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Ein Pony für Marie

Titel: Ein Pony für Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gohl
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überschlugen sich vor Begeisterung und Barbie schien das zu gefallen. Erst war sie scheu zurückgezuckt, aber die Mädchen hockten sich alle vor sie hin, und auf gleicher Höhe genoss Barbie die Bewunderung.
    »Wen haben wir denn da? Besuch?« Die Reitlehrerin Frau Baumann hatte eine tiefe, rauchige Stimme. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie das Pony erblickte. Frau Baumann war eine eher kleine Frau, ein bisschen rundlich, und sie sah sehr lieb aus.
    »Was für ein putziges kleines Ding! Wie alt ist es, sechs Monate? Hinreißend, ich liebe Ponyfohlen. Ich wünschte nur, sie wären zu irgendetwas nütze.« Frau Baumann kauerte sich neben Barbie, strich ihr die Mähne aus dem Gesicht und schaute verliebt in ihre großen Ponyaugen. »Was machst du damit? Willst du es mal reiten? Dann darfst du aber nicht mehr viel wachsen.« Frau Baumann wandte sich freundlich an Marie. Marie atmete auf. Die Frau würde Barbie bestimmt nehmen. Und sie sah aus, als wäre sie sehr, sehr nett zu Ponys.
    »Marie muss Barbie abgeben«, erklärte jetzt Min-nie. »Ihre Eltern wollen kein Pony im Garten. Aber keiner will es haben. Und da dachte ich... Kann Barbie nicht hier bleiben, Frau Baumann? Sie haben doch Platz.«
    Frau Baumann schien hin- und hergerissen. »Ach, Kinder«, meinte sie dann. »Natürlich könnte ich Barbie unterbringen, das wäre kein Problem. Und das Futter auch nicht, so ein Winzling frisst ja nichts...«
    »Nichts?«, wandte Marie ein. »Sie hat einen ganzen Ballen Heu in zwei Tagen gefressen!«
    Frau Baumann verdrehte die Augen. »Das war natürlich viel zu viel. Wenn sie das öfter macht, wird sie völlig verfetten. Sie braucht weniger Futter, dafür Gesellschaft, viel Auslauf, Spielgefährten... Das hätte sie hier natürlich. Aber das Futter ist ja nicht alles. So ein Pferd braucht auch Hufpflege, alle paar Wochen muss der Schmied kommen. Und der nimmt zwanzig Euro fürs Ausschneiden, egal ob das Pferd einen Meter sechzig oder nur sechzig Zentimeter groß ist. Dann muss es geimpft werden und alle paar Wochen muss man ihm ein Mittel gegen Würmer geben. Trotzdem kann es natürlich mal krank werden. Dann kommt der Tierarzt und schickt hinterher eine Rechnung. Das alles kostet viel Geld und in den ersten drei Jahren würde ich nichts mit Barbie verdienen. So lange braucht sie nämlich zum Erwachsenwerden, vorher kann man sie nicht reiten.«
    Minnie und die anderen Mädchen nickten. Auch Marie erinnerte sich an die Worte der Verkäuferin im Reitsportladen.
    »Mit drei müsste Barbie dann eingeritten oder eingefahren werden«, führte Frau Baumann weiter aus. »Bei einem so kleinen Pony wäre es vielleicht besser, es vor die Kutsche zu spannen als es zu reiten. Aber wie auch immer: Einreiten oder Einfahren ist viel Arbeit, wisst ihr. Ungefähr so viel wie Lesen-und Schreibenlernen für euch. Ich müsste viele, viele Stunden mit Barbie üben, und ich bekäme kein Geld dafür. Hinterher könnte ich sie natürlich in den Reitbetrieb nehmen. Aber für so kleine Ponys gibt es kaum Reiter, Barbie würde sich ihr Futter nie allein verdienen. Nein, es tut mir Leid, Mädchen. Aber hier kann sie nicht bleiben. Wenn ich jedes Pony aufnähme, wäre ich bald arm und könnte überhaupt kein Futter mehr bezahlen.«
    Marie kamen die Tränen. »Aber wenn keiner sie will...«, schluchzte sie, »wenn keiner Barbie haben will, bringt mein Papa sie bestimmt irgendwann zum Schlachter. Mein Papa ist jetzt schon so sauer auf sie, weil sie die ganzen Bäume gefressen hat und jeden Tag den Stall kaputtmacht.« Barbie schien Maries Kummer zu spüren und schob ihr Mäulchen in ihre Hand.
    Die Mädchen rundum waren entsetzt.
    »Das darf er nicht!«, rief eins. »Dann sammeln wir alle für die Wurmkuren und so. Bitte, Frau Baumann, Sie können Barbie doch nicht schlachten lassen !«

    »Na, na, so herzlos wird dein Papa wohl nicht sein, Marie. - Aber ich will es mir überlegen«, versprach Frau Baumann.
    »Wozu züchtet man denn so kleine Ponys, wenn sie hinterher keiner will?«, fragte eins der älteren Mädchen.
    Frau Baumann zuckte die Achseln. »Weil die Menschen leider nicht allzu viel nachdenken. Die Fohlen sind süß, jeder findet sie goldig. Sogar Käufer finden sich schnell. Das seht ihr ja an Maries Opa. Der hat auch nicht darüber nachgedacht, was weiter mit Barbie werden soll. Die Leute kaufen die kleinen Fohlen im Vorbeigehen für ihre Kinder. Aber wenn sie dann größer sind und frech und lästig werden, kann niemand mehr was

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