Ein prickelndes Spiel (German Edition)
sie angespannt wartete, was als Nächstes passieren würde, sah sie sich schon einmal nach einem Fluchtweg um. Sie würde sich schnell nach links wenden, sich hinter den Kisten verstecken und dann geradewegs auf die Tresortür zustürzen.
Das war sicher der gefährlichste Teil, denn sobald sie hinter den Kisten hervorkam, würde sie ein gutes Ziel abgeben, und der Weg zur Tür war ohne Deckung.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch, aber nicht nur sie hörte es. Die drei Männer ließen fallen, was sie gerade in den Händen hielten, und richteten ihre großen Waffen auf die Tür.
Ein Mann in Schwarz trat mit hoch erhobenen Händen in den Tresorraum. “Was ist denn das für ein Empfang? Ich bin es doch nur.”
In diesem Augenblick schrie Alex: “Lauf!”, und Nicole rannte los. Mit einem einzigen Ruck zog der Neue die Maske vom Gesicht, und Nicole blieb wie versteinert stehen.
“Jeremy …”, keuchte sie.
Warum, um alles in der Welt, bleibt sie stehen? dachte Alex. Er stand hinter der Tresortür, bereit, den Neuankömmling niederzuschlagen und hinter Nicole den Raum zu verlassen. Jetzt stand sie da wie angewurzelt und starrte den Mann an, der das ganze Durcheinander verursacht hatte, eine Situation, auf die Alex nur gewartet hatte.
Er drehte sich zu dem Mann um. Das war doch der Kerl, den Nicole im Coffeeshop angesprochen hatte!
Verdammt, jetzt wurde es wirklich Zeit. Wenn sie hier noch mit heiler Haut rauskommen wollten, bevor die Polizei kam und die Schießerei losging, dann mussten sie sich beeilen.
“Jeremy”, flüsterte Nicole.
“Was ist denn hier los?” Der Mann starrte Nicole an. Mit wenigen Schritten war er bei dem Mann mit der Maske, der hier offensichtlich das Kommando hatte. “Was hat meine Schwester mit der ganzen Sache zu tun?”
Schwester? Der Mann war Nicoles Bruder? Auch das noch. Alex verstand überhaupt nichts mehr.
Der Mann mit der Maske legte Jeremy die Hand auf den Arm. “Sie ist aus demselben Grund hier wie du”, sagte er und zog eine Pistole aus dem Gürtel. “Ihr werdet beide für den Einbruch verantwortlich gemacht werden.” Er zuckte mit den Schultern. “Und natürlich auch für die Ermordung von drei Sicherheitsleuten.”
Alex dröhnte der eigene Herzschlag in den Ohren. Und er hatte gedacht, es könne nicht noch schlimmer kommen …
“Was …”
Jeremy konnte seinen Satz nicht beenden, denn der maskierte Mann schlug ihm jetzt mit dem Revolvergriff auf den Nacken. Jeremy ging zu Boden.
“Lass ihn in Ruhe!”, schrie Nicole und löste sich endlich aus ihrer Erstarrung. Sie griff nach dem nächsten Holzbrett und versuchte, den Maskierten zu treffen. Er duckte sich, aber sie hatte auf die Pistole gezielt. Die schwere Waffe flog ihm aus der Hand und schlitterte über den Zementboden.
Der Mann brüllte auf, packte Nicole um die Taille und hob sie hoch. Und sosehr sie auch um sich schlug und trat, er ließ sie nicht los. Er griff ihr an die Kehle.
Das sah nicht gut aus.
Alex rannte auf den Mann zu, aber da befahl eine Stimme hinter ihm: “Lass sie sofort los, du Ekel.”
Kylie trat durch die Tür, eine Pistole hoch erhoben, und zielte auf den Maskierten. Alex sah, dass es nur eine Betäubungswaffe war, und das bemerkten bald auch die anderen Männer und zogen ihre sehr echten Waffen mit sehr echter Munition.
Das ist ja wie in einem Film mit Arnold Schwarzenegger, dachte Alex. Und er war der Einzige, der keine Pistole hatte.
In diesem Augenblick zog Nicole ihre kleine Waffe aus dem Taillenbund und presste dem Maskierten den Lauf an die Schläfe. “Sag deinen Freunden, sie sollen sofort ihre Waffen fallen lassen!”
Keiner bewegte sich.
“Sofort!”, schrie sie.
“Ich würde tun, was die Lady sagt.” Alex trat in die Mitte des Raumes. Er hatte zwar keine Waffe, aber das war manchmal sogar noch wirkungsvoller. Langsam verschränkte er die Arme vor der Brust und grinste überlegen. “Es sei denn, ihr seid lebensmüde.”
Stille. Dann hörte Alex ein leises Lachen, dann eine Stimme, die ihm sehr bekannt vorkam.
“Bravo, Cassavetes”, sagte der Mann, der Nicole immer noch festhielt. “Ich hätte nicht gedacht, dass du den Mut hättest. Und ich war nicht der Einzige in der Firma.”
In der Firma?
Plötzlich dämmerte Alex, woher er die Stimme kannte, und in diesem Augenblick zog der Mann sich die Skimaske vom Gesicht.
John Carlon.
Der Mann, mit dem er im letzten Jahr eng zusammengearbeitet hatte. Der vorgab, einen Posten in San Francisco annehmen zu
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