Ein Mann fuer Mom
Kathys Miene entnahm er, daß es zu Komplikationen kommen könnte. »Ja. Und? «
»Er hat seine Sekretärin mitgebracht«, sagte Kathy und lächelte noch breiter.
Mike begriff zwar nicht, warum ein Mann und seine Sekretärin eine solche Erheiterung verursachen sollten, aber dann trat Kathy zur Seite, und Mike sah zwei etwa zwölfjährige Kinder den Raum betreten. Der Junge war hochaufgeschossen, dünn, und seine Augen hinter den Brillengläsern erinnerten ihn an den intensiven Blick eines Habichts. Das Mädchen besaß die gelassene Selbstsicherheit einer zukünftigen Schönheit und, wenn er sich nicht sehr täuschte, Geld.
Für so etwas habe ich einfach keine Zeit, dachte Mike und fragte sich, wer diese Kinder zu diesem Besuch veranlaßt hatte. Schweigend bat er sie, Platz zu nehmen.
»Sie sind beschäftigt, wir auch, also werde ich gleich zur Sache kommen«, begann Eli.
Mike mußte ein Lächeln unterdrücken. Das Verhalten des Jungen war überraschend erwachsen, und er erinnerte ihn an jemanden, aber er wußte nicht an wen.
»Ich möchte, daß meine Mutter Ihren Bruder heiratet. «
»Ah, ich verstehe«, sagte Mike und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Und welcher meiner Brüder soll es sein? «
»Der älteste. Franklin. «
Mike rutschte fast vom Sessel. »Frank? « entfuhr es ihm. Sein ältester Bruder war eine Plage, so korrekt wie ein Metermaß und ungefähr so anheimelnd wie Maine im Februar. »Frank? Du willst, daß deine Mutter Frank heiratet? « Er beugte sich vor. »Sag mal, Junge, spielst du hier den Kuppler für deine Mutter oder was? «
Mit blutrotem Gesicht fuhr Eli von seinem Sitz hoch. »Mr. Taggert ist ein sehr netter Mann, und Sie können weder gegen ihn noch gegen meine Mutter irgend etwas sagen! «
Das Mädchen legte eine Hand auf Elis Arm. Sofort setzte er sich wieder, wandte aber den Kopf ab und sah Mike nicht an.
»Vielleicht sollte ich das ein bißchen genauer erklären«, sagte das Mädchen und stellte sich vor.
Das Mädchen beeindruckte Mike, als sie ohne große Umschweife von Elis Chance erzählte, nach Princeton gehen zu können, und von seiner Weigerung, seine Mutter allein zu lassen. Während diese Chelsea sprach, blickte Mike unverwandt Eli an und versuchte, sich die ganze Geschichte zusammenzureimen. Dieser Junge wollte also, daß ein Milliardär sich um seine Mutter kümmerte. Reichlich anspruchsvoll, oder?
Er änderte seine Meinung, als Eli plötzlich sagte: »Erzähl ihm das nicht. Er kann seinen Bruder nicht leiden. «
»Was soll sie mir nicht erzählen? « hakte Mike nach. »Und ich liebe meinen Bruder. Er ist nur dann und wann nicht leicht zu ertragen. Seid ihr sicher, daß es sich nicht um eine Namensverwechslung handelt? «
Eli zog einen Umschlag aus seiner Jacke, und Mike erkannte ihn sofort als das Privatbriefpapier, das Frank ausschließlich der Familie vorbehielt. Das war seine Art, zwischen privater und geschäftlicher Post zu unterscheiden. Familienmitglieder witzelten häufig, daß Frank seine privaten Briefbögen nie für Menschen verwenden würde, die nicht den gleichen Nachnamen trugen wie er selbst. Es ging sogar das Gerücht, daß Frank bei den höchst seltenen Gelegenheiten, bei denen er weiblichen Wesen etwas mitzuteilen hatte, ausschließlich Firmenpapier benutzte.
Und doch hatte Frank diesem Jungen ein Schreiben auf seinem privaten Briefpapier geschickt.
»Darf ich mal sehen? « fragte Mike und streckte die Hand aus. Eli wollte den Brief in seine Jacke zurückstecken.
»Mach schon«, drängte Chelsea. »Es ist wichtig. « Fast widerwillig reichte Eli Mike den Brief.
Langsam zog Mike den Brief aus dem Kuvert und las ihn. Er war handgeschrieben, nicht getippt. Soweit Mike wußte, hatte Frank seit dem Verlassen der Universität nichts mehr mit der Hand geschrieben.
Mein lieber Eli,
mit großer Freude habe ich Deinen letzten Brief gelesen. Deine neuen Theorien über künstliche Intelligenz hören sich phantastisch an. Ja, ich lasse jemanden überprüfen, was in dieser Hinsicht bereits unternommen wurde.
Eine meiner Schwägerinnen hat ein Baby bekommen, ein kleines Mädchen mit rosenroten Wangen. Ich habe einen Treuhandfonds für das Kind eingerichtet, aber niemandem davon erzählt.
Es freut mich, daß Dir Dein Geburtstagsgeschenk gefallen hat, und ich werde die Manschettenknöpfe, die Du mir geschickt hast, bei meinem nächsten Treffen mit dem Präsidenten tragen.
Wie geht es Chelsea und Deiner Mutter? Laß mich wissen, wenn sich Dein
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