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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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endlich Doktor Müller nach mehrstündiger Beobachtung. »Wir brauchen vorläufig gar nichts zu tun. Unsere Astronomen haben erstaunlich gut gerechnet und gerichtet.«
    In der Tat wurde der Lauf des Raumschiffes immer schräger zur Marsoberfläche, und man konnte deutlich wahrnehmen, wie sich die Wölbung der Kugel unter dem Raumschiff in drehender Bewegung zu befinden schien.
    »Ein gutes Zeichen!« bemerkte Monsieur Durand. »Wenn wir gerade auf den Mars träfen, müßte er ohne solche scheinbare Drehung auf uns zukommen. Jetzt bemerken wir solche Drehung, wie sich die Felder vor unseren Augen drehen, wenn wir in der elektrischen Bahn mit fünfhundert Kilometern in der Stunde an ihnen vorbeifahren.« In der Tat hatten die Reisenden immer noch nicht das Gefühl des Falles. Die gewaltige Marsfläche schien unter ihnen vorbeizuziehen, während ihr Auge auf wolkige Gebilde, grünlichen Schimmer und bläuliche, an Wasserspiegel erinnernde Blitze fiel.
    »Er sieht nicht viel anders aus als unsere gute Erde, als wir sie verließen«, bemerkte Doktor Müller. »Aber jetzt ist es Zeit, daß wir uns etwas schwer machen, um im Bereich der Marsanziehung zu bleiben und den großen Pufferstoß in seiner Atmosphäre zu unternehmen.« Mit diesen Worten warf er einen Augenblick einen Hebel herum, und aus tausend feinen Röhrchen rieselte die schwermachende Flüssigkeit auf die Platten des Raumschiffes herab. Einen Augenblick nur war der Hebel geöffnet gewesen, aber man merkte deutlich die Wirkung. Die Marsfläche, welche sich bereits wieder ein wenig entfernt hatte, schien näher zu kommen, und die gerade Fahrt des Schiffes ging in eine kreisförmige über.
    Stunde um Stunde verrann, und immer näher kam die schnell vorbeiziehende Oberfläche des Planeten ihren Blicken. Als sie jetzt wieder, in die Beobachtung des Planeten versunken, am Fenster standen, zog Doktor Müller plötzlich die Hand von der Wand des Schiffes zurück.
    »Wir befinden uns bereits in der Marsatmosphäre«, rief er gleichzeitig. »Die Reibung ist so stark, daß sich die Wände bei einer Geschwindigkeit von rund vier Meilen in der Sekunde, die wir gegen diese Atmosphäre haben, merklich erhitzen. Wir dürfen nicht zu schnell fallen, nicht zu schnell in dichtere Luftschichten kommen, sonst schmilzt unser ganzes Raumschiff. Unsere Geschwindigkeit muß langsam vermindert werden.« Mit diesen Worten setzte er ein anderes Röhrensystem in Tätigkeit, durch welches ein beträchtlicher Teil des Raumschiffes wieder abarisch gemacht wurde, und gleichzeitig stellte er die Heizung des Schiffes ab, denn die Temperatur im Innern hatte bereits eine ungemütliche Höhe erreicht. Nur noch ganz langsam kam das Schiff der Marsoberfläche näher, aber während es Meile um Meile voranschoß, verlor es Kilometer um Kilometer seiner großen Eigengeschwindigkeit durch die Reibung in der Marsatmosphäre. Immer langsamer flog die Oberfläche unter ihm dahin, immer näher kam es ihr. »Wir müssen vorsichtig sein«, meinte Doktor Müller. »Mit einer Geschwindigkeit von höchstens noch ein bis zwei Metern in der Sekunde und mit einem Niederfall von höchstens einem Millimeter in der Sekunde dürfen wir irgendwo auf der Marsoberfläche landen, wenn wir unser Raumschiff nicht ernstlich gefährden wollen.«
    So begannen nun die Landungsmanöver. Nach Stunden war aus dem Weltraumschiff ein veritabler Luftballon geworden. Nur ein wenig schwerer als die ihn tragende Luft, senkte er sich ganz allmählich und mit leichtem Schwanken auf einen baumfreien Gebirgskamm hernieder, während seine Vorwärtsbewegung beinahe gänzlich aufgehört hatte. Zum Schluß noch ein leichtes Scharren und Schürfen. Dann hatte das erste Weltraumschiff der Erde auf dem Mars Anker geworfen.

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    »Arrivé!« sagte Monsieur Durand, als das Kratzen und Scharren aufgehört hatte.
    »In der Tat angekommen!« meinte Doktor Müller. »Auf diesem hohen Gebirgskamm liegen wir ganz gut. Die Waldungen beginnen erst fünfhundert Meter tiefer, und selbst wenn der Mars bewohnt wäre, brauchten wir seine Bewohner hier nicht zu fürchten. Bevor wir aber versuchen, unser Raumschiff zu öffnen, schlage ich vor, daß wir erst einmal Außentemperatur und Luftdruck messen. Dann wollen wir eine Probe der Außenluft untersuchen und, wenn das alles stimmt, dann wollen wir aussteigen.«
    Alsbald brachten die Reisenden ein Barometer und ein Thermometer aus dem Raumschiff ins Freie. Das Thermometer zeigte zehn Grad Celsius, das Barometer nur

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