Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
gefragt, aber als dieser freche, hochnäsige Kettenhund, der euer Familienoberhaupt war, das ablehnte, hatte ich keine andere Wahl, als mich selbst hereinzulassen. Zum einen weil mir niemand sagt, ich soll mich zum Teufel scheren, und damit durchkommt, zum anderen weil ich ein paar der wundervollen alten Bücher lesen wollte, die angeblich in eurem Besitz sind. Ihr Droods sitzt auf allen möglichen Informationen, die meinen Job um einiges erleichtern würden – einfach, weil ihr es könnt.«
»Du warst in der alten Bibliothek unterwegs?«, fragte ich. Irgendetwas muss in meiner Stimme mitgeschwungen sein, weil Isabella meinem Blick tatsächlich für einen Augenblick auswich.
»Naja, ich bin so gesehen nicht persönlich drin gewesen. Noch nicht. Aber ich arbeite dran!«
»Du kannst es gerne versuchen«, erwiderte ich. »Aber wenn du erst einmal drin bist, pass nur ja auf. Da lebt etwas in der Alten Bibliothek, etwas sehr Mächtiges und sehr Furchteinflößendes. Es hat beinahe einen Unsterblichen umgebracht, der sich als unser Assistenzbibliothekar ausgab.«
»Siehst du!«, rief Isabella. »Das ist die Art Geheimnis, die ich kennen will!«
»Lass uns das Thema wechseln«, lenkte ich ab. »Immerhin bin ich jetzt schon seit Ewigkeiten hier und ich weiß immer noch nicht, warum. Was machst du hier, Isabella? Und wo ist ›Hier‹ überhaupt?«
»Könnten wir bitte alle versuchen, etwas leiser zu sein?«, fragte Isabella. »Das ist wirklich nicht der Ort, wo man Aufmerksamkeit erregen will. Das ist das Lightbringer House, mitten im Finanzdistrikt von Bristol. Soweit es den Rest der Welt betrifft, ist das nur eins dieser hässlichen und anonymen Bürohäuser, in denen Geschäftsleute ihren Geschäften nachgehen. Aber sie tun’s nicht. Das Gebäude ist nur eine Fassade, ein Ort, an den Leute kommen und Dinge im Stillen tun, für die man sie am nächsten Laternenpfahl hängen würde, wären sie bekannt. Dieses Büro und all die anderen sind nur dazu da, um sie herzuzeigen, wenn jemand mit Autorität kommt, den man hereinlassen muss. Jeder hier arbeitet das Gleiche: Ein Zweck, der so geheim ist, dass ich noch nicht das Geringste darüber herausgefunden habe, was es sein könnte.«
»Jaja«, sagte ich ungeduldig. »Aber was machst du hier? Wer sind diese Leute? Was macht sie so wichtig?«
Isabella sah Molly an. »Ich wünschte mir, du wärst einmal mit jemandem zusammen, dem man nicht alles häppchenweise beibringen muss.« Sie sah mich wieder an. »Ich hab das ganze letzte Jahr damit verbracht, eine geheime satanistische Untergrundverschwörung auszuspionieren. Und sieh mich nicht so an, Drood! So etwas gibt es immer noch. Ich rede über eine weltweite, sehr gut organisierte Verbindung von hervorragend situierten Leuten aller Art. Alle beten den Teufel an und haben nichts anderes als die Zerstörung der Zivilisation, wie wir sie kennen, im Sinn.«
»Ich dachte, so ein Zeug sei moderne Legende. Etwas für die Sensationspresse, wenn mal Nachrichtenflaute herrscht.«
Isabella lächelte schlau. »Sie wollen, dass du genau das denkst. Und wer besitzt wohl die meisten Blätter dieser Art heutzutage? Wenn Leute das Muttermal auf dem Hinterkopf von Rupert Murdoch sehen könnten, dann würden sie sich in die Hosen machen. Okay, ich sehe, ich habe dich nicht überzeugt. Also, schnelle Lektion in Geschichte. Pass auf, damit ich mich nicht wiederholen muss, oder ich hau dir ordentlich eine rein. Das wird wehtun.«
»Das macht sie echt«, sagte Molly. »Ich würde außerhalb ihrer Reichweite bleiben, wenn ich du wäre.«
Ich setzte mich auf die Schreibtischkante, absichtlich in Isabellas Reichweite, und lächelte höflich. »Dann mal los. Ich liebe es, von strengen Frauen in Leder unterrichtet zu werden.«
Molly war überrascht. »Eddie! Das hast du mir nie gesagt.«
»Später, Süße!«, erwiderte ich prompt.
Isabella verzog das Gesicht. »Frischverliebte. Der Horror. Wie auch immer, die letzte große satanistische Verschwörung fand in den Zwanziger und Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts statt, als alle diese klugen neuen Gesichter nach etwas Neuem suchten, an das sie glauben konnten. Die meisten hatten so viel Geschmack, zu Kommunisten oder sexuell Perversen zu werden, aber der Rest verkaufte seine Seele an den Teufel, weil er gelangweilt war. Das Ganze fuhr gegen die Wand, als sie Hitler und die Nazis unterstützten, aber jeder andere die Alliierten. Nach dem Krieg hatten die Leute zu viel andere Sorgen. Es
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