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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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System setzt auch die Beschleunigung allmählich, wenn auch schnell steigend ein und praktisch spüren wir kaum etwas von der ganzen Abreise.«
    »Ich bin überzeugt, daß Ihr System einen bedeutenden Fortschritt darstellt und uns hoffentlich zum erwünschten Ziel bringen wird«, erwiderte Monsieur Durand, und dann taten die beiden Reisenden das gleiche wie die Zurückgebliebenen auf der Erde, nämlich sie begannen lebhaft und mit liebevoller Hingabe an das Gebotene zu frühstücken. Das hinderte sie freilich nicht, gelegentlich Blicke durch die an zahlreichen Stellen des Raumschiffes angebrachten Fensterscheiben auf die entschwindende Erde und den herannahenden Mond zu richten. Noch waren keine zwei Stunden vergangen, als die Erde bereits in Form eines gewaltigen leuchtenden Mondes am schwarzen Himmel hing, während der Mond selbst sie an scheinbarer Größe bereits erheblich übertraf und an die rechte Seite des Raumschiffes trat.
    »Wir hätten uns doch schwer machen sollen und aus der Anziehungskraft des Mondes beschleunigte Reisegeschwindigkeit holen«, meinte jetzt Doktor Müller.
    »Gewiß! Und dabei die Richtung nach dem Mars endgültig verfehlen«, unterbrach ihn Monsieur Durand. »Dann könnten wir bis in die Unendlichkeit im Weltraum umhertreiben und mit unserer Marsfahrt sähe es übel aus. Wir wollen vielmehr auf dieser ersten Reise lieber zu vorsichtig als zu kühn sein und solche Extrafahrten auf künftige Zeiten versparen.« Mit diesen Worten schloß Monsieur Durand die Debatte über dieses Thema, und die Reisenden verbrachten die folgenden Tage und Stunden teils im Gespräch, teils in der Beobachtung des gestirnten Himmels, soweit sie nicht der Ruhe und der Einnahme der regelmäßigen Mahlzeiten gewidmet waren. Nach der Uhr konstatierten sie, wann ein Tag verflossen war. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, da sie ja hier in ständigem Sonnenlicht reisten. Die Sonne durchflutete ihr Raumschiff und erleuchtete und erwärmte es mit ihren Strahlen. Auf der der Sonne abgewandten Seite indessen bemerkten sie den pechschwarzen gestirnten Himmel, und von Tag zu Tag wuchs an Größe und Leuchtkraft ein einzelner Stern, das Ziel ihrer Reise, der Mars. Bereits nach zehn Tagen stand er als blutroter Stern von Faustgröße am Himmel. Nach fünfzehn Tagen erinnerte er bereits an den Mond, und nach zwanzig Tagen sah man seine gewölbte Kugel mit allen ihren Einzelheiten im Weltraum schwimmen.
    »Jetzt wird die Sache kritisch«, begann nun Doktor Müller. »Unsere Astronomen mußten zwar mit dem großen Abfahrtsrohr nach Möglichkeit auf den Mars zielen, aber sie durften ihn unter keinen Umständen bis zum Treffen genau aufs Korn nehmen. Sollten Sie so genau gezielt haben, daß unser Raumschiff mitten auf die Marskugel trifft, so sind wir rettungslos verloren. Ich habe kein Mittel, um das Raumschiff alsdann in eine andere Richtung zu lenken. Während ich das Raumschiff wiederum schwer machen und dadurch recht eigentlich an das Ziel heranholen kann, wenn es etwa zu weit danebenging, habe ich keinerlei Möglichkeit, es von diesem Ziel zu entfernen. Haben wir also glatten Kurs auf die Marskugel, so müssen wir mit wenigstens dreißig Kilometer in der Sekunde auf seine Oberfläche stürzen und unser Untergang wäre damit sicher. Kommen wir dagegen schräg neben der Marskugel vorbei, so können wir uns im Augenblick des Vorbeifluges die Schwere wiedergeben und dadurch in eine Kreisbahn um den Mars herum einlenken. Weiter können wir die Geschwindigkeit unseres Raumschiffes während dieser Rundfahrt durch das Luftmeer so weit abbremsen, daß wir schließlich ohne jeden harten Stoß auf der Marsoberfläche landen. Nun, in wenigen Sekunden werden wir ja wissen, ob wir zersplittern müssen oder ob wir von unseren Astronomen richtig bedient worden sind.«
    »Sie sehen entschieden zu trübe«, begann jetzt Monsieur Durand. »Wenn uns unsere Astronomen wirklich genau gegen das Zentrum der Marskugel losgelassen haben, so haben wir immer noch Gelegenheit, uns vom einen oder anderen der Marsmonde von diesem gefährlichen Kurs abziehen zu lassen. Beobachten wir also beizeiten und benutzen wir nötigenfalls die Marsmonde als Notweichen.«
    Unter solchen Reden verging Stunde um Stunde, und die Marsscheibe begann einen immer größeren Teil des Himmelsraumes vor den Reisenden einzunehmen. Angestrengt beobachteten diese ihre Fahrtrichtung und behielten fortwährend den Marsrand im Auge.
    »Hurra, wir kommen glücklich vorbei«, rief

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