Ein Pony für Marie
denn?«, erkundigte sie sich.
Marie schaute hoffnungsvoll. »Ich kann euch mein ganzes Taschengeld geben!«, verkündete sie.
Das Mädchen guckte bedauernd zu ihr herunter.
»Das wird bloß kaum reichen. Also, unter hundert Euro im Monat wird es nichts, und das wäre schon ein Sonderpreis, weil es so ein kleines Pony ist. Dazu kämen die Kosten für den Schmied und den Tierarzt, für Wurmkuren, Impfungen...«
»Vergessen Sie's!«, meinte Papa. »Aber war nett, mit Ihnen zu reden.« Er wandte sich ab.
Marie sah bittend zu Mama auf. Deren Miene verhieß aber auch nichts Besseres. Immerhin lief sie nicht weg, ohne das Mädchen noch mal anzusprechen.
»Was macht man denn mit so einem Pferd?«, fragte sie unglücklich. »Ich meine, es ist nun mal da, wir müssen irgendwohin damit.«
Das Mädchen zuckte die Schultern. »Fragen Sie mal im Reitstall. Vielleicht brauchen die ein Maskottchen. Oder auf irgendeinem Ponyhof. Manchmal kriegt man Miniponys auch als Beisteilpferde irgendwo unter. Aber leicht ist es nicht.«
»Und wenn wir es gleich loswerden wollen?«, fragte Mama. »Sofort, möglichst heute noch?«
Das Mädchen verzog das Gesicht. Es guckte jetzt gar nicht mehr freundlich, sondern ziemlich vorwurfsvoll. »Pferde kann man nicht aufnehmen und wegwerfen wie es einem passt«, sagte sie hart.
»Vor Montag werden sie Ihr Pony nirgendwo los. Und wenn es dann von einer Minute auf die andere weg soll, müssen sie es schon zum Schlachter bringen !«
Pony unterwegs
Marie weinte verzweifelt, als sie nach Hause fuhren. Mama konnte sie kaum beruhigen.
»Natürlich lassen wir das Pony nicht schlachten, Marie, nun mach dich doch nicht verrückt! Aber behalten können wir es auch nicht. Wir müssen eine Lösung finden.«
»Zunächst müssen wir wohl einen Stall bauen, oder jedenfalls einen Zaun um die Hundehütte«, brummte Papa. »Bis Montag kann das Pferd ja nicht in Frau Beckers Hühnerstall campieren. Ich fahre jetzt gleich noch am Baumarkt vorbei und kaufe Holz. Aber ich sag's euch, das setze ich Opa auf die Rechnung!«
Mit schwer beladenem Dachgepäckträger kamen sie schließlich zu Hause an. Mama ging zu Frau Be-cker hinüber, um sie zu beruhigen und noch ein paar weitere Stunden Hühnerstall-Pension für Barbie auszuhandeln. Papa begann mit dem Zaunbau und Ben und Marie badeten Cop. Der kleine Hund fand das gar nicht lustig. Immer wieder flutschte er aus der Wanne und nach ein paar Minuten sah das Badezimmer aus wie ein Schwimmbad.
»So wird das nichts, Mama wird toben!«, erklärte Ben. »Los, lass uns das Planschbecken aufblasen und auf die Terrasse stellen. Da kann er nicht raus.«
»Wir können doch auch die kleine Badewanne mit raus nehmen«, schlug Marie vor. Im Bad stand bereits eine himmelblaue, winzige Plastikbadewanne für das neue Baby bereit. »Das mit dem Planschbecken dauert ja ewig.«
Ben fand das eine gute Idee. Er klemmte sich Cop unter den Arm, während Marie die Badewanne hinter sich her zog. Auf der Terrasse gab es natürlich kein warmes Wasser und Cop würde kalt baden müssen. Aber da war er selber schuld, er hätte ja ruhig halten können!
Während Marie die Wanne füllte, warf sie einen Blick in den Garten - und erstarrte. Barbie stand bei den Obstbäumen und biss gerade die Spitze des teuersten Apfelbäumchens ab.
»Barbie! Wie ist sie denn bloß aus dem Hühnerstall rausgekommen?« Die Kinder verschoben die Hundewasch-Aktion und rasten in den Garten, um die letzten Bäumchen zu retten. Das Pony ergriff vor ihrem Ansturm sofort die Flucht. Cop rannte ihm nach und bellte. Barbie lief daraufhin noch schneller.
»So kriegen wir sie nie!«, keuchte Ben. Barbie war inzwischen aus dem Garten auf die Straße gerannt. Zum Glück war hier am Samstagnachmittag kaum Verkehr. Die ganze Umgebung von Maries und Bens Haus war ein Neubaugebiet und bisher waren nur wenige Häuser bewohnt. An den meisten wurde noch gebaut und wochentags wimmelte es auf den Straßen vor Lastwagen und Kränen. Aber heute hatte Barbie freie Bahn. Verfolgt von dem Hund, galoppierte sie um die nächste Ecke. Marie und Ben hasteten hinterher - aber als sie die Kurve hinter sich hatten, war Barbie verschwunden.
»Wo kann sie sein?«, fragte Marie ängstlich.
Ben zuckte die Schultern. »Zur Auswahl stehen vier Seitenstraßen und drei Baugrundstücke. Lass uns mal nach Spuren suchen!«
Das war hier leider nicht so einfach wie zu Hause im Garten. Die Straßen waren schließlich asphaltiert und die Einfahrten zu den
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