Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ort wie dieser

Ein Ort wie dieser

Titel: Ein Ort wie dieser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-Aude Murail
Vom Netzwerk:
Kindern. »Und ich gebe euch mein Wort, dass niemals jemand eure Schule in ein … ein … Dingsda verwandeln wird.«
    Démor kam ihm zu Hilfe: »In einen Tchip Burger.«
    Georges war derart irritiert, um nicht zu sagen besorgt, dass er Cécile zu sich winkte, die im Hof Aufsicht führte. Beide setzten sich auf eine Bank.
    »Was halten Sie davon?«, fragte er und drückte ihr die Zeichnungen in die Hände.
    Cécile dachte immer langsam und gründlich nach. Sie sah sie sich an und nahm sich Zeit.
    »Was ist das?«, fragte sie schließlich.
    »Es scheint, als habe jemand großartige Vorhaben für die Louis-Guilloux-Schule«, sagte Georges ironisch.
    Er berichtete Cécile von dem Gespräch, das er gerade mit den beiden kleinen Baoulés gehabt hatte. Er schloss: »Ich werde Omchen fragen, ob sie sich erinnert, was auf dem Umschlag stand.«
    »Das hat keinen Sinn, sie kann nicht lesen«, sagte Cécile, die dem Geheimnis der alten Frau auf die Spur gekommen war.
    Monsieur Montoriol schwieg und beaufsichtigte zerstreut die Kinder im Hof.
    »Toussaint!«, rief Cécile plötzlich. »Komm mal zu mir!«
    Der Junge kam, bald gefolgt von seinem Zwillingsbruder.
    »Hast du auf dem Umschlag nicht irgendein Wort erkannt?«, fragte sie ihn.
    »Doch!«, rief Démor. »Da stand:
Wichtig.
«
    »Nur
Wichtig?
«, fragte Georges nach.
    Aber Cécile nahm ein Blatt und einen Stift: »Schreib auf, an was du dich noch erinnerst.«
    Der Junge hatte ein gutes fotografisches Gedächtnis. Ohne zu zögern schrieb er: M. Louvier.
    »Monsieur Louvier!«, rief Cécile. »Ahh! Ich weiß! Das ist der Chef vom Tchip Burger. Mein Bruder hat mir von ihm erzählt.«
    Das war im Grunde logisch. Der Chef des derzeitigen Tchip Burgers suchte einen attraktiveren Standort in der Innenstadt.
    »Ja, aber der träumt wohl!«, schnaubte Monsieur Montoriol. »Da müsste man doch zunächst mal die Schule schließen!«
    »Aber das wäre ja beinahe geschehen«, erinnerte Cécile ihn. »Wenn die Baoulés nicht gekommen wären …«
    Sie drehte sich zu den Zwillingen um: »Los, geht wieder spielen«, sagte sie fieberhaft. »Los, schnell!«
    Kaum waren die beiden gegangen, griff sie nach dem Arm ihres Direktors und drückte ihn in ihrer Verwirrung.
    »Georges! Dieser Louvier … Mein Bruder hat ihn von den Baoulés reden hören. Er schien sie zu hassen. Und ich habe auch im Tchip Burger gehört, wie eine Frau von den Baoulés gesprochen hat. Ich bin sicher, dass sie mit diesem Louvier zusammen war. Und ich habe die beiden in der Schule gesehen. Sie haben sich die Schule angeschaut. Louvier benahm sich, als sei er der Herr im Haus.«
    Sie schüttelte Georges’ Arm und rief: »Die wollen die Schule! Die wollen die Schule, um einen Tchip Burger daraus zu machen!«
    Georges hatte Mühe, das zu glauben.
    »Nein, nein«, stammelte er. »Das dann doch nicht …«
    Er sah Cécile fragend an. Der jungen Frau dagegen hatten sich die Augen geöffnet.
    »Die Frau ist die Schnepfe aus der Präfektur.«
    Georges schien erschlagen. Ihm gegenüber standen Leute mit Macht, Leute mit Geld. Eine Welt, die er nicht kannte.
     
    Als Eloi von Cécile darüber informiert wurde, war er nicht sehr erstaunt. Während Céciles Bericht und dem allmählichen Aufdecken der Verschwörung musste er sogar mehrfach verächtlich lachen.
    »Louvier hat überall Verbündete«, sagte er anschließend. »In der Präfektur natürlich, aber auch in der Stadtverwaltung. Bestimmt hat man ihm die Räume der Schule zu einem Freundschaftspreis versprochen. Und das Flüchtlingsamt lehnt es ab, den Fall der Baoulés neu aufzurollen, und das Verwaltungsgericht behauptet, wir hätten den Widerspruch nicht in der gesetzlich vorgesehenen Frist eingereicht. Uns steht ein echtes Sperrfeuer gegenüber.«
    »Aber was können wir da machen?«, fragte Cécile ängstlich.
    »Das, was Aktivisten in solchen Fällen machen.«
    »Was?«
    »Lärm.«
    Er sang leise: »Die kleine Maus ist tot, ach hey, hey, höö! Es hängt heraus all ihr Gedärm …«. Dann schloss er die Augen. Er war noch nie in solch erschöpftem Zustand in den Kampf gezogen. Und doch erklärte er Cécile Schritt für Schritt, was sinnvollerweise zu tun wäre, und diese gab es an Georges weiter.
     
    An einem Dienstagabend versammelte sich die gesamte Lehrerschaft im Büro des Direktors.
    »Was ist das für eine Geschichte mit dem Tchip Burger?«, fragte Melanie Muller gleich als Erstes.
    Das Gerücht hatte sich im Pausenhof verbreitet.
    »Über genau das

Weitere Kostenlose Bücher