Ein Millionär und Verführer
bedeutete!
Kaum war ihr der Gedanke durch den Sinn gegangen, schämte sie sich auch schon dafür. Sie war ja nun wirklich die Letzte, die es sich leisten konnte, andere zu verurteilen. Seufzend schüttelte Calista den Kopf. Nun lag es an ihr. Sie musste die Dinge in die Hand nehmen. Sie wusste nur noch nicht, wie.
Am Abend sah Calista sich gemeinsam mit Tami einen Film an. Erst als ihre Schwester zu Bett gegangen war, fasste sie sich ein Herz.
Als sie mit Leo ein Glas Wein trank, sagte sie zaghaft: „Leo, ich habe ein Problem. Ich muss ein paar Rechnungen bezahlen, und da ich nicht mehr arbeite …“
„Oh“, erwiderte er und zuckte achtlos die Schultern. „Ich habe dir gleich nach unserer Hochzeit ein Konto eingerichtet. Wenn das Geld darauf nicht reicht, kannst du jederzeit meinem Buchhalter Bescheid sagen. Ich hätte dir das Scheckbuch schon früher gegeben, aber du wolltest ja auf keinen Fall mein Geld ausgeben. Du musst Tinas Studiengebühren bezahlen, oder?“
Calista nickte schweigend.
„Kein Problem. Brauchst du sonst noch etwas?“
Sie wich seinem Blick aus. „Ja, eine Antwort.“
„Und auf welche Frage?“
„Oh Gott, das ist mir so unangenehm.“
„Frag einfach!“
„Hast du deinem Vater auch nach deinem achtzehnten Geburtstag noch bei seinen Betrügereien geholfen?“
„Nein“, erwiderte er, und sein Blick wurde hart. „Ich bin weggelaufen, als ich sechzehn war. Manchmal bilde ich mir ein, dass man meine Taten mit meiner Jugend rechtfertigen kann. Aber die Wahrheit ist, dass ich genau wusste, was ich tat, und ich habe mich auch damals schon dafür gehasst.“
„Aber du hast dich von Grund auf geändert“, warf sie ein. „Sieh dir doch nur mal an, zu was du es gebracht hast!“
„Zu was habe ich es denn gebracht? Beschreib mir den Menschen, den du vor dir siehst!“
„Du bist ein Mann geworden“, erwiderte sie aufrichtig. „Du hast Verantwortung für deine Entscheidungen übernommen. Du bist impulsiv und intelligent, und auch wenn du es nicht glauben willst, hast du ein großes Herz.“
Er warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Auf Letzteres würde ich mich an deiner Stelle lieber nicht verlassen.“
Enttäuscht und frustriert runzelte sie die Stirn. „Aber es ist wahr. Allein wie sehr du Tami geholfen hast!“
„Das war nur eine Form der Wiedergutmachung.“
„Und was ist mit unserer Ehe? Du wolltest mich nicht aufgeben, trotz allem, was ich getan habe. Und das sagt viel über dich aus.“
„Wir hatten doch einen Deal.“ Sanft legte er ihr die Hand an die Wange. „Du bist mir wichtig, und ich begehre dich. Ich will für dich sorgen, aber ein Märchenprinz bin ich nun wirklich nicht.“
Schon wieder war es ihm gelungen, sich mit wenigen Worten aus der Affäre zu ziehen. War er wirklich nicht zu aufrichtigen Gefühlen in der Lage? Konnte er nicht lieben? Ach, und welche Rolle spielt das schon, dachte Calista. Immerhin war Leo bereit, Verantwortung für das zu übernehmen, was er ihrer Familie angetan hatte. Und das war das Einzige, was für sie zählte.
Doch als sie ihn ansah, wurde ihr klar, dass ihre Gefühle für Leo mittlerweile viel tiefer reichten, als sie bisher hatte wahrhaben wollen. Und es schmerzte, dass er ihre Liebe nicht erwiderte.
Am nächsten Morgen rief Calista Rob an.
„Ich würde dich gern treffen“, sagte sie, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
„Hast du den Scheck?“
„Ja, aber dafür musst du eine Einverständniserklärung unterzeichnen, in der du mir schriftlich gibst, dass du keinerlei Informationen, die meinen Vater oder Leo betreffen, an Dritte weitergeben wirst“, erwiderte sie kühl.
„Würde ich die Geschichte an die Klatschpresse verschachern, würde ich eine schöne Stange Geld damit machen.“
„Oder auch nicht“, antwortete Calista. „Leo ist kein Superstar. Er hat sich immer bedeckt gehalten, und die Presse interessiert sich nur am Rande für ihn. Sogar unsere Hochzeit hat es nur in die Randspalte geschafft. Wenn du Pech hast, zahlen sie dir nur einen Bruchteil von dem, was du von mir bekommst.“
„Halleluja“, murmelte Rob. „Da hat aber jemand über Nacht ganz schön was dazugelernt. Okay, um sieben Uhr in der Liberty Bar.“
„Nein“, widersprach sie fest. „Wir treffen uns um drei.“
„Geht nicht. Ich habe auch andere Aufträge. Sagen wir halb fünf, das bekomme ich hin.“
Recht war ihr die Zeit zwar nicht, aber Calista wollte das Ganze so schnell wie möglich vom Tisch haben.
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