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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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abgesehen?«
    »Eher nicht. Oder bietest du jedem Typen, mit dem du schläfst, vier Millionen?«
    »Hör auf! Ich meine doch nur … eigentlich weiß ich gar nichts über ihn.«
    »Das hättest du dir früher überlegen sollen. Ich will dir mal was erklären, Lia. Wenn du erst mit einem Typen im Bett warst, macht er sich hinterher nicht mehr die Mühe, dir lang und breit etwas über sich zu erzählen. Außer er ist doch schwul, dann hätte er dir nämlich seine gesamte Familiengeschichte erzählt, damit du einpennst und er sich davonschleichen und in einem Schwulenclub in Soho amüsieren kann.«
    »Du bist ein widerlicher Schwulenhasser, das bist du. Raf ist trotzdem nicht schwul, aber ich gehe sofort zu Shazia und sage ihr, dass du sie nicht verdient hast.«
    »Meine überragende Intelligenz weißt du offenbar auch nicht zu schätzen«, gab Jack zurück. »Noch ’n Toast?«
    »Nein danke. Ich muss Raf suchen.«
    »Denk an meinen Rat.« Jack grinste breit. »Erst Fragen stellen, dann in die Kiste hüpfen!«

32
    Bereite dich auf wichtige Treffen gründlich vor.
    Die Melbourne Avenue lag am Rand von Tithe Green, dort, wo die Straßen breiter und die Häuser größer waren und Zweit- und Drittwagen in den breiten Einfahrten parkten.
    Die meisten Häuser waren sehr gepflegt. Die Hecken um die Vorgärten waren ordentlich geschnitten, die bunten Glaseinsätze in den Haustüren funkelten frisch geputzt. Haus Nummer fünf war eine Ausnahme. Die Villa lag hinter wild wuchernden Büschen und hohen Bäumen verborgen. Als das Eisentor scheppernd hinter mir zufiel, streifte ein Spinnennetz meine Wange. Die Sonne verbarg sich hinter einer Wolke und ein Windstoß fuhr durch das hohe Unkraut im Vorgarten. Eine schwarze Katze sprang aus dem Gebüsch, bleckte maunzend die spitzen Zähne und verschwand wieder. Als ich schließlich vor der Haustür mit dem abblätternden Anstrich und dem angelaufenen Löwenkopf-Türklopfer stand, war mir ziemlich mulmig zumute.
    Ach Quatsch. Ich würde einfach klopfen und nach Raf fragen.
    Die Tür öffnete sich quietschend. »Miss Latimer – das ist ja eine nette Überraschung! Kommen Sie doch herein.«
    Oh nein! In der halbdunklen Eingangshalle standRafs Vater, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und mit dunklen Bartstoppeln auf den hohlen Wangen. Seinen stechenden blauen Augen durchbohrten mich.
    Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrtgemacht und die Flucht ergriffen. Aber dafür gab es eigentlich keinen Grund. Ich schluckte und sagte: »Guten Tag. Ich möchte zu Raf.«
    »Rafael ist leider nicht da.«
    »Ach so. Na, dann …«
    »Aber er muss jeden Augenblick hier sein. Er hat gerade angerufen. Kommen Sie doch rein, dann können Sie auf ihn warten.«
    »Ich … ich weiß nicht …«
    Sein Blick hypnotisierte mich. »Bitte! Ich bestehe darauf.«
    Ich trat ein. Die Wände der Eingangshalle waren mit dunklem Holz verkleidet, von der Decke hing ein Kronleuchter. Ich folgte Rafs Vater in ein spärlich möbliertes Wohnzimmer, in dem es ein eingestaubtes pflaumenblaues Samtsofa mit Schnörkelbeinen gab. Am Fenster stand eine riesige Mahagonitruhe, die mich an Piratenschätze denken ließ, und vor den Fenstern hingen schwere dunkelblaue Samtvorhänge.
    »Oh!«, entfuhr es mir.
    »Ich lasse mal ein bisschen Licht herein.« Er zog den einen Vorhang einen Spalt auf, sodass man einen Streifen grauen Himmel sah. Dann fuhr er fort: »Ich muss mich dafür entschuldigen, wie es hier aussieht. Als ich noch hier gewohnt habe, war alles ganz anders. Aber setzen Sie sich doch.«
    Ich setzte mich aufs Sofa.
    »Wann haben Sie denn hier gewohnt?«
    »Das ist schon lange, lange her.« Sein Lächeln erinnerte mich an Rafs trauriges Lächeln, aber es hatte auch etwas Teuflisches.
    »Wenn Sie gar nicht mehr hier wohnen, warum sind Sie dann hier?«
    »Die Umstände zwingen mich dazu. Außerdem habe ich gewisse Verpflichtungen.«
    Er war noch mysteriöser als sein Sohn! Ich bekam eine Gänsehaut. »Lange, lange her«? War er etwa … Er war doch hoffentlich kein Geist, oder?
    »Ich möchte Sie etwas fragen, Lia.« Er beugte sich vor. Seine Zähne blitzten. Als ich Luft holte, atmete ich seinen leicht würzigen, seltsam verführerischen Geruch ein. Mir wurde ein bisschen schwindlig.
    »Äh … ja bitte?«, hörte ich mich piepsig sagen. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. Er behauptete, Raf hätte ihn angerufen. Raf hatte mir aber erzählt, dass er sein Handy so gut wie nie benutzte …
    »Ich möchte Ihnen einen

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