Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
Irgendwann gab ich auf und lehnte mich gegen die Türen. Tränen der Enttäuschung brannten heiß in meinen Augen.
»Sie können hier nicht weg, Eddie«, sagte eine Stimme hinter mir plötzlich. »Sie sind hier eingesperrt, ein Gefangener in Drood Hall.«
Ich wirbelte herum, und da, mitten in der Halle, ruhig, zivilisiert und ungerührt wie immer, stand Walker. Der Mann, der in Londons Nightside in jeder Beziehung, die eine Rolle spielte, das Sagen hatte. Er war angezogen wie jemand, der in der Stadt wichtig ist; die Kleidung schick und teuer bis hin zur Melone und dem zusammengerollten Regenschirm, auf den er sich stützte. Ein Mann, der bereits über seine besten Tage hinaus war, aber immer noch die ultimative Autoritätsfigur, mit höflichem Lächeln und kalten, eiskalten Augen. Ich erkannte ihn sofort, und plötzlich kam eine Flut von Erinnerungen zurück. Ich war Eddie Drood, auch bekannt als Shaman Bond, der sehr geheime Geheimagent. Agent für diese uralte und mächtige Familie, die Droods, von Kindesbeinen an darauf trainiert, die Menschheit vor allen dunklen Mächten zu schützen, die sie bedrohten.
Das hier war mein Heim, Drood Hall. Auch wenn ich es nie so verlassen und einsam gesehen hatte. Ich erinnerte mich jetzt an eine Menge Dinge, aber nicht daran, wie ich hierhergekommen war oder was zur Hölle überhaupt vor sich ging. Also warf ich mich in meine bequemste und sicherste Pose und warf Walker meinerseits einen kalten Blick zu.
»Ein Gefangener?«, fragte ich. »In meinem eigenen Heim? Ich glaube nicht, Walker. Und wie zur Hölle sind Sie eigentlich hier reingekommen? Wir sind echt zimperlich, was Besucher angeht und wen wir hier reinlassen.«
»Ah«, sagte Walker. »Sagen wir ... ich bin hier, um gewisse mächtige und engagierte Interessenten zu vertreten, für die ich Ihnen einige Fragen stellen soll. Es gibt Dinge, die man über Sie und Ihre Familie wissen will. Dinge, die Sie getan haben und noch tun wollen. All die Geheimnisse, die Sie und Ihre Familie vor der Welt versteckt haben. Man will alles wissen. Sagen Sie’s mir einfach, Eddie und all das wird vorbei sein. Sie müssen erkennen, dass es sinnlos ist, mich oder die, die ich repräsentiere, zu bekämpfen. Sie sind doch ein vernünftiger Mann.«
»Nein, verdammt, bin ich nicht«, gab ich zurück. »Ich bin ein Drood-Agent, mit der Lizenz, alles rauszufinden und in übernatürliche Ärsche zu treten. Vernünftig zu sein bringt gegen die Mächte des Bösen überhaupt nichts. Ich habe selbst Fragen, Walker. Fangen wir mal damit an, was mit Drood Hall passiert ist. Und wo zur Hölle sind alle? Hab ich einen Feueralarm verpasst?«
Ich hatte das Bedürfnis, meine Fragen selbst mit ein wenig Autorität zu unterlegen, und sprach lautlos die Worte, die meine Rüstung aktivierten. Die spezielle, goldene Rüstung, die das größte Geheimnis meiner Familie und ihre effektivste Waffe ist. Aber zu meiner Überraschung passierte nichts. Ich war schockiert. Meine Hand fuhr an die Kehle und der goldene Torques war nicht da. Ich glaube, ich schrie auf, als sei mir ein Stück meiner Seele entrissen worden. Droods erhalten ihren Torques kurz nach der Geburt und tragen ihn permanent. Ich grub die Finger beider Hände in meinen Hals, aber er blieb nackt. Für einen Moment konnte ich nicht atmen, dann versuchte ich, meine rasenden Gedanken mit eisernem Willen wieder in den Griff zu bekommen. Ich war ein geübter Agent und ich wollte verdammt sein, wenn ich im Angesicht meiner Feinde in Panik geriet. Selbst wenn ich mich hilflos fühlte wie nie in meinem Leben. So verwundbar und ... unmännlich.
Zum ersten Mal wusste ich, wie sich der Rest der Familie gefühlt hatte, als ich ihnen die Torques weggenommen hatte.
Ich starrte Walker böse an. »Wie können Sie es wagen? Wie können Sie wagen, meinen Torques zu stehlen? Und was ist mit meiner Familie passiert? Was haben Sie mit ihr gemacht?«
Walker lächelte mich an. »Ich stelle hier die Fragen, Eddie, ich beantworte sie nicht. Meine derzeitigen Herren und Meister benötigen Ihren Gehorsam. Jeder Einzelne von ihnen. Und dann kann dieser Albtraum auch enden.«
Ich gab nicht nach und betrachtete ihn nachdenklich. Wutanfälle waren bei Walker vergeblich. Man kann eine spirituelle Jauchegrube wie die Nightside nicht ohne vernünftiges Benehmen und gute Absichten beherrschen. Walker glaubte an eiserne Fäuste in Eisenhandschuhen und war schon immer ein sehr gefährlicher Mann gewesen. Ich konnte nicht erwarten,
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