Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
oder der Richtigen begegneten.
Wir wollten endlich wissen, wie’s ging. Wir wollten uns beide gleich blöd anstellen, weil es dann nicht so peinlich war.
Wir wollten keine Riesensache daraus machen. Wir wollten es hinter uns bringen. Wir wollten das erste Mal mit dem allerbesten Freund beziehungsweise der allerbesten Freundin erleben.
Ich ließ mir die Pille verschreiben. Ich ging nicht zu unserem Hausarzt – das war mir zu peinlich –, sondern in die Beratungsstelle des Gesundheitszentrums. Die Ärztin maß meinen Blutdruck und erklärte mir, wie und wann ich die Pille einnehmen sollte. Drei Monate vor meinem sechzehnten Geburtstag fing ich damit an. Und danach nahm ich sie weiter. Ich fühlte mich damit erwachsener.
Jack hatte Geld gespart und wir googelten eine bezahlbare Pension in Finchley. Ich erzählte meinen Eltern, dass ich bei Roo übernachten würde, und Jack wollte sich auch eine Ausrede überlegen, aber dann wurde seine Großmutter krank und seine Eltern mussten zu ihr fahren.
Daraufhin passierte es auf seinem Ikea-Bett unter den Tottenham-Postern. Vorher tranken wir zusammen eine Flasche Wein und guckten eine DVD. Jack wollte einen Porno gucken, um in Stimmung zu kommen, aber ich hatte keine Lust, mit den Darstellerinnen mit ihren Volleyball-Titten und ihrer Reizwäsche verglichen zu werden, und sagte: »Nö. Das klappt auch so.«
Erst klappte aber gar nichts. Jedes Mal, wenn er mich anfasste, musste ich kichern. Er wurde knallrot im Gesicht und schimpfte: »Verdammt, Lia! Ich krieg keinen hoch, wenn du dauernd lachst!«
Dann kamen wir doch noch in Fahrt und knutschten richtig. Ich stellte mir vor, Jack sei Robert Pattinson(keine Ahnung, wen Jack sich vorstellte), und die Sache nahm ihren Lauf.
Na ja … Jack war ziemlich schnell fertig, worüber ich ganz froh war, denn ich lag unbequem. Sein Hüftknochen bohrte sich in meinen Oberschenkel. Aber es war trotzdem irre aufregend. Allein die Vorstellung: Ich bin sechzehn! Ich schlafe mit einem Jungen!
Damals reichte mir das vollkommen.
Auf jeden Fall war es voll okay und ich war froh, dass ich es gemacht hatte. Endlich war ich richtig erwachsen.
Aber das war’s dann auch. Wir waren Freunde, die einmal miteinander geschlafen hatten. Ein Mal. Ein einziges Mal.
Danach konnte ich weiter von Raf träumen – das erzählte ich Jack bloß nicht. Und Jack konnte weiter in Shaz verliebt sein – was er mir genauso wenig erzählte.
Hinterher duschte ich (mit Donnas Duschgel) und wir gingen raus. Auf der Straße überlegte ich, ob sich die Leute wohl darüber wunderten, dass ich nasse Haare hatte.
Als wir am Zeitungsladen vorbeikamen, sagte Jack plötzlich: »Scheiße, Lia, ich hab dir gar nichts zum Geburtstag geschenkt!« Er ging rein und fragte den Verkäufer, ab wann man Lotto spielen dürfte.
»Ab sechzehn«, sagte der Verkäufer, worauf wir einen Lachanfall bekamen und Jack mir den Schein kaufte. Ich stand am Tresen, roch wie Jacks Mutter, lachte mich kaputt und kreuzte die Zahlen an.
Ich rechnete keine Millisekunde damit, dass ich gewinnen könnte.
31
Lass deine Mitarbeiter und Angestellten
(Fahrer, Putzfrau usw.) eine
Schweigepflichterklärung unterschreiben.
Jack machte mir auf. In Sporthose und T-Shirt. Keine Donna, keine Shazia.
Es war wie immer. Einfach nur Jack und ich. Kein Geld, keine Mütter, keine Imame und keine Reporter konnten uns auseinanderbringen.
»Hi, Lia«, begrüßte er mich. »Wir müssen mal reden, glaub ich.«
Ich nickte und wir gingen hoch in sein Zimmer.
Wir setzten uns aufs Bett und ich schaute mich um. Auch hier war alles wie immer. Sein Zimmer war mir so vertraut wie mein eigenes. Sein Bücherregal: Horror, Krieg, Action, Der Herr der Ringe und Harry Potter . Modellrennautos und Fußballpokale, drei Deos, ein Rasierwasser. Und ganz oben auf dem Regal, sodass man ihn kaum sah, Mr Snowy, Jacks schmuddeliger Eisbär. Ich konnte mich noch an die Zeiten erinnern, als Jack Mr Snowy überallhin mitnahm. Als er einen Heulanfall bekam, weil er Mr Snowy bei seinem Onkel im Auto vergessen hatte.
Nein, mit Jack konnte ich mich niemals verkrachen. Ich kannte ihn so gut wie mich selbst und umgekehrt. Wir waren sozusagen ein und derselbe Mensch.
»Und, Jack? Hast du vor, der Presse von uns zu erzählen? Von … du weißt schon?«
»Quatsch!«, sagte Jack so entschieden, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. »Wir haben ausgemacht, dass wir es keinem sagen, und dabei bleibt es.«
»Was ist mit deiner Mutter?«
»Ach, die
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