Ein Millionär, der an die Liebe glaubt
Schuhe, das nahe beim Schrank auf dem Fußboden lag. Wahrscheinlich hatte sie sie nicht ordentlich verstaut, weil das Baby angefangen hatte zu schreien und sie schnell zu ihm geeilt war.
Draco zuckte zusammen. Stefano. Himmel, wie er seinen Sohn vermisste! Die dunklen Augen, die Draco immer an seine Mutter erinnerten. Das Babylachen, wenn er ihn das Bäuchlein kitzelte. Das fröhliche Strampeln und Kieksen, wenn Draco das Kinderzimmer betrat.
Noch einmal atmete er tief durch, dann wollte er los und zum Flughafen fahren. Doch ein unerklärlicher Impuls ließ ihn innehalten. Irgendetwas zog ihn ins Zimmer seines Sohnes.
Obwohl er selbst nicht wusste, warum, öffnete er die Tür. Alles war mehr oder weniger wie immer. Der Wäschekorb voller Babysachen, die Türen des Schranks halb geöffnet. Und die Babywiege – er mochte gar nicht hinsehen. So leer, so still, so verlassen. Mit Mühe riss er sich zusammen und wollte sich schon abwenden.
Dann sah er es.
Die Wand hinter der Wiege war nicht mehr leer. Irgendwann innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden musste jemand das Wandbild fertiggestellt haben. Erstaunt stellte Draco fest, dass ein riesiger Drache den Großteil des Bildes einnahm. Das sollte eindeutig er sein – seine Drachenversion. Sein entschlossener Blick, seine blitzenden Augen schienen zu sagen: „Ich beschützte alle, die hier wohnen.“
In seinen Armen hielt der Drache eine wunderschöne Prinzessin mit wallendem schwarzem Haar. Eine Prinzessin, deren Gesichtsausdruck voller Liebe für die beschützende Kreatur war. Eine Prinzessin, die genau wie seine Frau aussah. Mit dem Schwanz hielt der Drache ein niedliches kleines Baby fest, das spitzbübisch dreinblickte.
Stefano.
Plötzlich musste er an Shaylas Worte zurückdenken, die sie gesagt hatte, als der Anruf wegen der Minen sie unterbrochen hatte. Gerade hatte er ihr die Suite, ein Haus oder eine Wohnung angeboten, damit sie ihre Freiheit bekam. Worauf sie erwidert hatte … Er runzelte die Stirn.
„Aber wenn ich jetzt gar nicht ausziehen will?“, hatte sie gefragt. „Wenn ich lieber bei dir bleiben möchte? Würdest du uns dann zwingen?“ Dabei hatte sie vielsagend gelächelt …
In diesem Moment wurde ihm alles klar. Es gab keinen Zweifel mehr. Und er wusste genau, was er jetzt zu tun hatte.
„Was sollen wir denn nun alle hier, Draco?“, fragte Sev ungeduldig. Er füllte zwei Tassen mit Kaffee und setzte sich dann wieder auf seinen Platz am Konferenztisch der Dantes. Eine Tasse reichte er seiner Frau, aus der anderen nahm er einen großen Schluck. „Du hast die gesamte Familie zusammengerufen, und jetzt sitzen wir schon zwanzig Minuten hier rum und drehen Däumchen. Also … Was machen wir hier?“
Draco war nun doch nicht wie geplant nach Atlanta geflogen. Es war nicht mehr nötig gewesen, als er erfahren hatte, dass Shayla und Stefano bereits auf dem Rückflug waren. Stattdessen hatte er das Familientreffen einberufen. „Was ihr hier macht? Die Frage hast du doch gerade selbst beantwortet, Sev. Ihr sitzt hier rum und dreht Däumchen.“
„Das ist überhaupt nicht witzig, du Komiker. Ich habe Wichtigeres zu tun als …“
„Hast du nicht.“ Draco ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen – seine Brüder, seine Schwester, Cousins, Ehefrauen, Eltern und Großeltern –, bis er schließlich Primo fixierte. „Es gibt viele Dinge zu klären, alte und neue. Und, das verspreche ich euch, sie werden heute alle aufgeklärt. Bis zum letzten Rest.“
Sein Bruder Rafe lächelte seine Frau Larkin an. „Wenn er so herrisch und bestimmend wird, laufen mir immer eiskalte Schauer den Rücken herunter.“
„Halt die Klappe!“, herrschte Draco ihn an, aber er lächelte dabei. Unruhig sah er auf die Uhr, überprüfte sein Handy auf eingegangene Nachrichten und schickte dann eine SMS ab. Plötzlich öffnete sich hinter ihm die Tür, und Juice trat ein.
„Sie sind vor knapp einer Stunde gelandet“, verkündete er in seinem dröhnenden Bass. „Kann sich nur noch um Minuten handeln, bis sie kommen.“
„Danke“, erwiderte Draco. „Gieß dir einen Kaffee ein und setz dich auf einen freien Platz.“
„He, Juice“, begrüßte Luc seinen früheren Angestellten lächelnd. „Was machst du denn hier?“
Der riesige, bärenstarke Mann schüttelte Luc die Hand. „Ich habe neue Informationen. Dein Bruder möchte, dass ich sie hier verkünde.“
Kaum hatte er sich einen Kaffee eingegossen, als sich die Tür zum Konferenzraum
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