Ein Milliardär entdeckt die Liebe
überzeugt, dass das alles von vornherein geplant war und ich Trottel ihnen auf den Leim gegangen bin.“
„Du musst sofort zur Polizei gehen und alles, was du weißt, zu Protokoll geben“, riet Jess sofort.
„Das ist gar nicht nötig … die Polizei wird nämlich schon sehr bald bei mir auftauchen“, erwiderte Robert tonlos. „Gestern Abend erst habe ich herausgefunden, dass Mr di Silvestri ein sehr ausgeklügeltes Sicherheitssystem hat einbauen lassen. Jeder, der für ihn arbeitet, hat einen persönlichen Sicherheitscode. Das heißt, sobald der bestellte IT-Experte sich daran setzt, sieht er sofort, dass es meine Karte war, die benutzt wurde, um den Alarm abzustellen.“
Jess überkam ein Schauder. Sie war entsetzt. Ganz offensichtlich hatten ihre Cousins Robert absichtlich bedrängt, um so Zugang zu dem Herrenhaus zu erhalten. Und der ältere Mann war zu naiv und gutgläubig und hatte ihnen tatsächlich abgenommen, dass sie nur Fotos machen wollten.
„Haben Jason und Mark Welch das Gemälde gestohlen?“
„Ich weiß nicht, was in dieser Nacht passiert ist. Ich habe ihnen nur den Code und die Karte überlassen, die am nächsten Morgen wieder im Briefkasten lag“, gab er bedrückt zu. „Irgendwann in der nächsten Woche warnten mich die beiden, ich solle bloß den Mund halten, und als ich sie dann auf den Einbruch ansprach, beharrten sie darauf, nichts damit zu tun zu haben. Sie wollen auch ein Alibi für den besagten Abend haben. Ehrlich gesagt, als internationale Kunstdiebe sehe ich die beiden nicht unbedingt. Aber vielleicht haben sie Code und Karte ja an jemand anders weitergegeben … Ich weiß es nicht.“
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen dachte Jess an Cesario di Silvestri, den italienischen Tycoon, aus dessen Haus ein wertvolles Gemälde gestohlen worden war. Letztendlich würde ihr Vater für den Diebstahl zur Verantwortung gezogen werden. Di Silvestri war kein Mann, der so etwas ungeahndet lassen würde, er war nicht der Mann, der vergab und vergaß. Wer würde überhaupt die Version ihres Vaters glauben? Dass Robert Martin seit über vierzig Jahren auf dem Halston-Anwesen arbeitete, würde kaum Gewicht haben, genauso wenig wie die Tatsache, dass er keine Vorstrafen hatte und einen guten Ruf genoss. Am Ende würde er als Verbrecher dastehen.
Als ihr Vater sie beim Abschied drängte, ihrer Mutter gegenüber kein Sterbenswörtchen verlauten zu lassen, runzelte Jess besorgt die Stirn. „Du musst Mum davon erzählen, so schnell wie möglich“, widersprach sie. „Stell dir nur vor, wie groß ihr Schock sein wird, wenn plötzlich die Polizei vor der Haustür steht und sie von nichts weiß.“
„Der Stress könnte sie wieder erkranken lassen“, gab Robert zu bedenken.
„Das kann niemand mit Sicherheit sagen, und so oder so gibt es keine Garantien, das hat uns der Arzt doch schon gesagt. Wir können nur auf das Beste hoffen.“
„Ich hab sie im Stich gelassen.“ Tränen schimmerten in Roberts dunklen Augen. „Das hat sie nicht verdient.“
Jess schwieg. Was hätte sie auch sagen sollen? Die Zukunft sah tatsächlich düster aus. Ob sie bei Cesario di Silvestri für ihren Vater vorsprechen sollte? Wenn sie allerdings an die eigene unbehagliche Beziehung zu dem Mann dachte, schien ihr das keine besonders gute Idee zu sein. Ein Mal war sie mit ihm ausgegangen – er hatte sie zum Dinner eingeladen. Ihrer Ansicht nach hatte sie keine andere Wahl gehabt, als die Einladung zu akzeptieren, schließlich war er der Arbeitgeber ihres Vaters und der wichtigste Kunde der Tierarztpraxis.
Noch immer begannen ihre Wangen zu brennen, wenn sie an jenen katastrophalen Abend zurückdachte. Alles, was schiefgehen konnte, war auch schiefgegangen. Heute hasste sie es geradezu, in die Ställe auf dem Anwesen zu kommen, wenn sie wusste, dass Cesario di Silvestri sich auf Halston Hall aufhielt. Sobald sie in seiner Nähe war, fühlte sie sich schrecklich verlegen, und selbst ihre berufliche Selbstsicherheit setzte dann zu einem rasanten Sturzflug an.
Nicht, dass er unhöflich zu ihr gewesen wäre, im Gegenteil. Sie hatte nie jemanden mit derart perfekten Manieren getroffen. Und sie konnte ihm auch nicht vorwerfen, dass er sie belästigt hätte. Seit jenem Abend hatte er sie nicht wieder eingeladen. Aber immer lag ein Funkeln in seinem Blick, wenn er ihr begegnete, so als würde er sich königlich über sie amüsieren.
Bis heute verstand sie nicht, weshalb er sie überhaupt eingeladen hatte. Sie entsprach
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