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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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statutenmäßig den Preis nur für die gelungene Kommunikation auszahlen und ganz im Vertrauen gesagt: das Marskuratorium hat gar kein Interesse daran, daß der Preis überhaupt jemals zur Auszahlung gelangt. Augenblicklich sind wir unabhängige Herren eines Riesenvermögens, beinahe die Herren der Welt. Gewinnt morgen irgend jemand den Preis, so sind wir entweder seine Untergebenen oder wir müssen an anderer Stelle von vorne anfangen. Ich denke, Sie verstehen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Doktor Müller, »und eben deswegen bin ich zu Ihnen gekommen. Sie werden ohne weiteres einsehen, daß ich aufgrund meiner Errungenschaften das Unternehmen einer Marsexpedition mit anderen Kapitalisten bewerkstelligen könnte. Natürlich würden diese ihre Bedingungen machen. Ich würde den Preis gewinnen, aber jene würden den allergrößten Teil davon beanspruchen. Sie wären ihn jedenfalls los. Also denke ich, wir einigen uns.«
    »Und in welchem Sinne?« fragte Monsieur Durand.
    »Sie stellen mir alle Mittel zur Durchführung der Expedition zur Verfügung. Dafür machen wir einen besonderen Vertrag, demzufolge ich verpflichtet bin, von dem rechtmäßig gewonnenen Preis fünfundsiebzig Prozent an die juristische Person des Kuratoriums geschenkweise abzuführen.«
    »Gemacht!« rief Monsieur Durand und ließ den Syndikus des Kuratoriums kommen, um sofort alle darauf bezüglichen Verträge festzulegen.

3
    In den nächsten Monaten herrschte in einem der großen Fabrikwerke des Marskuratoriums lebhafte Tätigkeit. Maschinen schnurrten, elektrische Ströme flossen und in einem Geheimlaboratorium saß Doktor Müller, braute, hantierte und mischte wie ein Apotheker von Profession.
    Das Material, welches aus den Werkstätten hervorging, ein besonders zäher und fester Spezialstahl, unterschied sich äußerlich nur durch einen leichten Opalschimmer von dem gewöhnlichen Stahl. Aber er war in seiner Struktur verschieden von ihm. Bereits einmal abarisch gewesen, konnte er jeden Augenblick durch einfaches Besprengen mit der entsprechenden Flüssigkeit wiederum den Schwerestrahlen entzogen werden. Aus diesem Material nun wurde das Raumschiff gefügt. In der Hauptsache ein kugelförmiger Körper, der im Innern alle Bequemlichkeiten für die Reisenden enthielt. Selbstverständlich waren die erforderlichen Apparate für Lufterneuerung, Beheizung, Beleuchtung und so weiter reichlich vorhanden. Die Arbeiten gingen flott vonstatten und in wenigen Monaten war das Raumschiff vollendet.
    Um diese Zeit trat Monsieur Durand mit neuen Plänen hervor. Einmal wollte er Doktor Müller nicht allein fahren lassen, sondern die Reise mitmachen. Wenn man sich erinnert, wie behaglich ihrerzeit die drei Freunde Jules Vernes, die Amerikaner Barbicane und Nicholl, sowie der Franzose Michel Ardan zum Mond reisten, so wird man eine derartige Vermehrung der Reisegesellschaft gewiß nur mit Freude begrüßen können. Aber Monsieur Durand ging noch weiter. Er hatte sich immer mehr und mit liebevoller Aufmerksamkeit in die Müllerschen Pläne versenkt und war jetzt in der Lage, einen wertvollen Verbesserungsvorschlag zu machen. Es war ihm die Idee eines Richtrohres gekommen. Ließ man das Fahrzeug frei abschweben, so mußte es ja durchaus tangential fliegen. Ließ man es dagegen aus einem Rohr auslaufen, so konnte man seine Richtung innerhalb ziemlich weiter Grenzen beeinflussen. Man konnte ihm sofort eine Richtung geben, welche es direkt ans Ziel führen mußte. Auch Doktor Müller mußte das Zutreffende dieses Vorschlages einsehen und so wurde denn jene Vorrichtung erbaut, welche eine Zeichnung besser als alle Worte erklären können zur Darstellung bringt. Wir sehen auf ihr das gewaltige teleskopartige Rohr, aus welchem das Fahrzeug vor wenigen Sekunden ausgefahren ist.
    Doch greifen wir den Ereignissen nicht vor. Der Bau von Richtrohr und Weltraumschiff wurde fachgemäß durchgeführt. Dann wurde das Richtrohr im Kongostaat am Kongofluß selbst, gerade an der Stelle, an welcher dieser den Äquator schneidet, aufgestellt und dorthin auch das Raumschiff gebracht. Über alle diese Vorarbeiten waren nahezu zwei Jahre verstrichen, und im Herbst des Jahres 2110 war alles zur Abfahrt bereit und der Mars in günstiger Nähe. Der Tag der Abfahrt war herangekommen, und bereits am hellen Vormittag war die Richtung des Rohres nach den Berechnungen der Astronomen erfolgt und die Abfahrtszeit auf die Minute und Sekunde festgelegt. Das Raumschiff selbst lag in dem riesigen

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