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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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wahres Ich: eine große, muskulöse Frau in scharlachrotem Bikerleder, mit kurzem, schwarzem Haar und einem ausdrucksstarken, scharf geschnittenen Gesicht. Sie kauerte in einem ganz gewöhnlich aussehenden Büro und blätterte auf eine Art, die den Eindruck hinterließ, sie habe niemandes Erlaubnis, das zu tun, durch Papiere, die auf einem Schreibtisch lagen. Sie sah auf, verwirrt, und erkannte, dass Molly und ich sie durch Merlins Spiegel beobachteten.
    »Iz!«, rief Molly. »Dir geht’s gut!«
    »Natürlich geht’s mir gut! Und seid leise«, sagte Isabella drängend. »Keiner weiß, dass ich hier bin!«
    »Wir kommen jetzt zu dir«, sagte Molly.
    »Bloß nicht!«, sagte Isabella. »Ihr werdet mich auffliegen lassen!«
    Aber ich hatte den Spiegel schon zu voller Größe geschüttelt, und Molly und ich traten hinüber ins Büro zu ihr.
    »Eddie!«, brüllte der Seneschall hinter mir. »Du kannst nicht einfach abhauen! Du hast hier Pflichten!«
    Aber Molly und ich waren schon weg.

Kapitel 3
    Die Hölle kennt den Zorn sehr wohl
    Wie Büros eben so waren. Aber dieses hier gab sich nicht einmal Mühe. Es war nur ein einfaches, alltägliches Büro mit charakterlosen Möbeln und der Persönlichkeit einer Backsteinmauer. Nicht einmal eine Topfpflanze stand in der Ecke, um das Zimmer ein wenig aufzuheitern. Als Molly und ich ankamen, blätterte Isabella gerade flüchtig durch einen dicken Papierstapel. Sie hatte nicht einmal die Würde, ein wenig schuldig dreinzuschauen, und starrte Molly und mich so böse an, als seien wir diejenigen, die kein Recht hatten, hier zu sein.
    »Was zur Hölle macht ihr beide denn hier?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme.
    »Ach, wir kamen grade zufällig vorbei«, sagte ich leichthin. »Und wir dachten, wir schauen mal rein, um Hallo zu sagen.«
    Ich beschäftigte mich damit, Merlins Spiegel abzustellen und ihn sicher zu verstauen, während Molly zu ihrer Schwester hinüberging, um sie fest zu umarmen. Isabella ließ den Papierstapel fallen, und der eisige Blick ließ Molly auf der Stelle stehen.
    »Was ist los mit dir? Ich hab keinen Geburtstag.«
    An dieser Stelle ließ Molly eine leidenschaftliche Aufzählung dessen vom Stapel, was alles passiert war. Sie nannte nur die Höhepunkte, aber es dauerte dennoch ein Weilchen. Ich nutzte die Zeit, um das Büro genauer in Augenschein zu nehmen. Alles war sehr ordentlich, sehr aufgeräumt und alles hatte diesen besonderen Anschein des Neuen, als ob es erst einen Tag alt wäre. Das Büro fühlte sich merkwürdig an, unvollständig und unfertig. Als ob man ein voll ausgestattetes Büro habe einräumen wollen, aber selbst noch nicht eingezogen sei. Der Computer war das neueste Modell, mit Breitbild- und HD-Monitor, und auf der Tastatur lag kein Stäubchen. Ich betrachtete den Rechner nachdenklich und fragte mich, ob es sicher sei, die Systeme mit meiner Rüstung zu hacken. Luther Drood, unser Agent in Los Angeles, hatte mir einen netten kleinen Trick gezeigt, mit dem die Drood-Rüstung jeden Computer dazu bringen konnte, wie ein Hund den Bauch zu präsentieren und um Streicheleinheiten zu betteln. Widerwillig entschied ich dann, vorerst nichts zu versuchen. Immerhin hätte Isabella es bereits versucht, wenn es so einfach gewesen wäre. Die bösen Jungs lieben eben ihre kleinen Sprengfallen. Und wenn ich einen Alarm auslöste, während Molly ihre Schwester davon zu überzeugen versuchte, was für ein toller Kerl ich war, dann bekäme ich das wohl bis ans Lebensende aufs Butterbrot geschmiert.
    Also blätterte ich schnell durch die Papiere auf dem Schreibtisch und suchte nach etwas, das Isabellas Aufmerksamkeit erregt haben könnte. Aber ich fand nicht den geringsten Hinweis. Das war einfach nur ganz normale Geschäftspost: Jobangebote und -möglichkeiten, Kontoauszüge, Rechnungen und Memos, die die Meetings der kommenden Woche betrafen. Aber alle sehr nichtssagend, sehr vage, beinahe zu allgemein, um wirklich echt zu sein. Viel interessanter war das, was nicht auf dem Tisch zu finden war: Da war kein einziger persönlicher Gegenstand. Keine Fotografien, kein Kaffeebecher mit einem dummen Spruch darauf, kein Gegenstand, der aus der Reihe tanzte. Es war auch nichts an den Wänden, kein Porträt, kein Druck – oder gar ein Fenster. Nur eine gestaltlose Schachtel, in der jemand sitzen konnte, der ... so etwas wie Büroarbeit tat. Nein, das war kein Büro. Es war etwas, das aussehen sollte wie ein Büro, genug, um einen Außenstehenden zu

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