Ein Millionär und Verführer
und Tina hätten nicht unterschiedlicher sein können. Tina konzentrierte sich vor allem auf die Schule und auf ihre sportlichen Aktivitäten, während Tami ihr Glück in Freundschaften suchte und sich leicht vom Lernen ablenken ließ. Aber sie waren beide sehr intelligent und hatten Zusagen von ihren Wunsch-Colleges bekommen. Jetzt kam es nur noch darauf an, dass Calista das nötige Geld dafür aufbrachte.
Bereits zum dritten Mal an diesem Tag ging Leo die Unterlagen über Calista French durch, die sein Privatdetektiv ihm zugeschickt hatte. Sie hatte ihm nichts als die Wahrheit erzählt. Sie war tatsächlich ein wichtiges Mitglied der wohltätigen Organisation, die das Fest organisiert hatte. Außerdem hatte sie an einer der besten Universitäten des Landes studiert und arbeitete seit einigen Jahren bei einer Versicherungsgesellschaft. Ihre Eltern waren tot, ihre Schwestern lebten außerhalb von Philadelphia bei einer Cousine von Calista.
Abgesehen davon, dass ihr Vater die Familie in den Ruin getrieben hatte und danach verstorben war, hatte Calistas einen absolut makellosen Lebenslauf.
Leo konnte sich vage daran erinnern, dass Clyde einst einen Mann mit dem Nachnamen French betrogen hatte.
Noch eine Leiche im Keller, dachte er grimmig. Dann warf er einen Blick auf das Foto von Calista und erinnerte sich an ihr strahlendes Lächeln und ihr ansteckendes Lachen. Verdammt, sie machte ihn einfach neugierig! Es mochte unklug sein, einer Frau nachzulaufen, die sein Vormund indirekt ruiniert hatte, aber Leo hatte es satt, sich von seiner Vergangenheit beeinträchtigen zu lassen. Kurz entschlossen zog er sein Handy aus der Tasche und wählte Calistas Nummer.
„Calista French am Apparat.“ Ihre Stimme klang weich und warm.
„Hallo, hier ist Leo Grant. Sie meinten doch, dass Sie nie die erste Einladung annehmen. Da dachte ich, ich versuche es mit einer zweiten.“
Er hörte sie überrascht einatmen. „Was für eine Überraschung, Mr. Grant! Woher haben Sie meine Nummer?“
„Ich habe meine Mittel und Wege. Stört Sie das?“
Sie zögerte einen Augenblick, was ihn merkwürdig nervös machte. „Nein, eigentlich nicht.“
Leo lächelte erleichtert. Kaum zu fassen, was diese Frau in ihm auslöste. Für einen Moment hatte er sich gefühlt, als wäre er erst fünfzehn. „Gut, dann treffen wir uns heute Abend um sieben im ‚Antoine’s‘. Ich schicke Ihnen einen Fahrer.“
„Tut mir leid, aber heute kann ich nicht.“
Irritiert hielt Leo inne. Hatte sie ihm gerade tatsächlich eine Abfuhr erteilt?! „Und wie sieht es morgen aus?“
„Morgen wäre toll“, erwiderte sie. „Aber bitte schicken Sie mir keinen Wagen. Ich möchte selbst fahren.“
Calista legte auf und atmete tief durch. Phase zwei des Plans war eingeleitet.
Am nächsten Abend wäre sie wegen eines spontanen Meetings fast zu spät gekommen. Erst nach sieben Uhr betrat sie das „Antoine’s“ und dankte ihrer Mutter gedanklich für all die Jahre, die sie in der Benimm-Schule verbracht hatte, wo sie gelernt hatte, auch unter den widrigsten Umständen die Fassung zu wahren.
Ein Oberkellner führte sie zu Leo an die Bar. Als Calista seinem Blick begegnete, verspürte sie ein Kribbeln im Magen. Ganz ohne Frage sah Leo einfach umwerfend aus, aber was sie wirklich nervös machte, war die Art, auf die er sie ansah. In seinem Blick lagen Stärke und Selbstvertrauen, eine Männlichkeit, die sie magisch anzog. Und das, obwohl sie Leo aus tiefster Seele dafür hasste, was er ihrer Familie angetan hatte!
Lächelnd ging Calista auf ihn zu. „Guten Abend, Mr. Grant.“
„Sagen Sie Leo, bitte. Haben Sie Hunger?“, fragte er, während der Kellner sie an einen Tisch am Fenster brachte.
„Sobald ich erst mal sitze und richtig angekommen bin, bestimmt.“
„Hatten Sie einen anstrengenden Tag?“
Sie nickte. „Wie immer gab es wieder kleine und große Katastrophen kurz vor Feierabend. Und wie war Ihr Tag?“
„Oh, ich habe mit einer Firma in China verhandelt. Es geht um eine Menge Geld, damit werden wir sicher noch eine ganze Weile beschäftigt sein. Möchten Sie etwas trinken? Eigentlich schulde ich Ihnen ja noch einen Margarita.“ Er zwinkerte ihr zu, und Calista merkte fast schon entsetzt, dass ihr die Knie weich wurden.
„Danke, aber ich denke, ein Glas Wein wäre jetzt genau das Richtige“, erwiderte sie schließlich. „In welcher Branche arbeiten Sie eigentlich?“ Natürlich wusste sie das schon längst, immerhin hatte sie viel Zeit
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