Ein Pony auf großer Wanderung
kleine Mini bei Bille und Simon an. „Ist was passiert?“ fragte Bille besorgt. „Du kannst ja kaum noch pusten!“
„Ich hatte Angst, daß ich dich nicht mehr erwische“, keuchte die Kleine. „Du hast doch gesagt, ihr wollt einen langen Ausritt machen.“
„Stimmt. Wir wollten nur noch schnell nach unseren Kindern sehen.“
„Es gibt da nämlich ein Problem“, sagte Mini zögernd.
„Ein Problem? Raus mit der Sprache!“
„Ich wollte dich fragen, ob ich Zottel für eine Stunde haben dürfte.“
„Selbstverständlich“, sagte Bille erstaunt. „Du weißt doch, daß du ihn jederzeit reiten darfst. Der Dicke hat ohnehin viel zuwenig Bewegung.“
„Ja ja , aber...“ Mini schielte unsicher zu Simon hinüber. Daß er bereits so ein erfolgreicher Turnierreiter war, machte ihn in ihren Augen zu einem höheren Wesen, dem man nur mit größtem Respekt gegenübertreten durfte.
„Was aber?“
„Wir brauchen ihn nicht zum Reiten..., nicht direkt...“
„Wollt ihr ihn vor die Kutsche spannen?“
„Nein..., wir wollen trainieren. Wir haben kein Voltigierpferd !“ rückte Mini endlich mit der Sprache heraus. „Und wir haben gedacht, vielleicht könnten wir ausnahmsweise mal Zottel nehmen!“
„Hm... Ob er dafür geeignet ist?“ fragte Bille zweifelnd. „Gesund genug ist er ja, und die ausreichende Kondition für einen längeren Galopp hat er auch. Aber er ist eine Ewigkeit nicht mehr longiert worden.“
„Na, schließlich ist er ein ehemaliges Zirkuspferd!“ erklärte Mini hoffnungsvoll. „Wenn einer das kann, dann ist er es!“
„Warum habt ihr denn kein anderes Voltigierpferd ?“ erkundigte sich Simon.
„Der Tierarzt war vorhin da. Alle Pferde haben Wurmkur gekriegt und dürfen heute nicht mehr geritten werden“, berichtete Mini. „Wir wollen aber unbedingt trainieren. Anja und Katja sind rübergekommen. Und Sonja würde das Training mit uns machen.“
„Sonja?“
„Die älteste Tochter von Frau Jensen. Sie ist sechzehn. Sie voltigiert seit acht Jahren. Die kann das, bestimmt, Bille!“
„Weiß Frau Jensen Bescheid?“
„Klar.“
„Na schön“, sagte Bille zögernd. „Ihr könnt’s ja probieren. Du hast die Verantwortung für Zottel. Schau zu, daß er nicht überanstrengt wird, okay?“
„Logisch, ich paß schon auf. Du kennst mich doch!“ antwortete Mini fast empört.
Bille lächelte.
„Du hast recht . Du würdest ein Pferd allenfalls mit Leckerbissen überfüttern, aber nie eines überanstrengen, das weiß ich.“
Mini stob glücklich davon.
„Ich werde mir das nachher mal ansehen“, sagte Bille zu Simon. „Ob Zottel das mitmacht? Ich habe da so meine Zweifel. Er ist ziemlich bequem geworden, der Kleine.“
„Nun, vielleicht gelingt es Mini, die Erinnerung an seine Zirkuszeit in ihm wachzurufen. Und mit der nötigen Menge an Zucker, Keksen und Äpfeln wird sie ihn überzeugen!“
„Ja, das ist meine größte Sorge.“
„Er wird’s überleben.“
Mini holte Zottel aus dem Paddock, legte ihm die Trense
an und schwang sich auf seinen bloßen Rücken. Im Trab ritt sie zum Schulstall hinüber, wo die anderen sie bereits erwarteten.
„Na? Hat’s geklappt?“ rief ihr Anja entgegen.
„Das siehst du doch!“
„Hoffentlich paßt ihm der Voltigiergurt .“
„Klar“, meinte Caroline zuversichtlich. „Bei dem Umfang! Zottel steht Luzifer doch in nichts nach — es sei denn in der Größe.“
Der Voltigiergurt paßte tatsächlich. Mini befestigte die Ausbindezügel und die Longe. Christine und Ulli legten Zottel die Bandagen an.
Als Sonja mit der Longierpeitsche aus dem Stall trat, schielte Zottel mißtrauisch zu ihr hinüber, beschloß dann aber, daß die unmöglich etwas mit ihm zu tun haben könnte. Kein Grund, sich zu beunruhigen.
„So, mein Zottelchen “, schmeichelte Mini und klopfte ihm zärtlich den Hals, „jetzt bist du schön! Wir können anfangen.“
Zottel blies ihr fröhlich ins Gesicht und erinnerte sie daran, daß er heute noch nichts von ihr bekommen hatte.
„Eigentlich sind die Kekse ja für später. Als Belohnung. Na schön, einen kannst du jetzt haben, als kleine Aufmunterung!“
Während Zottel noch genüßlich malmte, führte Mini ihn in die Außenreitbahn. Dort übergab sie Sonja die Longe.
„Laß ihn eine Weile traben, während wir uns Warmlaufen, er hat heute noch nichts getan.“
Sonja schnalzte und gab die Leine Stück für Stück frei. Zottel schaute irritiert von einem zum anderen. Er sollte an der Longe gehen?
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