Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
mir komplett vergangen! etc.).
SIE: Wie recht Sie haben, liebes Gräffchen! Wenn ich tapfer war und aus gewichtigen Gründen, die sich mir allerdings bereits drei Tage später nicht mehr erschlossen, längere Zeit auf Sex verzichtet habe, hat das immer geradewegs in die Katastrophe geführt: Entweder ich habe irgendwann in einer Bar haltgemacht und mich, ausgehungert und supermegageil wie ich war, vom Erstbesten (in der Regel also dem Allerschlechtesten) > abschleppen und uninspiriert begatten lassen. Oder aber, und das ist weitaus schlimmer, ich habe bei McDonald's haltgemacht und zwei große Tüten »Essen« gekauft.
Was hatte ich also erreicht mit meiner Askese? In null Komma nix war aus mir ein erbarmungswürdiges, sexloses Pummelchen geworden.
Merke: Der Verzicht auf Sex ist immer ein Fehler.
ZAHNSEIDE, die
Meterware. Hat mit Sex erst mal nix zu tun.
ER: Ich weiß nicht, ob das außer mir schon mal jemandem aufgefallen ist, aber Frauen brauchen ja mittlerweile mehr Zeit für die Zahnpflege als für die Renovierung der äußeren Fassade. Während unsereins die elektrisch betriebenen Interdental-Borsten in Gang setzt und dabei gerade so die vorgeschriebenen zwei Minuten einhält, brauchen Frauen etwa das Zehnfache an Zeit für ihre Zähne. So blockierte denn auch meine Ex beständig (morgens, abends und natürlich zwischendurch) das Bad, um sich das Gebiss zu scheuern, das Zahnfleisch zu massieren und anschließend mit Zahnseide den zweiten Putzgang einzuläuten; sie ist nie, nie, nie ungeputzt ins Bett gestiegen. Selbst wenn wir mal spät nachts angegeilt nach Hause kamen und ich quasi schon erste Steckversuche auf dem vorletzten Treppenabsatz vor unserer Wohnungstür – wohlwollend! empfangend! – probiert hatte, ging sie danach erst ins Bad zu ihrer Zahnseide und kam erst dann ins Bett, als ich schon längst schlief.
Ich weiß nicht, warum das so ist. Irgendwann fiel mir mal ein, vielleicht gibt es ja eine im Gegensatz zu uns Männern anders geartete, spezielle Verbindung zwischen der Frau und ihren Zähnen. Immerhin wurde mir als Kind von meinen peinlich berührten Eltern auf meine Frage: »Mami, was bedeutet Fotze?«, geantwortet, das sei ein anderes Wort für Zahnlücke. Später musste ich allerdings erkennen, dass das überhaupt nicht stimmt. Fotze heißt nämlich Schnauze, und das auch nur bei Ihnen, meine Liebe, da unten im Wald, also in Bayern.
SIE: Der Körper fault einem unter den Designerklamotten weg. Ich komme mir vor wie die Heldin von Stirb langsam. Dabei bin ich erst 30 (na ja, 35 ...). Früher war ich immer leicht übergewichtig, hatte abgekaute Fingernägel, furchtbare Frisuren und trieb keinerlei Sport. Einer meiner Ex-Freunde brachte mir dann mit Ende zwanzig bei, meinen Körper zu lieben. Und seit ich mir überlege, was ich dem edlen Tier füttere, das meinen Geist beherbergt, womit ich seine Haut pflege, welche Art Bewegung ihm wohltut, seit ich also diesen Körper wahrnehme, sehe ich auch, dass er sterblich ist.
Was hat das mit Zahnseide zu tun, fragen Sie sich? Nun ja. Zahnseide, Zungenschaber, Massage-Räder, auf die man sich setzt, um die Cellulite einzudämmen, all das sind recht demütigende Instrumente. Instrumente, die doch nichts ausrichten können gegen die allergrößte Demütigung: Man stirbt so langsam vor sich hin. Andererseits – will ich wirklich möglichst unversehrt in die Kiste kommen, mit intakten Zähnen? Oder lieber abgenutzt und abgehalftert von zu viel Alkohol, feistem Essen, einem Sturz beim Bergsteigen und Sex am laufenden Band? Das klingt jetzt vielleicht doof. Aber hallo – hier geht's um nichts Geringeres als die komplexe Beziehung zwischen Zahnseide und Tod! Man muss schon Louis Begley sein oder Philip Roth (beide ziemlich alt), um das halbwegs amüsant und gleichzeitig auch noch ohne Pathos zu absolvieren.
ZUBEHÖR, das
Was man außer zwei Leibern zum Sex benutzen kann.
SIE: Freaky Fritz ist kaputt! Genau dreimal hat er durchgehalten. Ich kann doch jetzt unmöglich in den > Sexshop rennen und reklamieren. Dabei hat der fast fünfzig Euro gekostet! Allein die Vorstellung, dass die Dame mir dann unsachgemäße Anwendung unterstellt und nachfragt, wozu genau ich Fritz denn wie genau benutzt habe ... Dabei hab ich wahrscheinlich nur den Stufenregler überdreht aus lauter Frust, weil es zwischen mir und der Echse so gar nicht lief. Jaja, das ist so mit Zubehör: Vaginalkugeln verfärben sich, ein Butt Plug ekelt jeden, der vermuten muss, man hätte
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