Ein Pony für Marie
Hoffentlich klappte es überhaupt und Frau Walter hatte nicht längst ein anderes Pony. Bestimmt gab es viele Pferdchen wie Barbie, die ein nettes Zuhause suchten.
Nach der Schule stürmten Marie und Ben nach Hause.
»Und?«, fragte Marie bange.
Mama begrüßte sie mit strahlendem Lächeln und hatte zur Feier des Tages Spagetti Carbonara gekocht.
»Frau Walter war heute Morgen gleich hier. Ich habe sie im Büro angerufen, und sie hat sofort ihre Chefin gefragt und sich freigenommen, um Barbie zu sehen. Eine halbe Stunde später war sie hier.«
»Und, nimmt sie Barbie?«, fragte Ben aufgeregt.
Mama nickte eifrig. »Aber ja! Sie freut sich riesig und sie war ganz begeistert von Barbie. Sie wollte uns sogar Geld anbieten, aber da habe ich natürlich Nein gesagt. Schließlich haben wir das Pferd ja auch geschenkt bekommen. Auf jeden Fall sollt ihr Barbie heute noch zu ihr bringen. Es ist tatsächlich nicht weit, sie hat es mir beschrieben.« Mama wedelte mit einem Zettel.
»Ich kann aber nicht mitkommen!«, meinte Ben bedauernd. »Ich habe Fußballtraining.«
Marie wollte schon schimpfen und ihn fragen, ob er das wirklich wichtiger fände, als Barbie in ihr neues Heim zu begleiten.
Aber Mama hatte schon eine andere Idee.
»Ruf doch Minnie an, ob sie mitkommt. Heute ist Freitag, da hat sie auch schon früher Schulschluss.«
Minnie konnte sich natürlich gar nichts Schöneres denken, als Barbie zu Frau Walter zu begleiten. Um drei Uhr konnte sie kommen. Ab fünf würde Frau Walter zu Hause sein.
Ein neues Heim für Barbie
Natürlich machten die Mädchen Barbie noch einmal richtig schön für die Begegnung mit ihrem neuen Freund. Marie bürstete ihre Mähne und Minnie hatte eine rosa Haarspange gefunden. Die steckten sie nun in Barbies Stirnschopf.
»Sie ist so süß!«, meinte Marie noch einmal bewundernd. »Ach, ich werde sie vermissen. Warum haben wir nicht viel Geld und können sie irgendwo in Pension geben? Auf Erlenbach zum Beispiel, da hätte sie es auch schön, und ich könnte sie behalten.«
»Aber Erlenbach ist weit weg. Da könntest du sie nur besuchen, wenn deine Mama dich fährt«, gab Minnie zu bedenken. »Zu Frau Walter kannst du laufen.«
»Ach, wer weiß, ob Frau Walter überhaupt will, dass ich Barbie besuche. Vielleicht mag sie gar keine Kinder und möchte ihre Ponys nur für sich allein haben...«, seufzte Marie.
Traurig führten die Mädchen Barbie durch die Straßen.
Der Weg zu Frau Walter war nicht ganz so weit wie der zum Ponyhof. Die Mädchen und Barbie waren pünktlich. Zehn Minuten nach fünf fanden sie das Haus in der Pflaumenstraße 8.
»Wir müssen außen herumgehen«, meinte Marie. Auch Frau Walters Haus war neu, aber es hatte immerhin schon einen Zaun. »Wartest du hier mit Barbie? Dann klingele ich an der Tür.«
Das war aber gar nicht nötig. Frau Walter hatte die Mädchen schon vom Garten aus gesehen und kam rasch zu ihnen. Sie strahlte übers ganze Gesicht, als sie Barbie sah und lachte auch die Mädchen einladend an. Marie schöpfte Hoffnung. Die junge, blonde Frau mit den kurzen Kringellöckchen und himmelblauen Augen sah nicht aus, als möge sie keine Kinder.
»Ich bin ja so froh, dass ihr da seid. Und mein Dicker erst, der wird staunen! Er ist so unglücklich, seit er vom Gestüt weg ist. Bisher war er doch nie allein!«
Tatsächlich klang aus dem Garten schon ein tiefes, dunkles Wiehern. Barbie antwortete mit ihrem hellen Stimmchen.
Frau Walter sah sie verliebt an.
»Kommt schnell mit in den Garten, damit die beiden sich kennen lernen.« Frau Walter führte die Mädchen um das Haus herum auf einen kleinen Kiesweg. Er führte zuerst zu einem Gemüsegarten, dann auf eine sicher eingezäunte, kleine Pferdekoppel. Barbie schrie schon wieder los und zog an ihrem Strick.
»Psst, Barbie!«, rügte Marie. »Benimm dich anständig!«
Frau Walter lachte auf. »Wie heißt sie? Barbie?«
Marie nickte und verstand gar nicht, was Frau Walter daran so komisch fand. Die junge Frau wollte sich fast ausschütten vor Heiterkeit. »So ein Zufall!«, sagte sie und kraulte liebevoll Barbies Mähnenkamm. Das Pony schnüffelte zunächst an ihren Jeans herum und versuchte dann, die Bänder ihrer Turnschuhe aufzuknoten. Marie zog ärgerlich an Barbies Halfter. Dieses Pony hatte wirklich ein Talent dafür, sich überall unmöglich zu machen!
Frau Walter hatte die Fohlenzähnchen an ihrem Schuh aber schon bemerkt und schob Barbies Nase mit einer sanften, aber bestimmten Fußbewegung
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