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Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Titel: Ein Regisseur macht noch keine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isadorra Ewans
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darauf. Den Rest des Nachmittages wich er nicht von ihrer Seite. Ab und an legte er seine Hand auf ihre Schulter und ließ sie verdächtig lange dort liegen. Helena wusste, was das bedeutete. Sie war sein Besitz und das wollte er jedem in diesem Raum klar machen. Sie gehörte ihm, auch wenn es im Moment etwas zu Verstimmungen zwischen ihnen gekommen war. Das würde sich legen. Helena gehörte zu ihm, sie war seine Geliebte. Robert war in seinem Element, er nahm die schüchternen Ehrfurchtsbekundungen der Gäste huldvoll entgegen. Schenkte ihnen dafür sein charmantestes Lächeln und gab Anekdoten aus der großen weiten Welt für die Provinzler zum Besten. Er gefiel sich in seiner Rolle, des vermeintlich Verstoßenen und ließ Helena dies auch spüren. Sie war dankbar, als Ella sie endlich nach Stunden in die Küche rief. Sie erhob sich schwerfällig, denn sie hatte den ganzen Nachmittag unter höchster Anspannung in diesem Sessel verbracht und das rächte sich nun. Sie hoffte, dass Robert es nicht bemerken würde, doch schon hielt er ihr galant seinen Arm hin. Ohne aufzublicken, griff sie danach und zog sich an ihm hoch. „Nun, es scheint, dass mein kleines Mädchen etwas schlapp macht.“ Er lächelte zuckersüß in die Runde. Helena lächelte entschuldigend in die Runde und verschwand zu Ella in die Küche. Dort lehnte sie an der Wand und schloss die Augen. „Oh … es tut mir leid … es tut mir so leid … aber er hat mich so bezaubernd angelächelt …!“ Ella war die Reue in Person und legte die Hände vor ihr Gesicht. Doch Helena lächelte nachsichtig. „Kannst Du mich jetzt etwas verstehen?“ Und Ella nickte theatralisch seufzend. „Ich mach´s wieder gut … ich knöpf ihn mir noch vor … aber dieses Lächeln, nun … jetzt bin ich ja gewarnt.“ Elas Kampfansage ließ Helena lautlos lachen. Genau dieses Lächeln hatte sie in ihre missliche Lage gebracht.
    Sie hielt sich lange genug in der Küche auf, um seinen Abschied nicht miterleben zu müssen. Er verabschiedete sich von den anderen Gästen und verließ das Haus. Helena seufzte. Der erste Vorhang war gefallen. Der zweite Akt konnte beginnen. Sie entschuldigte sich bei Ella und ging auf ihr Zimmer. Dort wollte sie die Vorhänge vor ihrem Fenster zuziehen, als sie unten auf der Promenade eine Person ausmachte. Sie zog die Vorhänge ein Stückchen vor das Fenster und versteckte sich dahinter. Und da stand er und sah zu ihr herauf. Sah er sie, oder bildete sie sich das nur ein? Mit einem Ruck schloss sie die Lücke in den Vorhängen und ließ sich auf das Bett fallen. Helena griff nach der Fernbedienung für den Fernseher. Sie wollte nicht allein sein. Sie fürchtete, dass sie die Stille nicht ertragen konnte. Wenigstens sollte der Fernseher ihr Gesellschaft leisten. Aber sie bekam nicht mehr viel vom Programm mit, sie schlief augenblicklich ein.
    …
    Der Sonntag kam. Diesmal schlief sie nicht solang. Sie hörte, wie Ella in der Küche rumorte und sie stand auf. Eine heiße Dusche später saß sie fast gut gelaunt am Frühstückstisch. Ellas Sonntagsfrühstück widersprach jeder Form moderner Ernährung. Der schwere Holztisch bog sich unter Dingen, die von keinem Ernährungsberater als gesund eingestuft worden wären. Helena schmunzelte und tat sich maßvoll auf. „Was hast Du heute vor?“ James hatte Backen wie ein Hamster. Zwischen zwei Gabeln, die sie zum Mund führte, passte gerade noch ein: „Nur spazieren gehen.“ Sie grinsten sich an. Sie liebte ihre Spaziergänge hier unten. Jetzt in einer Jahreszeit, in welcher der Strand noch nicht von sonnenhungrigen Touristen überflutet war, konnte man stundenlang laufen, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Ab und an wurde man von einem Hund begrüßt, der einen dann ein Stück begleitete. Doch ansonsten herrschte Ruhe.
    Helena entschied sich, den Strand nicht in Richtung Promenade zu gehen. Stattdessen schlug sie einen kleinen Pfad ein, der sie zu einer kleinen Bucht führte, in denen die einheimischen Jugendlichen an lauen Sommerabenden Partys feierten und die in der entgegengesetzten Richtung lag. Tagsüber war man dort ungestört und man hatte einen herrlichen Blick hinunter aufs Meer. Sie ging langsam, die Anspannung vom gestrigen Nachmittag hing ihr noch in den Knochen. Aber sie hatte alle Zeit der Welt. Helena genoss die frische Luft und hörte den Möwen dabei zu, wie sie um die Wette kreischten. Sie warf einen Blick aufs Meer. Am Horizont lagen einige der großen und schweren Tanker, die

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