Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
bekämpfen, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes jedes Mal kotzen könnte, wenn ich nur an sie dachte. Und an die Opfer. Gott, diese Liste las sich wie eine Bürgerkriegsgedenktafel, war so umfangreich, dass man gar nicht wusste, wo man anfangen sollte. Vielleicht am Ende, bei seinem letzten bekannten Opfer: einem Schneider, dessen Geschäft er als Treffpunkt für wichtige Meetings benutzt hatte. Er hatte den Mann aufgehängt und ausgeweidet wie ein Reh. Und jetzt hatte er sein Augenmerk auf mich gerichtet.
»Jasmine, ist alles in Ordnung?«, flüsterte Raoul.
»Sicher? Warum?« Er deutete mit dem Kopf auf seinen Arm. Unbewusst hatte ich meine Nägel so tief in sein Fleisch gebohrt, dass sie blaue Flecken hinterließen. Sofort verschob ich meine Hände zu seinem Bizeps. »Tut mir leid. War mir nicht bewusst.«
»Du hast Samos gerade zum ersten Mal gesehen, oder?«, fragte Raoul. »Das müsste doch das Opfer wert sein, das du erbracht hast, um herzukommen.«
Da ich das Ausmaß des Verlustes nicht kannte, war ich nicht in der richtigen Position, um dazu etwas zu sagen. »Wahrscheinlich. Aber so wie ich mich kenne, würde die reine Fähigkeit, den Kerl zu identifizieren, nicht ausreichen, um etwas aufzugeben, das mir wichtig ist. Ich denke, da kommt noch mehr.«
»Vielleicht der Grund, warum er zugestimmt hat, die Schröpfer zu unterstützen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich denke, das ist pure Rache, so wie bei Uldin Beit.« Samos musste davon ausgehen, dass ich seine rechte Hand, seinen avhar , getötet hatte, einen asiatischen Vampir mit einer Vorliebe für Anzüge in Pastelltönen namens Shunyuan Fa. Was ich nicht getan hatte. Aber ich hatte eine fast tödliche Begegnung mit Fa gehabt, der später am Abend bei einem misslungenen Coup den Kopf verloren hatte. Ich wusste nicht, was Fa seinem sverhamin über mich erzählt hatte, bevor er sich in Rauch auflöste, falls er überhaupt etwas gesagt hatte. Doch Samos wusste, dass ich einen Schröpferlehrling auf genau der Yacht ausgeschaltet hatte, auf die er Fa als seinen Abgesandten geschickt hatte. Die Beweise, die mich mit Fa in Verbindung brachten, waren so brüchig, dass man damit keinen Abgrund überqueren würde, aber für ihn reichten sie wahrscheinlich aus. Verdammt, die meisten Geschworenengerichte würden mich mit noch weniger in der Hand dem Henker überantworten.
»Tritt vor«, befahl der Richter Uldin Beit, während er aufstand und sich von seinem Stein entfernte.
Die anderen Dämonen zeigten sichtliche Erregung. Zungen hingen heraus, Augen quollen hervor und, äh,
andere Dinge ebenfalls, als Uldin ein wenig unsicher dem Befehl folgte. Nachdem sie sich vor ihn hingekniet hatte, entrollte er seine Peitsche.
»O Scheiße, Raoul, sag mir, dass das nicht wahr ist.«
»Ich wünschte, das könnte ich.«
Ich wollte nicht hinsehen, hatte aber das Gefühl, es zu müssen. Das war der Preis, den ich ihr zu zahlen bereit war, dafür, dass ich ihren Gefährten getötet hatte.
Der Richter holte mit der Peitsche aus und zog sie über Uldin Beits Rücken. Ihr Blut spritzte. Ich zuckte zusammen. Sie schrie. Und ich wusste, dass keine Rache das wert sein konnte. Wieder und wieder schlug die Peitsche zu und schälte im wahrsten Sinne des Wortes die Haut vom Rücken der Schröpferin, bis der Richter die Streifen mit einer blutverschmierten Hand hochhielt.
»Hier!«, brüllte er. »Das Pfund Fleisch! Seid Zeuge!«
»Aye!«, brüllten die Dämonen als Antwort.
»Ich habe genug gesehen«, erklärte ich Raoul. »Lass uns von hier verschwinden.«
»Dann bin ich im Hubschrauber aufgewacht, zehn Minuten vor der Landung.« Ich wich Daves Blick aus. Er konnte wahrscheinlich sehen, dass ich log. Dass ich noch ein paar weitere erschütternde Erfahrungen gemacht hatte, bevor die Hölle mich endlich freigegeben hatte. Aber unter keinen Umständen würde ich diese Details in einem Raum voller Fremder - inklusive einem Angestellten des Zauberers - preisgeben.
»Also hast du uns diese Schröpfer eingebrockt?«, fragte die Amazone. Bergman entschied, dass er nicht weiter in ihrer Gesellschaft bleiben wollte, und schob sich zu dem anderen Fenster neben Natch den Riesen.
»Tut mir leid, ich habe deinen Namen nicht richtig verstanden«, erwiderte ich.
»Das könnte daran liegen, dass ich ihn nicht genannt habe«, gab sie zurück.
Wir starrten einander an, keine dazu bereit, nachzugeben. »Das ist Grace Jensen«, sagte die Ärztin, die wohl das Gefühl hatte, dass wir
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