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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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hektischer An-
und Abreisebetrieb. Die Busse mit den Touristen standen Schlange, um ihre
Fahrgäste abzuladen. Málaga war ein beliebtes Urlaubsziel, nicht nur für
Europäer. Es gab sogar Reisegruppen aus Asien oder den USA. Einen Großteil der
Andalusienfans stellten aber immer noch die Deutschen.
    Deshalb gab es auf der Anzeigetafel auch an diesem Tag sehr
viele Flüge in sämtliche deutsche Landesteile. Christina hatte also die Qual
der Wahl.
    „Und? Welchen Flieger nimmst du? Wo möchtest du nun hin?“,
fragte Pilar beim Anblick der Auswahl. Christina überlegte einen Moment.
Eigentlich war es ihr vollkommen gleichgültig. Einzig und alleine in ihre alte
Heimat, nach Düsseldorf, wollte sie nicht. Ihre Eltern hatten ihre einzige
Tochter schon lange aus ihrem Leben gestrichen. Sie war eine Schande für den
guten Ruf der Familie. „Was sollen denn da die Leute denken?“, hörte sie ihre
Mutter empörend ausrufen. Seit Jahren war schon kein Brief mehr von ihren alten
Herrschaften beantwortet worden, und wenn Christina aus dem Gefängnis angerufen
hatte, wurde sofort wieder eingehängt, sobald einer von beiden ihre Stimme
erkannt hatte. Christina hatte es dann irgendwann aufgegeben und sich nicht
mehr bei ihnen gemeldet. Wer weiß, ob es sie überhaupt noch gibt? Will ich
jetzt auch gar nicht mehr wissen, dachte Christina enttäuscht. „Egal! Ich nehme
das erste Flugzeug, das noch ein Plätzchen für mich hat.“
    Sie gingen zum Informationsschalter. Die erste Möglichkeit
zum Mitfliegen gab es nach Köln. Die Metropole am Rhein wäre gar nicht so übel.
In einer solchen Stadt könnte sie anonym bleiben, und es gab dort gute Hotels
wie Sand am Meer. Sie könnte Glück haben und Arbeit finden. Außerdem würde ihr
Köln wirklich viel bieten. Langeweile bekäme sie dort sicherlich nicht, und die
Rheinländer waren als freundliche und gesellige Menschen bekannt. Ja, Köln war
eine gute Wahl! Dort könnte sie heimisch werden. „Pili, das Ticket nehme ich.
Ich fliege nach Köln!“, rief sie fest entschlossen. Sie kaufte ein
One-Way-Ticket, Málaga – Köln  und checkte ihre Reisetasche ein.
    Bis zum Aufruf zum Einsteigen blieb nur noch wenig Zeit.
Christina musste sich langsam aber sicher in die Warteschlange vor der
Sicherheitskontrolle einreihen.
    Die beiden Freundinnen nahmen sich noch einmal in den Arm.
„Pili, ich danke dir für alles! Du hast so unendlich viel für mich getan. Ohne
dich hätte ich das Ganze nicht durchgestanden!“
    „Das habe ich doch wirklich gerne gemacht. Ich danke DIR,
dass ich dich kennen lernen durfte – dass es dich gibt, Christina!“ Pilar
versuchte ein Lächeln. „Und jetzt: Kopf hoch, muchacha! Du wirst es schaffen,
ich weiß das!“
    „Ja, hoffentlich. Adiós, Pili!“ Christina lief in Richtung
Zollkontrolle und versuchte den dicken Kloß aus ihrem Hals zu bekommen. Pilar
rief ihr hinterher. „Du kannst jederzeit zu mir kommen, Christina!“
    „Und du besuchst mich bald in Deutschland, versprochen?“
Christina war jetzt an der Reihe, und Pilar durfte sie nicht weiter begleiten.
„Versprochen!“, rief sie heftig winkend. Pilar schaute ihr noch nach, bis sie
ihre ehemalige Mandantin, die im Laufe der Zeit zu ihrer besten Freundin
geworden war, nicht mehr sehen konnte. „Viel Glück“, murmelte sie leise vor
sich hin. „Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt, Christina! Du hast es
verdient.“
     
    „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“
Dieser alte Chanson kam ihr gleich in den Sinn, als das Flugzeug die dünne
Wolkenschicht durchdrungen hatte.
    Ja, frei konnte man sich hier oben in 30.000 Fuß Höhe
absolut fühlen. Je mehr sie nachdachte, desto mehr überkamen sie jedoch
Selbstzweifel. Wie sollte das alles nur weitergehen? Sie war doch schließlich
kein junges Küken mehr, welches ein kleines Abenteuer erleben wollte. Es ging
hier um ihre Existenz. Sie war sich plötzlich überhaupt nicht mehr sicher. War
diese Entscheidung nicht doch ein wenig naiv gewesen? Hätte sie nicht doch
besser auf Pilar hören sollen und lieber noch eine Weile bei ihrer Freundin
bleiben, ihre Zukunft passender, eben erwachsener planen und in Angriff nehmen
sollen? Aber das war nun auch wieder charakteristisch für Christina Klasen. Ihr
kam eine Idee in den Kopf und setzte sich dort felsenfest. Und egal, was andere
ihr rieten – sie machte es immer nur so wie sie es wollte. Christina und ihr
oller Dickschädel! Die zwei gehörten unzertrennlich zusammen. Sie

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