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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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abgelegene Wasserwege befahren, verschiedene Indianerdörfer besucht und Tiere eingekauft. Unter anderm erstanden wir ein zahmes Baumstachelschwein, und im letzten Dorf entdeckte ich einen Binsenkorb, der einen halb ausgewachsenen Zitteraal enthielt. Den Zitteraal kaufte ich ebenfalls, und ich freute mich, ihn meiner Sammlung hinzuzufügen, da ich bisher noch keinen erworben hatte.
    Müde, aber zufrieden mit dem erfolgreichen Tag machten wir uns auf die Heimreise. Ich saß im Bug des Kanus; das Baumstachelschwein hatte sich zwischen meinen Füßen zusammengerollt und schlief. Hinter mir wand sich der Zitteraal hoffnungsvoll in seinem Korb. Die beiden Paddler saßen hinter meinem Freund im Heck und trieben unser etwas unsicheres Fahrzeug vorwärts.
    Auf das Entweichen des Zitteraals wurde ich durch das Baumstachelschwein aufmerksam gemacht, das in panischer Angst an meinem Bein heraufzuklettern suchte und wahrscheinlich, wenn ich es zugelassen hätte, bis zu meinem Kopf geklommen wäre. Ich wunderte mich über sein Benehmen und reichte das Tier meinem Gefährten, während ich mich im Bug des Kanus umblickte, um festzustellen, was es erschreckt hatte. Da sah ich den Zitteraal sehr entschlossen auf meine Füße zukriechen. Entsetzt sprang ich in die Luft, und als ich wieder im Kanu landete — zum Glück kippte es nicht um— , war der Aal unter mir durchgekrochen.
    Jetzt schlängelte er auf meinen Freund zu. Ich warnte ihn mit einem Ruf, worauf er, das Stachelschwein in den Armen haltend, aufstehen und aus dem Wege gehen wollte, aber das mißlang ihm, und er fiel rücklings zu Boden. Der Zitteraal schlüpfte an meinem zappelnden Freund vorbei und steuerte auf den ersten Paddler zu. Auch dieser Mann war, als er sich dem Aal gegenübersah, keineswegs tapferer als wir; er ließ sein Paddel sinken und traf Anstalten, das Fahrzeug zu verlassen. Die Lage wurde durch den letzten Insassen, den zweiten Paddler, gerettet. Anscheinend war er es gewöhnt, mitten auf dem Wasser Zitteraale in Kanus zu finden, denn er lehnte sich einfach vor und hielt den Fisch mit seinem Paddel fest. Ich warf ihm den Korb zu, und mit einigen schnellen Bewegungen schaufelte er den Aal wieder in sein Gehäuse.
    Wir waren alle sehr erleichtert und begannen sogar darüber zu scherzen. Der Retter reichte den Korb mit dem Aal seinem Kollegen, der ihn seinerseits meinem Freund aushändigte. Als mein Freund mir den Korb weitergeben wollte, fiel der Boden heraus, und abermals befand sich der Aal unter uns. Diesmal hing er zum Glück hufeisenförmig über der Seite des Kanus. Er kringelte sich krampfhaft, ein Plätschern ertönte, und unser Zitteraal war im dunklen Wasser verschwunden.
    Das war ein enttäuschendes Ende einer aufregenden Viertelstunde; doch wir brauchten den Verlust nicht zu bedauern, da wir uns später mehrere Exemplare beschaffen konnten.
    Ein großer Zitteraal ist imstande, sehr erhebliche elektromotorische Kraft zu erzeugen; er soll sogar Pferde und Menschen getötet haben, die in verschiedenen Teilen von Südamerika Flüsse durchquerten. Die elektrischen Organe liegen zu beiden Seiten der Wirbelsäule und durchziehen etwa vier Fünftel der Leibeslänge, so daß der ganze Fisch beinahe eine Batterie ist. Der Aal sieht eher wie eine große, dicke schwarze Schlange aus, wenn er dahinschwimmt; trifft er einen Fisch, so hält er plötzlich inne, sein ganzer Körper scheint zu schaudern, und dann sieht man den Fisch zucken, sich zusammenkrümmen und langsam sinken, entweder gelähmt oder tot, während der Aal hinflitzt und ihn verschlingt, und zwar immer den Kopf zuerst. Er gleitet zum Grund des Gewässers, liegt dort sinnend einige Minuten, schießt dann aufwärts, steckt die Nase übers Wasser und schnappt frische Luft, bevor er seine Suche nach einem neuen Opfer fortsetzt.

Dritter Teil

WANDERUNGEN IN ARGENTINIEN UND PARAGUAY

    Fünfzehntes Kapitel

Gürteltiere und Nandus

    Argentinien hat eine faszinierende Fauna, dort findet man ein ganz anderes Tierleben als sonst in Südamerika. Da fast das ganze Land aus weiten Grasflächen, den sogenannten Pampas, besteht, passen sich natürlich alle Geschöpfe dem Leben auf der offenen Ebene an. Die Pampas in Argentinien sind auffallend flach; steht man an einem Fleck, so dehnt sich das große Grasland nach allen Seiten so glatt wie ein Billardtisch, bis es sich am Horizont mit dem Himmel vereint. In dem hohen Gras wachsen Riesendisteln, die außer in der Größe unserer Distel ähneln. Sie werden

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