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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Vorschlag machen. Einen Vorschlag, der für Sie und für mich große Vorteile hätte.«
    Hilfe!
    »Ich …«
    »Lassen Sie mich bitte ausreden.« Ich hielt den Atem an. Draußen ächzten die Bäume im Wind, im Haus knarrte und knackte es und ein Rauschen erfüllte meine Ohren, übertönte seine Stimme und vernebelte mir das Hirn, sodass ich kaum mehr klar denken konnte.
    Ich riss mich zusammen. »Sie haben vorhin gesagt, dass Raf Sie angerufen hat, aber er telefoniert nie.«
    Ein Anflug von Ärger – und Schuldbewusstsein? – huschte über Nicks Gesicht.
    »Der Junge lebt noch im Mittelalter. Er schottet sich von seiner Umwelt ab und will von modernen Erfindungen nichts wissen. Er ist wirklich aus der Zeit gefallen.«
    »Aber …«
    »Deswegen bin ich ja so froh, dass Sie mit ihm befreundet sind. Rafael braucht Freunde – Freunde, die ihn im Hier und Jetzt halten. Er hatte es nicht leicht und daran bin ich nicht unschuldig. Aber Sie, meine liebe Lia, können mir helfen, Rafael das Leben zu erleichtern. Sie können ihn verwandeln.«
    Sein starrer Blick – musste er denn nie blinzeln? – und sein berauschender Geruch versetzten mich in eine Art Trance.
    »Ich … ich helfe Ihnen gern.«
    »Dieses Haus steht unter dem verhängnisvollen Bann einer verbitterten, rachsüchtigen Frau. Sie hat alle Macht an sich gerissen. Ich stehe mit leeren Händen da.« Sein Gesicht verzerrte sich. »Ich will nur wiederhaben, was mir von Rechts wegen zusteht! Helfen Sie mir, Lia – mir und meinem unglücklichen Sohn!«
    »Ja … aber wie?«
    »Es ist ganz einfach.« Er beugte sich tief zu mir herunter. Ich wich zurück und drückte mich in das Sofapolster.
    Das Rauschen schwoll an und schlug in einen schrillen Klagelaut um, ein herzzerreißendes Weinen. Ich schrie los.

33
    Zahl immer schön deine Steuern.
    Nick machte erschrocken einen Schritt zurück. »Lia? Geht es Ihnen nicht gut? Was haben Sie denn auf einmal? Herrje …«
    »Was ist hier los?« Ich erkannte Jaspers eisige Stimme und verstummte. Aber das Rauschen und Weinen ging weiter, bloß dass es außer mir keiner zu hören schien. Litt ich unter Halluzinationen? Verlor ich jetzt den Verstand?
    »Gar nichts ist los! Wir haben uns nur unterhalten. Ich wollte Miss Latimer einen Vorschlag unterbreiten … einen rein geschäftlichen Vorschlag …«
    »Na klar«, sagte Jasper ironisch. »Das glaube ich dir natürlich aufs Wort, Dad. Lia, ich entschuldige mich für das Benehmen meines Vaters. Herrgott, Dad, sie geht mit Raf in eine Klasse! Das ist sogar für dich ein bisschen zu jung. Carmen war immerhin neunzehn.«
    Ich war entsetzt und Nick offenbar auch. »Nein, Jasper, ich versichere dir … es ist nichts passiert, gar nichts …«
    »Das stimmt«, sagte ich. »Ich habe nur plötzlich Angst gekriegt, weil … weil Raf mich vor Ihnen gewarnt hat.«
    »Pfff!«, machte Nick. »Alles, was ich tue, tue ich nur für ihn, und ihm fällt nichts Besseres ein, als Sievor mir zu warnen? Wovor denn? Hat er etwa behauptet, ich sei ein Blutsauger?«
    Ich hatte es doch gewusst!
    Ich ging nicht darauf ein. »Und was ist das für ein Geräusch? Hören Sie das auch?«
    »Ich verstehe nicht, warum du das Ding überhaupt anstellst«, sagte Jasper. »Du reagierst doch gar nicht drauf.« Ich verstand kein Wort.
    »Ich wollte nur die Gelegenheit nutzen, mal mit Ihnen zu reden, Lia«, sagte Rafs Vater. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Was habe ich denn eigentlich getan?«
    Warum hatte er sich selbst als »Blutsauger« bezeichnet?
    »Ich geh schon.« Jasper nahm ein weißes Kästchen von der Fensterbank und drückte einen Knopf. Das Rauschen hörte schlagartig auf – das Schluchzen war immer noch zu hören.
    »Nein … bitte bleib hier …«, sagte ich, aber er war schon auf der Treppe. Die Stufen knarrten unter seinen Tritten. Dann verklang auch das Schluchzen.
    »Ich möchte ein Geschäft gründen und suche jemanden, der sich finanziell beteiligt«, sagte Nick, »und da sind Sie mir eingefallen, Lia. Ich war früher in der Modebranche, und so, wie Sie sich anziehen, wissen Sie Vintagemode zu schätzen, anders als meine Söhne. Früher war ich … man nannte mich den »Schneider der Stars«. Ich habe für viele Prominente Kleider entworfen: für Mick Jagger, Joan Collins … ich hatte als Erster die Idee, Prinzessin Diana in einen Catsuit zu stecken …«
    Das fand ich trotz allem spannend. »Echt? Cool.«
    »Aber es sind schwere Zeiten, meine liebe Lia, schwere Zeiten. Nach der Scheidung geriet

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