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Ein perfekter Freund

Ein perfekter Freund

Titel: Ein perfekter Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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gehen und mit seinem Eigentum beliebig umspringen konnte. Und auch mit ihm selbst?
    Erst als er unter der Dusche von der Willkür der Mischbatterie abgelenkt wurde, entspannte er sich. Eine harmlose Erklärung fiel ihm für den Vorfall ein: Ein Kind hatte sich einen Streich mit seinem Rad erlaubt, und die Eltern hatten die Sache wiedergutgemacht, bevor es Schwierigkeiten gab.
    Je länger er darüber nachdachte, desto plausibler kam ihm diese Version vor. Und als er dann beim Rasieren auch noch das Vibrieren des Scherkopfs auf der rechten Oberlippe zu spüren glaubte, konnte er seine Gedanken sogar auf Norina richten. Augenblicklich ging es ihm wieder gut.
    Sie würden wieder zusammenfinden. Alles deutete darauf hin. Vielleicht nicht heute oder morgen. Aber bald. Sie würde sich an seinem Vergessen beteiligen und ihm eine zweite Chance geben. Die Gnade der zweiten Chance.
    Er zog sich an und schaltete das Powerbook ein. Drei Antworten auf seinen Aufruf befanden sich auf dem Server. Zwei drückten ihr Bedauern aus, nichts beitragen zu können. Sie hätten mit Dr. Barth nie Kontakt gehabt.
    Die dritte lautete:
    Sehr geehrter Herr Rossi Ich beziehe mich auf Ihre Nachricht an Professor Weider und bitte Sie, sobald Sie dies lesen, mit mir Kontakt aufzunehmen.
    Mit freundlichen Grüßen, Duliman Boswell Darunter stand die Nummer eines Handys, die Fabio sofort einstellte.
    »Ja?« meldete sich eine Stimme.
    »Herr Boswell?«
    »Ja.«
    »Fabio Rossi. Ich habe eine Nachricht von Ihnen erhalten. Es geht um Doktor Barth.«
    »Ach, Herr Rossi. Danke, daß Sie sich so rasch melden. Können wir uns treffen? Ich habe wichtige Informationen zu Ihrem Thema.«
    »Gerne. Wann? Wo?«
    »Kennen Sie das Blue Nile? Schön ruhig um diese Zeit.«
    »Aber nur für Mitglieder.«
    »Geben Sie meinen Namen an, falls Sie vor mir dort sind. Schaffen Sie es in einer halben Stunde?«
    Fabio packte zwei Stenoblöcke und den Recorder in seine Tasche und schwang sich auf sein neu bereiftes Rad.
    Es war ein milder, hellgrauer Tag, der sich noch nicht entschieden hatte, ob er trocken bleiben wollte. Fabio radelte durch den trägen Feiertagsverkehr und dachte an seinen Anr ufer. Etwas an seiner Stimme hatte ihn irritiert: Sie war ihm bekannt vorgekommen.
    Das Blue Nile war eingerichtet, wie sich der Innenarchitekt wohl einen englischen Offiziersclub im Kairo der Kolonialzeit vorstellte. Viel Leder, Messing und Mahagoni. Tropenhelme, Kopien von Grabfunden, kolorierte Fotografien aus den zwanziger Jahren von Nilfahrten, Ausgrabungsstätten und Kamelritten.
    Das Lokal war leer bis auf einen Kellner mit einer roten Bauchschärpe, der sofort auf ihn zukam.
    »Ich bin mit Herrn Boswell verabredet.«
    »Er ist noch nicht hier. Aber wenn Sie solange Platz nehmen wollen, Herr Boswell sitzt meistens dort.« Er deutete auf eine kleine Sitzgruppe, die halb von einem ägyptischen Paravent verdeckt war. »Was darf ich Ihnen bringen?«
    Fabio bestellte einen Espresso. Der Kellner brachte ein Kupferkännchen mit einem dicken, süßen arabischen Kaffee und ein Tellerchen mit orientalischem Konfekt.
    Ein seltsamer Ort für einen Treffpunkt mit einem Wissenschaftler, dachte Fabio. Er legte seinen Block und seinen Recorder auf den Tisch.
    Nach kurzer Zeit sah er zwei Männer am Eingang. Der eine blieb an der Tür stehen, der andere kam auf ihn zu.
    Der falsche Dr. Mark. Fabio stand auf.
    »Warten Sie schon lange, Herr Rossi? Bleiben Sie doch sitzen.«
    Fabio drückte die Hand, die ihm der andere entgegenstreckte. Beide setzten sich. »Sind Sie Duliman Boswell?«
    Der Mann zeigte auf das Gerät: »Ist das ausgeschaltet?« Fabio nickte.
    »So soll es auch bleiben. Wir sind off the records. Ja, ich bin Duliman Boswell. Verzeihen Sie meinen Auftritt bei unserem letzten Treffen. Eine kleine Vorsichtsmaßnahme.«
    Fabio spürte sein Herz bis zum Hals klopfen. »Wer sind Sie?«
    »Ein Mitarbeiter von LEMIEUX.«
    »Was ist Ihre Aufgabe?«
    »Im weitesten Sinn: Security.«
    Der Kellner brachte einen Krug grüne n Tee, den er mit einigem Zeremoniell und aus beachtlicher Höhe in ein kleines, bemaltes Glas goß.
    »Ich sehe, Sie ziehen Kaffee vor«, bemerkte Boswell. »Als Italiener.«
    »Sie sind kein Mitarbeiter von Professor Weider.«
    »Sagen wir es so: Professor Weider is t ein Mitarbeiter von uns. Ebenfalls im weitesten Sinn. Er hat mir Ihre Nachricht zukommen lassen.«
    Eine weiche Frauenstimme fing an, auf arabisch zu singen.
    »Fairuz«, sagte Duliman Boswell, Security,

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