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Ein Ort wie dieser

Ein Ort wie dieser

Titel: Ein Ort wie dieser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-Aude Murail
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blöd!«
     
    Cécile fand ihre Erstklässler völlig verstört vor. Eglantine schluchzte, Robin lutschte mit glasigem Blick am Daumen, Baptiste und Tom imitierten einen Kung-Fu-Kampf, Louis wiederholte verängstigt: »Können Eltern denn inss Gefängniss gesteckt werden?«
    Philippine und Audrey, Lisa und Claire schmiegten sich aneinander wie eine kleine Herde, die vom Wolf bedroht wird. Cécile drückte erst Toussaint, dann Démor ans Herz. Aber sie fühlte sich nicht stark genug, das neueste Abenteuer von Kicko-Kack zu erzählen, dessen Eltern von Jägern in einen Käfig gesteckt worden waren. Diesmal war der Hase k.o. Und die Kinder ebenfalls.
    Monsieur Montoriol spürte, dass der Unterricht nicht normal laufen konnte, vertraute seine Schüler Alphonse an und machte eine Runde durch die Klassen. Er begann mit den Erstklässlern.
    »Setzt euch auf euren Platz«, sagte er. »Ich möchte absolute Ruhe.«
    Das war in wenigen Sekunden erreicht. Die Kinder sehnten sich nach Beruhigung.
    »Ihr habt erfahren, dass eure Klassenkameraden Toussaint und Démor heute Morgen Kummer haben. Aber ihr wisst auch, dass sie heute Mittag in der Kantine essen, dass sie heute Abend bei Omchen schlafen werden. Wir schützen sie, so wie es Eltern tun.«
    Er hielt kurz inne, da er spürte, dass die Rührung ihn zu überwältigen drohte.
    »Gut … Wir alle, die Kleinen wie die Großen, machen manchmal schwierige Momente durch. Aber ihr seid hier, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Ihr seid hier, um eure Zukunft vorzubereiten, und niemand kann euch daran hindern. In der Schule seid ihr geschützt. Ihr seid in Sicherheit. Wenn ihr an eure Schule denkt, dann denkt an eine Burg. Ines, wie sieht eine Burg aus?«
    »Die hat ganz hohe Mauern, und man kann nur über die Zugbrücke hineinkommen.«
    Georges drehte sich zu Cécile um und schien zu denken: Was für ein bemerkenswertes kleines Mädchen!
    »Genau so ist es. Ganz hohe Mauern. Und von 8 : 45  Uhr bis 16 : 30  Uhr ziehen wir die Zugbrücke hoch. Alle Sorgen der Welt müssen auf der anderen Seite der Mauern bleiben. Heute werdet ihr lesen, schreiben und rechnen wie gewöhnlich. Nicht wahr, Démor?«
    »Mmmja.«
    »Ja, Monsieur«, wies Georges ihn zurecht.
    »Ja, Monsieur«, wiederholte Démor und rutschte auf seinem Stuhl herum.
    Daraufhin ging Monsieur Montoriol in die Klasse von Melanie Muller, während die Kinder auf Céciles Vorschlag hin ihre Filz- und Bleistifte herausholten.
    »Ihr zeichnet eine Burg«, wies Cécile sie an.
    Und an diesem Montag zeichneten Audrey, Tom, Eglantine, Claire, Vincent, Lisa, Baptiste, Jean-René, Steven, Maeva, Robin, Louis, Démor, Toussaint, Philippine, Floriane, Ines und Marianne jeder seine Burg.
    »Ich zeichne miss in der Burg drin«, erklärte Louis.
    Alle anderen machten es genauso. Aber trotz allem belagerten Démor und Toussaint in der Zehn-Uhr-Pause mit gequälten Gesichtern das Büro von Monsieur Montoriol.
    »Was habt ihr?«, fragte Georges ein bisschen ungeduldig. »Könnt ihr nicht spielen gehen?«
    Toussaint hob den Arm wie im Unterricht: »Wir haben nur eine Frage.«
    »Na, los, junger Mann, stell sie.«
    »Kann man eine Burg als Tchip Burger machen?«
    »Wie bitte?«
    Die beiden kleinen Jungen sahen sich an, sie saßen ein wenig in der Klemme: Es war schwer zu erklären.
    »Weil nämlich auf den Zeichnungen, die wir gefunden haben, da ist die Schule ein Tchip Burger«, präzisierte Démor.
    »Was? Was für Zeichnungen?«
    »Die sind in meinem Ranzen«, antwortete Toussaint. »Soll ich sie holen?«
    Georges verdrehte resigniert die Augen, und ein paar Sekunden später hielt er drei Blätter mit Zeichnungen in den Händen. Die erste zeigte sehr getreu die Louis-Guilloux-Grundschule.
    »Ja, aber, was ist …«
    Mehr konnte er nicht sagen. Er hatte gerade die nächste Zeichnung gesehen.
    »Wo habt ihr das gefunden?«
    »Im Tchip Burger. Das lag auf dem Boden, in einem Umschlag«, antwortete Démor, der ziemlich stolz auf das Interesse war, das seine Entdeckung hervorrief.
    »Wo ist der Umschlag?«
    »Den hab ich weggeworfen.«
    Georges verdrehte erneut die Augen. Man würde also nicht wissen, an wen diese mysteriöse Sendung geschickt worden war.
    »Wart ihr zusammmen mit Omchen im Dings-Burger?«, fragte Georges. »Hat sie den Umschlag gesehen, ja?«
    Die jungen Baoulés nickten. Es war nicht alles verloren, dachte Montoriol. Er würde Omchen in der Mittagspause fragen.
    »Ich behalte die Zeichnungen«, sagte er den beiden

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