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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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als die Jungen, die wir kannten. Die waren einfach zu … normal.
    Als Raf dann auftauchte – groß, schlank, dunkles Haar, das ihm in die grauen Augen fiel –, waren sämtliche Mädchen in meiner Stufe hin und weg. Er hatte so was … er war etwas Besonderes.
    »Schwul«, meinte Jack herablassend, aber wir witterten etwas Magisches. Wir beobachteten Raf genau. Wie er unseren Blicken auswich, wie er sich in der Schulkantine allein an einen Tisch setzte … Wir erkannten die Zeichen: Raf war ein Engel. Oder ein Vampir. Auf jeden Fall kein gewöhnlicher Junge.
    Er war ja nicht mal bei Facebook. Und jemand hatte ihn dabei gesehen, wie er den alten Friedhof betrat. Wenn das nichts zu bedeuten hatte!
    Alle Mädchen rissen sich darum, in Chemie zur Partnerarbeitmit ihm eingeteilt zu werden. Sie wurden grün vor Neid, als Mr Pugh ihn neben wen setzte? Neben mich ! Von da an war ich jede Chemiestunde hellwach. Ansonsten war der Unterricht so langweilig, dass ich ihn in einer Art Trance verbrachte. Leider machten wir nur ganz selten Partnerexperimente. Ich weiß ja nicht, wer die Lehrpläne für britische Schulen aufstellt, aber das romantische Potenzial von Partnerarbeit wird eindeutig unterschätzt.
    Aus Büchern weiß ich, dass sich amerikanische Schüler während der Experimente ausgiebig unterhalten können. In England muss man die ganze Zeit nach vorn auf das Whiteboard glotzen und dem Lehrer zuhören. Bisher war es mir nur zweimal gelungen, im Unterricht ein paar Worte mit Raf zu wechseln, und beide Male wurde ich von Mr Pugh deswegen ermahnt. Immerhin konnte ich unauffällig Rafs lange schwarze Wimpern und stahlgraue Augen betrachten und seine schlanken Finger, die das Reagenzglas hielten. Ein Blick ins Klassenbuch verriet mir, wann er Geburtstag hatte, nämlich am dreizehnten Oktober. Aber auch an diesem Tag war er genauso verschlossen wie sonst.
    Jedes Mal, wenn er im Unterricht den Mund aufmachte, kicherten die anderen Mädchen albern und hofften, er würde endlich seine verborgenen Kräfte offenbaren. Ich machte da nicht mit, trotzdem kamen wir nie über naturwissenschaftliche Themen hinaus. Raf war anscheinend nicht sehr gesprächig. Und gebissen hatte er auch noch niemanden.
    Dass er übernatürliche Kräfte besaß, glaubte ich eigentlich nicht, aber ich hätte ihn gern näher kennengelernt.Ich fand, wir hatten etwas gemeinsam. Wir waren beide irgendwie Außenseiter. Klar, ich hatte Jack und Shazia und haufenweise andere Freunde (vierhundertfünfunddreißig bei Facebook), aber ich fühlte mich trotzdem oft einsam. Keine Ahnung, warum.
    Nach einem halben Jahr war ich kurz davor aufzugeben. Ich hatte alles versucht. Ich hatte jede Chemiestunde ein anderes Parfüm benutzt, ich hatte so getan, als würde ich die Hausaufgaben nicht verstehen, ich hatte ihm Kaugummi angeboten … und immer nur ein flüchtiges, leicht schiefes Lächeln geerntet. Aber mein zweiter Vorname ist schließlich Beharrlichkeit (Scherz – in Wirklichkeit heiße ich mit zweitem Vornamen »Jade«) und ich gebe niemals auf. Niemals. Das findet Paula wahrscheinlich so anstrengend an mir.
    Deswegen betrat ich jetzt das Internetcafé, das gar kein richtiges Café war. Die schäbige Einrichtung bestand aus ein paar Plätzen mit Computerbildschirmen, außerdem gab es einen Kaffeeautomaten und einen Kühlschrank mit Erfrischungsgetränken. Raf war nirgends zu sehen. Aber ich konnte ja trotzdem die Gelegenheit nutzen, meine Lottozahlen online zu überprüfen und mich in aller Stille von meinem Hauptgewinn-Traum zu verabschieden.
    Vor den Bildschirmen saßen zwei Typen. Der eine checkte seine Facebook-Seite, der andere spielte Online-Poker. Ich tippte dem Pokerspieler auf die Schulter. Er drehte sich mit ärgerlichem Gesicht um.
    »Bei wem muss man hier zahlen?«, fragte ich.
    Er schaute schon wieder auf den Bildschirm. »Der Typ da hinten.«
    Da entdeckte ich Raf. Er saß hinter dem Tresen am Ende des Cafés und las. Beziehungsweise er starrte auf das aufgeschlagene Buch, denn sein Blick war wie so oft leer und abwesend. Ein einsamer Blick. Ein trauriger Blick. Ein Blick, den nur die Liebe seines Lebens aufleuchten lassen konnte. Also ich – wer sonst?
    Ich vergaß vorübergehend den Lottoschein in meinem BH und lehnte mich über den Tresen. »Hi, Raf. Toll, dich hier zu treffen.« Er blickte auf und sah mich an, ohne eine Miene zu verziehen. »Äh … ich bin Lia«, schickte ich sicherheitshalber hinterher. »Deine Nachbarin aus Chemie.«
    Das klang

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