Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
Körper.«
»Warum nicht?«, fragte Roger. »Du verdienst es.«
»Nein«, sagte Molly. »Lass ihn gehen.«
Roger sah sie an und hob sardonisch eine Augenbraue. »Die wilde Hexe der Wälder lässt Gnade walten?«
»Nein«, sagte Molly. »Keine Gnade. Warum sollten wir ihn vom Urteil des Himmels oder den Strafen der Hölle einen Moment zurückhalten?«
»Hardcore also«, sagte Roger mit einem Lächeln.
»Du hast versucht, Eddie zu töten«, sagte Molly zu dem Toten. »Schmor in der Hölle.«
Ich sah sie an. Die Wildheit und Unkompliziertheit ihres Hasses, der sich in Gesicht und Stimme zeigte, verstörte mich. Ich vergaß gern, dass meine Molly eine ähnlich dunkle Seite hatte wie Roger. Aber manchmal rief sie es mir ins Gedächtnis zurück. Ich konnte nichts sagen. Meine Schwester hatten die Unsterblichen nicht benutzt.
Roger straffte sich und trat zurück. Er schnippte leicht mit den Fingern, und einfach so war der Tote wieder eine Leiche. Wir alle beobachteten sie eine Weile vorsichtig, aber da lag sie, brach langsam auf und alle möglichen unerfreulichen Flüssigkeiten flossen heraus. Es stank furchtbar. Der Waffenmeister schnüffelte laut.
»Du hast mir ja nicht viel zum Sezieren übrig gelassen, Roger.«
Ich sah Molly an. »Der Unsterbliche hat einen Großteil seiner Familie verloren. Ich glaube, es war nicht nur Rache, sondern auch Trauer, die ihn anstiftete. Gott ist gnädig.«
»Ich bin’s nicht«, sagte Roger. Er hielt seinen dämonischen Aspekt immer noch aufrecht, allem zum Trotz, was wir sagen mochten. Vielleicht, weil es so guttat, nichts mehr vorspielen zu müssen. Er grinste Harry breit an und zeigte dabei Reihen von spitzen Zähnen. »Das ist, wer und was ich wirklich bin, Harry, mein Lieber. Das ist so real und so gültig wie das menschliche Gesicht, das ich der Welt normalerweise zeige.«
»Wir haben alle unsere dunklen Seiten«, sagte Harry fest.
»Aber die sind nicht wie meine«, sagte Roger.
Er nahm wieder seinen menschlichen Aspekt an und kehrte zu dem dunklen, sardonischen und immer ein wenig mokanten Gesichtsausdruck zurück, den er sonst immer zeigte. Dann wandte er uns allen den Rücken zu, einschließlich Harry, und ging allein fort. Wo er gestanden hatte, hatten seine Hufe tiefe, hufeisenförmige Verbrennungen hinterlassen. Rauch kräuselte langsam daraus hervor, in der Luft hing der Geruch von Blut, Schwefel und saurer Milch. Der Gestank der Hölle.
»Verdammt«, sagte der Waffenmeister. »Ich werde den Industrieschleifer rausholen müssen.«
Es ist schwer, meinen Onkel Jack zu beeindrucken.
»Okay«, sagte ich. »Was jetzt?«
»Eine Attacke auf dich ist eine Attacke auf die Familie«, sagte der Seneschall. »Ich werde die Familienmedien ein paar Tests mit dir machen lassen. Mal sehen, ob die ein paar Spuren auftreiben können, wer oder was dich im Limbus bedroht hat.«
»Später«, sagte ich. »Ich bin müde.«
Der Seneschall seufzte schwer. »Du hattest noch nie Vertrauen in die Wahrsager und Hellseher in der Familie, oder, Edwin?«
»Nun, sie haben meinen blutigen Tod nicht vorausgesagt, oder? Ich würde nicht darauf vertrauen, dass diese Bande von Angebern und Möchtegerns mein Gewicht richtig vorhersagt!«
»Also dann später«, sagte der Seneschall vollkommen unbeeindruckt. »In der Zwischenzeit werde ich den Rest der Familie nach Isabella Metcalf suchen lassen. Wir haben überall Leute, Molly. Wir werden deine Schwester für dich finden.«
»Irgendwann«, sagte ich.
Der Seneschall zuckte zwar nicht mit den Achseln, aber er sah aus, als wolle er das tun. »Die Welt ist schweinegroß.«
Ich sah Molly an. »Hast du eine bessere Idee?«
Sie runzelte dir Stirn. »Meine jüngere Schwester Louisa konnte Iz leicht finden, aber als ich das letzte Mal von ihr hörte, hat sie die Marsianischen Gräber erforscht.«
Ich musste blinzeln. »Wirklich?«
Molly zuckte mit den Achseln. »Wer weiß das schon bei Louisa.«
»Ich hab’s«, rief der Waffenmeister. »Merlins Spiegel, Eddie! Er kann jeden Ort finden, an den du gehen musst, also gibt es technisch keinen Grund, warum der Spiegel nicht in der Lage sein sollte, jede einzelne Person zu finden, die du suchst, und dir zu zeigen, wo sie ist! Versuch’s!«
Ich griff in die Dimensionstasche, in der ich Merlins Spiegel aufbewahre, nicht zuletzt deshalb, weil das verdammte Ding mir eine Heidenangst einjagt, und hielt ihn mir vors Gesicht. Das Bild im Glas klärte sich schnell, um mir Isabella Metcalf zu zeigen, ihr
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