach abknallen, oder?“
„Natürlich nicht, aber Wölfe sind nun mal Raubtiere. Livie ist zu Recht besorgt, dass sie das Blut aus Ransoms Wunden wittern und ihn jagen könnten.“
Meg lief es kalt den Rücken herunter. Wie Brad stammte auch sie von Ranchern ab und machte sich keine romantische Vorstellung von Wölfen. Sie waren nicht wie Hunde, sondern wilde Tiere, für die Rinder und Pferde nichts als Beute darstellten.
„Haie mit Beinen“, sagte sie leise. „So nennt Rance sie.“
Brad nickte nur. Vor ihnen war Olivia abgestiegen und beugte sich über etwas, das auf der Erde lag.
Als sie dort hinkamen, waren Olivias Satteltaschen geöffnet, und sie hielt eine Spritze gegen das Licht. Wegen der Dunkelheit und weil die Pferde nicht stillstanden, brauchte Meg einen Moment, um zu erkennen, um was für ein Tier sich Brads Schwester kümmerte.
Ein Hund lag blutend und zitternd auf der Seite.
Bevor Meg sich von dem Schock erholt hatte, sprang Brad aus dem Sattel und kniete sich neben das Tier – vermutlich ein Streuner, der einem Rudel Wölfe oder Kojoten zum Opfer gefallen war. Dass der Hund noch lebte, grenzte an ein Wunder.
Mit Tränen in den Augen beobachtete Meg, wie Brad dem Hund über eine bebende Flanke strich. Die Zärtlichkeit, mit der es tat, ging ihr ans Herz und löste in ihr etwas aus, das sie nie wieder hatte fühlen wollen.
Brad sah seine Schwester an. „Kommt er durch?“
„Ich bin nicht sicher. Auf jeden Fall muss die Wunde genäht werden.“ Sie setzte die Spritze an. „Ich gebe ihm ein Beruhigungsmittel. Sobald es wirkt, bringen wir ihn nach Stone Creek in die Praxis.“
„Was ist mit Ransom?“, fragte Meg. Sie kam sich so hilflos vor und das war sie nicht gewöhnt.
Olivia hob den Kopf. Sie als Tierärztin konnte das verletzte Tier nicht zurücklassen. Sie brachte es auch nicht fertig, es einzuschläfern, weil das einfacher gewesen wäre, als es in der Stadt zu versorgen. „Ich suche ihn morgen früh, sobald die Sonne aufgeht.“
Brad legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ransom ist schon so lange auf sich allein gestellt. Er wird es schaffen.“
„Hol mir einen Schlafsack, ja?“
Er kehrte zu seinem Pferd zurück.
„Was hat der Hund hier draußen gemacht?“, fragte Meg.
„Wahrscheinlich ist er herrenlos“, erwiderte Olivia, „oder jemand hat ihn am Highway ausgesetzt. Viele Leute glauben, dass Hunde in der Wildnis überleben können, aber das ist natürlich Unsinn.“
Meg stieg ab und berührte das Tier vorsichtig am Kopf. Es trug kein Halsband, aber vielleicht war es gechipt, dann würde Olivia den Halter ermitteln können.
Brad rollte den Schlafsack aus. „Können wir ihn jetzt bewegen?“
Olivia nickte. „Steig wieder auf!“, befahl sie ihrem Bruder. „Wir heben ihn an.“
Er pfiff nach seinem Pferd. Gehorsam kam es angetrottet, und er schwang sich in den Sattel.
Meg und Olivia hüllten den inzwischen bewusstlosen Hund in den Schlafsack und hoben ihn hoch, bis Brad ihn in die Arme nehmen konnte. Dann ritten sie schweigend zur Ranch zurück, wo er das Tier vorsichtig in Olivias Kombi legte.
„Ich bleibe hier und bringe die Pferde unter“, bot Meg an. „Dann kannst du Olivia in der Praxis helfen.“
Er nickte. „Danke.“
Seine Schwester warf ihr einen anerkennenden Blick zu, bevor sie sich zu dem Hund setzte. Brad stieg ein und startete den Motor.
Meg sah ihnen nach und führte die drei Vierbeiner in die Scheune, nahm ihnen Sattel und Zaumzeug ab, suchte die Hufe nach Steinen ab und versorgte die Tiere mit Wasser und Heu. Dabei musste sie immerzu an Brad und den verletzten Hund in Olivias Wagen denken.
Am liebsten wäre sie in ihren Blazer gestiegen und ihnen gefolgt, aber sie wusste, dass sie in der Praxis nur im Weg herumstehen würde. Deshalb fuhr sie zur Triple-M-Ranch zurück. Sie machte sich gerade Tee, als das Telefon läutete.
Sie warf einen Blick aufs Display – kein Name, nur eine
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