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Ein Pony auf großer Wanderung

Ein Pony auf großer Wanderung

Titel: Ein Pony auf großer Wanderung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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der Bewegung sehen wir besser, wie sich dein Körper der Schwingung anpaßt und was du an deiner Haltung verbessern kannst. Aber ich sehe schon, daß du ein gutes Gefühl für das Gleichgewicht hast!“
    Erik lachte glücklich. „Ich habe alles über das Reiten gelesen, was ich in die Finger kriegen konnte, und mir dann vorgestellt, wie ich das für meine Bedingungen umändern könnte.“
    „Wie man sieht, mit Erfolg!“
    Beppo führte Bobby auf den Hufschlag. Der Indianer beobachtete Eriks ersten Reitversuch aus einiger Entfernung. Seine Hilfe war hier nicht nötig.
    Bille hatte sich unter den Kindern umgesehen. Wen sollte sie auf Zottel setzen? Ein etwa neunjähriges Mädchen war ihr aufgefallen. Sie hatte schwerste Behinderungen, konnte keine ihrer Bewegungen kontrollieren und nur undeutlich sprechen, aber wenn man ihr aufmerksam zuhörte und verstand, was sie sagen wollte, merkte man schnell, daß das Kind hochintelligent war. Es war klar, selbständig reiten lernen würde sie nie, aber warum sollte sie nicht die gleiche Freude empfinden wie die anderen, wenn sie im Sattel saß?
    „Komm, Mini, wir holen uns die kleine Hanna“, sagte Bille. „Sie ist ein netter Kerl. Es wird ihr Spaß machen, auf Zottel zu reiten.“
    Mini war nicht sehr glücklich über diese Wahl. Hanna mit ihren fahrigen Bewegungen, den fremdartigen Lauten, die sie beim Sprechen ausstieß, und dem Speichel, der ihr dabei aus dem Mund tropfte, gefiel ihr am wenigsten von allen. Aber wenn Bille darauf bestand...
    Vorsichtig hob Bille das leichte Persönchen aus dem Rollstuhl und setzte es in den Sattel. Mit der rechten Hand hielt sie das Mädchen fest, mit der linken legte sie den linken Arm des Mädchens um ihren Hals, dann stützte sie das linke Bein der Kleinen ab.
    „Halt du ihr rechtes Bein, Mini — und dann kannst du Zottel vorsichtig führen.“
    Es war, als wenn Zottel verstünde, was von ihm erwartet wurde. Daß er von der falschen Seite geführt wurde, irritierte ihn nicht im geringsten , vermutlich wäre er auch von allein in jeder gewünschten Geschwindigkeit gegangen. Hanna lachte glücklich. Bille erzählte ihr über Zottels Vergangenheit, sein Leben im Zirkus und die vielen lustigen Streiche, die er verübt hatte. Und Hanna wiegte sich glücklich im Rhythmus von Zottels Schritten.
    Viel zu schnell klatschte Ignaz der Schreckliche in die Hände und kündigte das Ende des ersten Reitversuchs an.
    „Absitzen! Für heute reicht’s, meine Lieben! Jetzt machen wir einen Rundgang durch die Ställe!“
    Die Enttäuschung war allgemein groß! Man tröstete sich aber schnell damit, daß die nächste Reitstunde bald folgen würde.
    Während ein Teil der Schüler und die Lehrer die Gruppe durch das Gelände führten, brachten die anderen die Pferde zurück in ihre Boxen. Bille ließ Zottel und Bongo im Paddock hinter dem Schulstall, um Dukat zu satteln. Karl-Anton hatte ihr erlaubt, für heute sein Pferd zu reiten und den Gästen als Abschluß des Rundgangs in der Reithalle mit dem schönen Hengst eine kleine Dressurvorführung zu zeigen.
    Als sie den Stall betrat und die Sattelkammer ansteuerte, um Dukats Trense und Sattel zu holen, hörte sie Mini und den Indianer in einem heftigen Wortwechsel. Sie standen beide in Luzifers Box — natürlich, es ging um das leidige Thema!
    „Das bißchen! Er hat es sich wirklich verdient, er hat seine Sache so toll gemacht!“ bettelte Mini.
    „Darum geht es nicht“, murrte der Indianer. „Es ist einfach nicht gut für ihn, kapier das doch endlich! Er hat schon wieder zugenommen, außerdem ist es nicht gesund!“
    „Nur noch ein winziges Törtchen!“
    „Nein, sage ich!“
    Bille lachte leise. Aber der Indianer schien zum erstenmal wirklich wütend zu sein, als er jetzt an ihr vorbeistapfte, ohne sie recht wahrzunehmen.
    „Natürlich kriegt er sein Törtchen, kaum daß ich ihr den Rücken gedreht habe! Den Hintern sollte man ihr versohlen!“
    „Johnny! So kenne ich dich ja gar nicht!“ sagte Bille besänftigend.
    „Ach, ist doch wahr. Und wenn das Pferd nachher krank wird, ist der Jammer groß!“
    Ärgerlich brummend verließ Johnny den Stall.
    Als Bille an Luzifers Box vorbeikam, sah sie den großen, gutmütigen Rappen vergnügt malmen. Mini hing an seinem Hals und streichelte ihn zärtlich. Aus ihrer weit ausgebeulten Jackentasche schaute der Zipfel einer Papiertüte. Kein Zweifel, Luzifer hatte nicht nur ein Törtchen bekommen!
    Bille wollte etwas sagen. Dann biß sie sich auf die

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