Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
löst in vertrauter Umgebung den beiderseitigen Hormonstau (seit der Trennung ist sooo viel ja noch nicht passiert, wenn wir ehrlich sind), man weiß, was zu tun ist, man ist aufeinander eingespielt etc. Und ein bisschen Aufregung kommt doch immer noch dazu ... ob sich nicht in der Zwischenzeit was verändert hat, ob sie was anderes probieren will, ob sie lauter stöhnt, ob sie frecher geworden ist oder so was in der Art, weil man doch von Frauen immer wieder hört, dass sie nach der Trennung »endlich befreit« sind und »auf einmal ein ganz neues Körpergefühl« haben und so weiter. Jedenfalls macht das die Sache vorübergehend noch mal spannend, bevor irgendwann die Luft richtig raus ist und sich das alte Theater einstellt. Na ja, oder bis einer von beiden jemand anderen hat und der/dem Ex endgültig die Zunge rausstreckt.
Aber bis dahin ist es okay.
SIE: Interessiert mich nicht. So alt und müde kann ich gar nicht werden, dass ich mich zu einem Typen ins Bett sehne, den ich schließlich nicht ohne Grund verlassen habe. Da mach ich mich lieber immer wieder auf die Suche nach dem flirrend Neuen, nach unbekannten Attraktionen und Sensationen.
AUSZIEHEN, das
Ablegen der Kleidung, bis aufs letzte Hemd, sprich: die Unterhose.
SIE: In Filmen sieht das immer so unfassbar geil aus, aber ich selbst habe trotz meines fortgeschrittenen Alters bislang in keiner einzigen Ausziehszene mitgespielt, die nicht irgendwie unangenehm war. Ich vermute mal, dass das an mir liegt und total unnötig ist. Leider habe ich keine Ahnung, was ich falsch mache. Zu schnell?, zu ungeduldig?, zu verklemmt? Hätte ich vielleicht das Licht ausmachen sollen, ehe ich meine Beine zur Schau stelle?
Und wie zieht man sich eigentlich vernünftigerweise aus in so einer Situation? Erst obenrum oder erst untenrum? Soll man ihn machen lassen, oder hilft man? Probleme, Probleme.
Inzwischen bevorzuge ich folgendes Szenario: Er zieht sich aus, während ich im Bett warte, oder ich komme im Morgenrock, den ich nur noch abstreifen muss, aus dem Bad. Oder zur Not: Beide sind schon im Bett und ziehen sich liegend gegenseitig aus. Bloß das ist immer so ein Geziehe und Gezerre, damit will ich eigentlich nichts zu tun haben. Jungs! Liebe, neunmalliebe Jungs! Ich möchte einmal fachgerecht und so lustvoll ausgezogen werden, dass ich schon komme, wenn mein Slip noch auf halb acht in meinen Kniekehlen hängt!
ER: Da sind wir jetzt ausnahmsweise mal einer Meinung. Etwas übertrieben gesagt: Ich kenne nicht einmal unangenehme Auszieh-Szenen, ich kenne überhaupt keine! Es ist mir ein Rätsel, wie die Dessousindustrie all diese Bedürfnisse nach einer theatralischen Jetzt-mach-ich-es-aber-spannend-Nummer am Kochen hält, ich weiß nicht, wer all diese Strip-Kurse für Hausfrauen besucht. Am Ende läuft es doch immer aufs Gleiche raus: Sie geht ins Bad und putzt sich beflissen die Zähne, und ich darf schon mal das Licht ausmachen.
BEGLEITMUSIK, die
Hintergrundsound beim Verkehr.
ER: Geht es in den Stellungskrieg, braucht man keine Marschmusik. Und wenn's denn sein muss, vergessen wir am besten schnell all unsere Vorlieben. Denn nichts ist tödlicher und wirkt dermaßen gefühl- und einfallslos wie Jungsmusik. Vergessen wir Rammstein, Chemical Brothers, Marylin Manson, Limp Bizkit und all die anderen Sachen. Das einzig probate Mittel für den Moment, wo man von Frauen was will, ist erwiesenermaßen jeglichen Anspruch auf Deutungshoheit und guten Geschmack zu unterdrücken. Am besten geht's und am erträglichsten ist es, wenn man irgendwas Frauenspezifisches einwirft, irgendwas, das ihnen das Gefühl gibt, dass sie ernst genommen werden mit ihrem weiblichen Selbst. Keine vordergründige Bumsmusik, sondern, sagen wir, Alanis Morissette, Sheryl Crow oder – meinetwegen – Madonna.
SIE: Frauen denken, dass Männer sie für ihre Ahnungslosigkeit in puncto Musik verachten. Während Männer noch jede drittklassige Punkband aus den 70ern kennen und es für sie gar nicht independent genug sein kann, hören Frauen Musik doch eher zum Bügeln oder damit sie die Flöhe nicht so husten hören oder damit sie beim Vögeln nicht einschlafen. Sex ist eine sensible Sache und kann sich aufs Schönste oder Unangenehmste ändern, je nachdem, welches Licht an ist und welche Musik läuft.
Als nicht sexgeeignet haben sich in meinem Schlafzimmer erwiesen:
- Hörbücher (man hört zu)
- Keimzeit (man hört zu)
- Till Brönner (total unsexy)
- Leonhard Cohen (zu plüschig)
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