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Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Titel: Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der Küche empfand er das gleiche intensive Vergnügen wie im Schlafzimmer. Es kam also nicht von ungefähr, dass er einer der meistrespektierten und bewunderten Chefköche war und ihm gleichzeitig der Ruf eines großartigen Liebhabers vorauseilte. Carlo empfand seine Talente als göttliche Fügung, doch gleichzeitig verlangte er sich selbst Perfektion ab. Seine Küche war genau durchdacht und ebenso perfekt für die Harmonie von Soßen und Gewürzen ausgestattet, wie sein Schlafzimmer bis ins Detail für die Verführung von Frauen eingerichtet war. Ja, Carlo Franconi glaubte fest daran, dass das Leben ausgekostet werden wollte, bis zum allerletzten Tropfen.
    Als das Klopfen an der Haustür durch die hohen Räume seines Hauses hallte, sprach er seiner Pasta noch einmal gut zu, bevor er sich die Schürze abband. Auf dem Weg zur Tür rollte er die Ärmel seines Hemdes herunter, allerdings hielt er es für unnötig, vor einem der antiken Spiegel im Korridor stehen zu bleiben, um sein Erscheinungsbild zu überprüfen. Er war nicht wirklich eitel, dafür aber umso selbstsicherer.
    Auf der Schwelle stand eine große, beeindruckende Frau mit bronzefarben getönter Haut und schimmernden dunklen Augen. Sein Herz schlug jedes Mal heftiger, sobald er sie sah. „Mi amore.“ Er nahm ihre Hand und küsste die Innenfläche, während um seine Augen ein vielversprechendes Lächeln spielte. „Bella. Molto bella.“
    Einen Moment lang stand sie reglos im abendlichen Dämmerlicht, dunkel, anmutig, mit einem Lächeln allein für ihn. Nur eine Närrin wüsste nicht, dass er Dutzende von Frauen auf diese Weise begrüßte. Sie war keine Närrin, aber sie liebte ihn.
    „Du bist ein Tunichtgut, Carlo.“ Die Frau konnte nicht widerstehen, sie streckte die Hand aus und fuhr mit ihren Fingern durch sein dichtes Haar. „Ist das eine Art, seine Mutter zu begrüßen?“
    „Es ist meine Art“, er küsste ihre Hand noch einmal, „eine schöne Frau zu begrüßen.“ Dann schlang er die Arme um sie und küsste sie auf die Wangen. „Und das ist die Art, wie ich meine Mutter begrüße. Ein glücklicher Mann, der beides tun kann.“
    Lachend erwiderte Gina Franconi die Umarmung ihres Sohnes. „Für dich sind alle Frauen schön.“
    „Aber nur eine einzige ist meine Mutter.“ Den Arm um ihre Taille geschlungen, führte er sie ins Haus.
    Wie jedes Mal freute Gina sich darüber, dass das Heim ihres Sohnes makellos sauber war, wenn auch für ihren Geschmack ein wenig zu exotisch. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie die arme Haushälterin die reich geschnitzten Türrahmen staubfrei hielt und Hunderte von kleinen Fensterscheiben streifenfrei putzen konnte. Und sie wüsste, wovon sie sprach, denn sie hatte selbst fünfzehn Jahre lang anderer Leute Haushalte geputzt und hielt seit vierzig Jahren den eigenen in Ordnung.
    Jetzt studierte sie seine neueste Errungenschaft – eine anderthalb Meter hohe Eule aus Wurzelholz, die irgendein kleines Beutetier in einer Klaue hielt. Eine gute Ehefrau, so sinnierte sie, würde den Geschmack ihres Sohnes auf weniger exzentrische Pfade lenken.
    „Ein Aperitif, Mama?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, nahm Carlo eine schlanke Flasche aus der Rauchglasvitrine. „Diesen hier solltest du unbedingt kosten“, meinte er und füllte zwei kleine Likörgläser. „Ein Geschenk von einem lieben Freund.“
    Gina stellte ihre rote Ledertasche ab und nahm das Glas an. Der erste Schluck war scharf und stark, gleichzeitig aber sanft und berauschend wie ein Kuss. Sie hob eine Braue und kostete ein zweites Mal. „Ausgezeichnet.“
    „Das ist er. Tatsächlich hat Anna einen hervorragenden Geschmack.“
    Anna also, dachte sie, eher amüsiert denn pikiert. Sie hatte schon Vorjahren gelernt, dass es keinen Sinn hatte, sich über einen Mann aufzuregen, vor allem nicht, wenn man den Mann liebte. „Sind alle deine Freunde Frauen, Carlo?“
    „Nein.“ Er hielt das Glas vor sich hoch und schwenkte sanft die Flüssigkeit darin. „Anna jedoch ist es. Sie hat mir den Likör zur Hochzeit geschickt.“
    „Zur ...“
    „Zu ihrer Hochzeit“, ergänzte Carlo lachend. „Sie war auf der Suche nach einem Ehemann, und da ich ihr damit nicht dienen konnte, sind wir als Freunde auseinandergegangen.“ Zum Beweis hielt er die Flasche hoch.
    „Hast du den Inhalt auf Gift testen lassen, bevor du davon getrunken hast?“, fragte Gina trocken.
    Er prostete ihr zu. „Ein kluger Mann achtet darauf, dass ehemalige Geliebte zu Freunden werden,

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