Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
Kinder, ich muss euch enttäuschen. Zwar werde ich bestimmt die beste Vorleserin diesseits der Milchstraße sein, aber ansonsten eher unter der Kategorie »Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad« laufen.
Altern in Würde? Vergessen Sie das. Altern ist entwürdigend und gemein. Es fügt einem Schmerzen zu, von all den Demütigungen (man sieht fürchterlich aus, man darf nicht mehr arbeiten, keiner nimmt einen ernst) ganz zu schweigen. Also warum Angst und falsche Bescheidenheit nicht gleich ganz fahren lassen, schrille Sachen anziehen, den Leuten endlich mal die Meinung sagen und machen, wozu man Lust hat? Es ist ja eh bald vorbei!
Da fällt mir ein: Eigentlich könnte man mit diesem einen ganz und gar wunderbaren Aspekt des Alterns doch sofort anfangen ...
ER: Ich bin ja noch nicht sooooo alt, deswegen kann ich bislang nur Mutmaßungen anstellen. Indessen, was mich heute schon wundert ist, warum man als 60-jähriger Alter, der doch schon größere Atembeschwerden beim Treppensteigen in die definitiv geschmackvoll eingerichtete Dachgeschosswohnung bekommt, warum also so ein ergrauter Mensch noch gute Chancen bei halbwegs unverbrauchten Dingern hat. Warum schmeißt sich eine 30-Jährige an einen Kerl ran, der schon nach »alter Mann« zu riechen beginnt? Nicht, dass ich das grundsätzlich in Frage stellen will; klar, wenn es so weit ist und unsereins es bis dahin schafft, wird er froh sein, wenn er eine halb so alte Braut abschleppen darf ... Das Rätsel aber bleibt: Was findet die an einem? Ist es die kunstgerechte Routine? (Frauen sind ja eher Gewohnheitstiere.) Sind es die angenehm großen Abstände dazwischen (es geht schließlich nicht mehr jeden Tag)? Oder dass es dann umso länger dauert (braucht ja in dem Alter seine Zeit)? Wir werden sehen.
ANALVERKEHR, der
Stimulation beziehungsweise Penetration des Anus durch Penis, Zunge oder Sexspielzeug.
ER: Analverkehr oder auch Arschficken –das sind irgendwie keine schönen Worte. Aber die deutsche Sprache hat nun mal für das Geschlechtliche meistens eher unerquickliche Begriffe übrig, ich meine: > Möse, das hört sich doch an wie eine schlecht schließende Beifahrertür. Oder überhaupt »Geschlechtsverkehr«, das klingt eher nach »Kapitalertragssteuer« oder »Sonderausgaben«. Genauso haben es Analverkehr oder eben Arschficken nicht leicht, und leicht ist die Sache übrigens schon an sich nicht: Erstens gibt es für diesen Akt in Gegenden wie Saudi-Arabien, Iran, Singapur oder Kirgisien (bis 2003 auch in diversen amerikanischen Bundesstaaten wie Arkansas, Texas oder Missouri) durchaus langjährige Haftstrafen, fette Bußgelder oder auch Peitschenhiebe. (Wobei einen natürlich die Frage umtreibt: Wie wird eigentlich vor Gericht bewiesen, dass jemand anal verkehrte, wenn er den Vorgang nicht gleich per Handycam dokumentiert hat? Na, egal.) Zweitens ist Analverkehr definitiv nicht jedermanns Sache, vor allem nicht jederfraus. Frauen möchten ja lieber in den Arm genommen werden als in den Popo gevögelt. Dazu fällt mir folgende kleine Geschichte ein: Ein guter Freund, ein Mensch mit Migrationshintergrund, erzählte mir einmal, dass in seinem – eher südländischen, machohaften und vermeintlich homophoben – Milieu das Problem gar nicht in dem Umstand liegt, dass man Analverkehr (auch unter Männern) überhaupt betreibt, entscheidend ist vielmehr, welche Rolle man dabei einnimmt: Arschficken geht, In-den-Arsch-gefickt-werden ist indiskutabel. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Punkt auch hierzulande zwischen Mann und Frau eine gewisse Rolle spielt.
Noch ein Pro-Argument soll ja der sogenannte A-Punkt sein. Beim Analverkehr kann dieser Punkt, der sogar noch empfindlicher sein soll als der G-Punkt, bei Frauen stimuliert werden. Was und wo der A-Punkt aber genau sein soll – da fragen Sie mich jetzt zu viel.
SIE: In seinem analen Eifer hat der liebe Graff gar keine historischen Einlassungen gemacht. Etwa, dass von den alten Griechen auf uns gekommen sind: die Politik, die Medizin, die Juristerei und der Analsex. Und dass von diesen kulturellen Errungenschaften zumindest der Analsex keinerlei Schmerzen bereiten sollte. Ich ergänze: Gott sei Dank unterliegen die äußeren Schließmuskeln unserem Willen. Wenn Sie also jemand durch den Hintereingang nicht reinlassen will, will er/sie halt nicht, oder Sie haben sich nicht rechtzeitig genug bzw. nicht freundlich genug angekündigt. Viele Frauen schätzen Analsex als Geste der Unterwerfung, manche
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