Ein Millionär und Verführer
morgens.
Da er sowieso nicht schlafen konnte, würde er eben gleich ins Büro fahren. Die Arbeit würde ihn schon wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Er war Leo Grant, ein Mann ohne Familie.
Als er spät am Abend nach Hause zurückkehrte, tobte ihm kein bellender Pooh entgegen.
„Wo ist der Hund?“, fragte Leo seine Haushälterin irritiert und sah sich suchend um.
„Oh, Mrs. Grant hat ihn mitgenommen“, erwiderte sie.
„Wie bitte?“, fragte er atemlos.
Meg nickte. „Mrs. Grant ist heute früh weggefahren. Sie hat gesagt, dass sie nicht weiß, wann sie wiederkommt.“
„Danke, Meg“, murmelte er leise. „Ich möchte jetzt gern einen Moment allein sein.“
Wie betäubt wankte er in sein Arbeitszimmer. Hatte sie sich nach dem vergangenen Abend dazu entschieden, ihn zu verlassen? Er wählte ihre Handynummer, doch die Mailbox ging sofort an. Wo war Calista?
Aus seiner Benommenheit wurde tiefer Schmerz. Calista war fort. Tami war fort. Pooh war fort. Und zwar, so befürchtete Leo, für immer. Verzweifelt stützte er die Ellenbogen auf und schlug die Hände vors Gesicht.
Wann war er nur so verletzlich geworden? Und wann hatte er begonnen, so viel für Calista zu empfinden? Er hatte sie von der ersten Sekunde an begehrt, doch irgendwann musste sie auch sein Herz erobert haben. Sosehr er sich auch dagegen gewehrt hatte: Er konnte nicht länger leugnen, dass er Calista brauchte. In ihr hatte er ein Zuhause gefunden.
Sie hatte ihm all das zurückgegeben, was er durch seine düstere Vergangenheit verloren hatte. Sie hatte seinem Leben einen Sinn gegeben. Er wollte für sie da sein, sie beschützen, sie glücklich machen.
Calista wusste alles über ihn, auch wer er wirklich war. Und trotzdem hatte sie sich in ihn verliebt. Durch sie konnte er sich mit anderen Augen sehen. Als einen Mann, der es verdiente, geliebt zu werden.
Ein letztes Mal versuchte er, diese Gedanken und Gefühle aus seinem Kopf und seinem Herzen zu verbannen, doch es war zwecklos. Nichts würde wieder so sein wie zuvor.
Er hielt es in dieser Villa nicht länger aus. Überall war Calista. Ihr Lachen, ihre Wärme, ihr feiner Duft schienen jedes Zimmer durchdrungen zu haben. Er musste fort von hier.
Kurze Zeit später ließ Leo sich von George in ein Hotel in der Innenstadt fahren. Das Penthouse kam für ihn nicht infrage, denn auch dort würden ihn die Erinnerungen an Calista heimsuchen.
Nachdem sie einige Minuten lang gefahren waren, ließ George das Fenster zum Fond herunterfahren und warf Leo durch den Rückspiegel einen langen Blick zu. „Wo ist Mrs. Grant?“, fragte er schließlich.
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Leo wortkarg.
„Na ja, geht mich ja auch nichts an“, murmelte George.
„Genau so ist es.“
„Aber du könntest versuchen, sie zu finden“, sagte George. „Wenn du sie wirklich willst.“
Er warf ihm einen finsteren Blick zu. Denn sein alter Freund hatte einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Leo sollte sie zurückholen? Er wusste, dass er Calista zu oft verletzt hatte und dass sie ihm nun nicht mehr verzeihen würde.
„Dazu ist es zu spät“, erwiderte er kalt.
Zwei Tage später war Leo mit den Nerven am Ende. In den vergangenen Nächten hatte er nur wenige Stunden geschlafen. In seinem Kopf drehten sich ununterbrochen die Gedanken an Calista und seine wiedergefundene Familie im Kreis.
Um sich zumindest ein bisschen abzulenken, vergrub er sich in seine Arbeit. Ihm war bewusst, dass er grauenhaft aussehen musste. Denn sogar sein Assistent näherte sich ihm nur noch vorsichtig, so als wäre er ein gefährliches Raubtier, das jede Sekunde zuschnappen könnte. Aber das war Leo gleichgültig.
An seinem dritten Tag ohne Calista erhielt er eine merkwürdige SMS.
Mr. Grant, Ihre Haushälterin hat angerufen. Es gibt ein Problem mit Ihrer Villa. Ihre Haushälterin hat darum gebeten, dass Sie sich umgehend dort einfinden. S. Miles
Leo rief seinen Assistenten sofort an. „Ich habe viel zu tun. Um was für ein Problem handelt es sich denn?“
„Ich weiß es nicht genau, aber am Telefon klang Ihre Haushälterin wirklich sehr durcheinander.“ Simon wirkte irgendwie nervös und unsicher.
„Rufen Sie sie wieder an, und finden Sie heraus, um was es geht!“
„Das habe ich bereits, Sir, aber es nimmt niemand ab.“
Leo runzelte die Stirn. „Was zur Hölle …?“, murmelte er verärgert.
„Soll ich George vorfahren lassen?“, fragte Simon zaghaft.
„Ja.“ Leo legte auf.
Seine sowieso
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