Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
Hause, Miles. Arbeite. Erhol dich.
Du brauchst mal eine Pause von uns. Von diesem Wahnsinn. Das ist so gar nicht dein Ding.«
»Ich muss mitkommen, Jaz.«
»Nein.« Wir erinnerten uns beide an den letzten Einsatz, als Vayl das Blut des Bösewichts getrunken und damit einen Teil seiner Kräfte aufgenommen hatte. Auch wenn Bergman es wissenschaftlich nicht hatte erklären können, hatte Vayl in sich eine biologische Rüstung aktivieren können, die zum Teil auf Bergmans eigener Erfindung beruhte. Das hatte Bergman wahnsinnig gemacht. Das, und Cassandras Fähigkeit, mein Aussehen mit einem magischen Amulett komplett zu verändern, hatte ihn so stark in seinen Grundfesten erschüttert, dass er von den Zähnen bis zu den Schienbeinen gezittert hatte.
Wir schwiegen uns durch das Telefon an, während Bergman seine Argumente sammelte. Ich schaute auf die Uhr. Ich hatte versprochen, mich mit Cole auf der Schießanlage zu treffen. Ich würde wohl zu spät kommen.
»Ich bin es leid, Angst zu haben, Jasmine. Wenn ich weiterhin weglaufe und mich verkrieche … wenn ich nie aus meinem Kokon rauskomme … na ja, dann werde ich nie ein Leben haben.«
»Ich dachte, dein Leben gefällt dir. Ich meine, du sagtest, dass die meisten Leute dich nerven, so dass du dich nicht nach Gesellschaft sehnst. Und du liebst es, Dinge zu erfinden …«
»Ja, dieser Teil ist in Ordnung. Es … es liegt an mir selbst.« Er holte tief Luft. Ich konnte fast sehen, wie er die Schultern hochzog, um sich für das Geständnis zu wappnen. »Ich stehe morgens auf und betrachte mein Spiegelbild. Und ich kann mir dabei nicht in die Augen schauen. Ich weiß, für dich klingt das wahrscheinlich dumm und altmodisch. Und als Frau kannst du es vielleicht gar nicht
nachvollziehen. Aber für mich geht es im Moment nicht darum, ein besserer Mann zu sein. Ich muss einfach … Es wird Zeit, überhaupt ein Mann zu sein.«
O-kay. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Trotzdem. »Ich weiß einfach nicht, wie ich deine Anwesenheit rechtfertigen sollte. In diesem Fall brauchen wir dein Fachwissen eigentlich nicht.«
»Mach dir darüber keine Sorgen. Ich werde mir etwas ausdenken.« Und das hatte er. Trotzdem dachte ich, dass er den falschen Weg gewählt hatte, um sich zu beweisen … was eigentlich? Dass er kein Feigling war? Dass er irgendwie seiner eigenen Definition von Männlichkeit gerecht werden konnte? Ich meine, er redete hier von den wirklich grundlegenden Dingen. Ich war mir nicht sicher, ob man zu dem Punkt, den er erreichen wollte, überhaupt gelangen konnte, ohne weniger als ein paar Jahre mit dem Versuch zu verbringen. Aber seine Entschlossenheit konnte ich nur bewundern. Wenn er einmal entschieden hatte, dass er etwas wollte, machte er einfach immer weiter, bis er die richtige Formel gefunden hatte.
Bergman sah sich in dem überfüllten kleinen Bauernhaus nach Freiwilligen um. »Wenn vielleicht einer von euch mir dabei helfen könnte, die Kisten reinzubringen?«
So, wie ihre Gesichter plötzlich leuchteten, konnte man meinen, der Weihnachtsmann sei in die Stadt gekommen. Auf ein Nicken von Dave hin gingen zwei von ihnen los, um die Waffen zu holen, während mein Schießkumpan Jet und sein Freund Ricardo ihnen Schutz gaben.
Ich packte Dave am Arm. »Diese Schröpfer haben ein paar einzigartige körperliche Eigenschaften, die du kennen solltest. Lass mich dir zeigen, womit wir es zu tun haben.« Ich nahm ihn mit nach draußen, und wir knieten uns neben eine der Leichen, während noch mehr Soldaten
uns aus der Entfernung bewachten. »Das dritte Auge kennst du bereits«, begann ich. »Sie benutzen es dazu, die Seele des Opfers aufzubewahren, bis der Schröpfer sie in der Hölle abliefern kann.« Ich packte den Unterkiefer des Schröpfers und zog ihn nach unten, so dass ein Teil seiner pinkfarbenen, mit Stacheln versehenen Zunge auf sein Kinn rollte.
»Ihr Speichel enthält etwas, das die Seele fesselt und davon abhält aufzusteigen, während er gleichzeitig dafür sorgt, dass sie von dem dritten Auge aufgenommen wird.«
»Du bist wirklich ein Experte, was diese Sachen angeht, oder?«, fragte Dave.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß wesentlich mehr darüber, als mir lieb ist.«
Er stand auf. Ich schaute über meine Schulter. Wir waren allein. »Ich muss dir noch etwas anderes sagen«, murmelte ich.
»Und das wäre?«
»Während ich in der Hölle war …«
»Ja?«
Ich räusperte mich. Es gab keinen einfachen Weg, das zu sagen. »Ich habe
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