Ein Millionär und Verführer
schon miserable Stimmung hatte einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Je weiter sie sich der Villa näherten, desto wütender wurde Leo. Als George den Wagen auf den großen Vorplatz lenkte, sah Leo eine lange Limousine dort parken.
„Was geht hier nur vor sich? Halt sofort an!“, wies er George an und sprang aus dem Wagen.
Mit drei großen Schritten hatte er die Eingangstür erreicht und stieß sie auf. Drinnen herrschte absolute Stille. Zum ersten Mal, seit er hier lebte, war nicht einmal Meg da, um ihn willkommen zu heißen. Während Leo sich noch suchend umsah, wurde lautlos eine Tür geöffnet, und Calista schritt auf ihn zu.
Ihm war, als hätte er eine Erscheinung. Plötzlich stand sie vor ihm, seine Ehefrau, die er in den letzten Tagen ständig im Geiste vor sich gesehen hatte. „Was machst du denn hier?“, fragte er leise.
Sie sah ihm in die Augen und atmete tief durch. „Dich wütend machen.“
„Was soll das alles?“ Hin und her gerissen zwischen Verwirrung, Freude und Verletztheit, wich er ihrem Blick aus.
„Du kennst doch das alte Sprichwort: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen.“
„Ja, das kenne ich“, erwiderte er ungeduldig. „Aber wo warst du die letzten Tage? Warum bist du fortgegangen?“
„Ich musste es tun. Weil ich dich aufrichtig liebe, hatte ich keine andere Wahl.“
Bei diesen Worten war er wie erstarrt. „Calista, was redest du denn da?“, brachte er schließlich hervor.
„Ich habe Tami und Pooh zu meiner Cousine gebracht, und dann bin ich nach Atlanta zu einem deiner Brüder geflogen“, erzählte sie leise. „Und jetzt sitzen sie alle in deinem Wohnzimmer und warten darauf, dich endlich kennenzulernen.“
Für einen Augenblick glaubte Leo, ihm müsse das Herz stehen bleiben. „Alle?“
Calista lachte unsicher. „Nachdem sie erfahren haben, dass du noch lebst, konnte sie nichts mehr aufhalten.“ Sie sah ihn voller Wärme an. „Du willst es vielleicht nicht wahrhaben, aber du brauchst sie. Und sie dich auch. Ich weiß, dass ich eigenmächtig gehandelt habe, und wenn du mich deswegen niemals wiedersehen willst, kann ich das verstehen.“
Schimmerte da tatsächlich Liebe in ihrem Blick? Hatte sie all das nur für ihn getan, und das, obwohl er sie so brüsk zurückgewiesen hatte? Womit hatte er das verdient? Wie war es ihm nur gelungen, die eine Frau auf der Welt zu finden, die so lange hartnäckig an ihm und seinem erkalteten Herzen festzuhalten bereit war, bis er sich öffnete? Als er Calista in die Augen schaute, sah er zum ersten Mal seit einer Ewigkeit einen Hoffnungsschimmer. Es war die Hoffnung darauf, sich vergeben zu können.
Mit einem Satz war Leo bei ihr und schloss sie in die Arme. „Du bist ein Wunder, Calista“, flüsterte er. „ Mein Wunder. Bitte verlass mich niemals wieder!“
Calistas Augen füllten sich mit Tränen. „Sag das nicht, wenn du es nicht ernst meinst.“
„Aber das tue ich! Ich habe mich so lange dagegen gewehrt, aber jetzt kann ich mich nicht länger davor verstecken. Ich liebe dich, Calista.“
Fassungslos sah sie ihn an.
„Ja“, wiederholte er. „Ich liebe dich.“
Sie schluchzte auf und hob die Hand, um zart seine Wange zu berühren. „Ich dachte, dass du mir das hier niemals verzeihen würdest! Willst du wirklich, dass ich bleibe?“
„Für immer“, sagte er bewegt.
Eine einzelne Träne lief ihre Wange hinab. „Für immer“, wiederholte Calista leise und schenkte ihm das zauberhafte Lächeln, in das er sich schon vor so langer Zeit verliebt hatte.
Wie um ihre Worte zu besiegeln, berührte Leo ihre sinnlichen Lippen und küsste Calista innig. Erst nach einer Weile löste er sich wieder von ihr. „Und jetzt ist es an der Zeit, dass ich meine Familie kennenlerne“, sagte Leo fest.
Er nahm ihre Hand, und gemeinsam betraten Calista und er das Wohnzimmer.
Drei Männer mit dunklem Haar und dunklen Augen, die den seinen glichen, blickten ihn an.
„Ich kann mich leider nicht an euch erinnern …“, setzte Leo an.
„Das wissen sie schon“, warf Calista ein und lächelte ihm ermutigend zu.
Einer seiner Brüder trat vor. Leo kannte sein Gesicht von den Fotos aus Robs Bericht. „Aber wir uns an dich. Ich bin Rafe.“
„Ich weiß“, erwiderte Leo. „Ich habe den Bericht gelesen.“ Er hob den Blick und sah nacheinander seine anderen Brüder an. „Ihr müsste Damien und Michael sein.“ Zögernd fuhr er fort: „Ihr solltet von vorneherein wissen, dass ich in
Weitere Kostenlose Bücher