Ein Mann fuer Mom
«
»Ja«, beharrte Chelsea im Brustton der Überzeugung. »Mein
Vater meint, bei der heutigen Inflation ist ein Millionär, selbst ein Multimillionär, auch nicht mehr das, was er einmal war. «
Dann und wann wurde Eli überdeutlich daran erinnert, wie unterschiedlich seine und Chelseas Vorstellungen von Geld doch waren. Für ihn und seine Mutter stellten zweihundert Dollar eine Riesensumme dar, aber die Frau, die Chelseas Haare schnitt, berechnete dreihundert Dollar pro Besuch.
Chelsea lächelte. »Du kennst nicht zufällig einen unverheirateten Milliardär, oder? «
Sie scherzte, aber Eli lächelte nicht. »Aber selbstverständlich. Er... er ist mein bester Freund. «
Chelsea machte große Augen. Eine der Fähigkeiten, die sie besonders an ihm schätzte, war die, sie immer wieder überraschen zu können. Egal, wie gut sie ihn zu kennen glaubte - er hatte immer noch ein As im Ärmel. »Wo hast du denn einen Milliardär kennengelernt, und wie ist er dein Freund geworden? «
Aber Eli musterte sie nur schweigend. Die Miene kannte sie, und sie wußte, daß sie kein weiteres Wort aus ihm herausbekommen würde.
Zwei Tage später war es Eli, der ein Treffen im Sherwood Forest einberief. Und als er dann im Garten ihres Elternhauses auftauchte, hatte Chelsea seine Augen nie zuvor so glänzen gesehen. Fast befürchtete sie, er hätte Fieber.
»Was ist denn los? « wisperte sie, und ihr war klar, daß es etwas Entsetzliches sein mußte.
Mit bebenden Fingern reichte er ihr einen Zeitungsausschnitt. Höchst erstaunt las sie eine kleine Meldung über einen Mann namens Franklin Taggert, einen der Geschäftsführer von Montgomery-Taggert Enterprises. Er hatte einen kleinen Unfall erlitten und sich den rechten Arm zweifach gebrochen. Da er sich zur Rekonvaleszenz in eine einsame Hütte in den Rocky Mountains zurückgezogen hatte, mußten etliche Konferenzen und Vertragsunterzeichnungen aufgeschoben werden.
Als Chelsea fertig gelesen hatte, sah sie Eli verständnislos an. »Und? «
»Er ist mein Freund«, verkündete Eli so voller Hochachtung, daß Chelsea unwillkürlich Eifersucht empfand.
»Dein Milliardär? « erkundigte sie sich leicht abfällig.
Aber Eli schien ihre merkwürdige Reaktion gar nicht zu bemerken, als er vor ihr auf und ab zu laufen begann. »Es war schließlich deine Idee«, sagte er. »Manchmal vergesse ich, daß du eine Frau bist, Chelsea. Genau wie meine Mutter. «
Chelsea war sich gar nicht sicher, ob ihr diese Mitteilung gefiel.
»Du hast doch gesagt, ich soll einen Mann für sie suchen, einen reichen Mann, der sich um sie kümmern kann. Aber wie könnte ich die Sorge um meine Mutter irgendeinem x-beliebigen Mann überlassen? Es muß sich schon um einen Mann handeln, der sowohl über Verständnis als auch über Geld verfügt. «
Chelseas Brauen stiegen bis kurz unter ihren Haaransatz. Das war ja ein völlig neuer Eli.
»Die entscheidende Frage bestand darin, wie ich meine Mutter mit einem reichen Mann bekanntmachen sollte. Sie ist Krankenschwester, und in einundzwanzig Prozent aller Liebesromane gibt es einen verletzten oder kranken Helden und eine Heldin, die ihn wieder gesund pflegt. Daraus ergibt sich, daß ihr Beruf sie eigentlich mit reichen, verletzten oder kranken Männern in Kontakt bringen müßte, aber da sie in einem städtischen Krankenhaus arbeitet, und reiche Männer dazu neigen, private Schwestern zu engagieren, hatte sie bislang keine Gelegenheit dazu. «
»Verstehe. Und nun hast du vor, deiner Mutter einen Pflegejob bei diesem Mann zu verschaffen. Aber Eli«, wandte sie vorsichtig ein, »wie willst du ihn dazu bringen, deine Mutter einzustellen? Woher weißt du, daß er auch ein guter Mann ist, nicht nur ein reicher? Und woher willst du wissen, daß sie sich ineinander verlieben? Ich glaube, es hat mit physischen Vibrationen zu tun, daß man sich verliebt. « Das hatte sie irgendwo gelesen, und es schien auch das zu erklären, worüber ihre dämlichen Schwestern dauernd redeten.
Eli hob eine Braue. »Warum sollte ein Mann meiner Mutter widerstehen können? Mein Problem ist es bisher stets gewesen, Männer von ihr fernzuhalten - nicht umgekehrt. «
Chelsea hielt es für klüger, das nicht zu kommentieren. Eli dazu zu bringen, seine Mutter als normales menschliches Wesen zu sehen, war eine unlösbare Aufgabe. Er schien zu glauben, daß sie ein goldener Schein umgab. »Aber dann... « Sie zögerte, begann dann zu lächeln. »Les jeunes Robin und Marian. «
»Ja. Ich glaube,
Weitere Kostenlose Bücher