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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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Trübsinnig schlürfte Luise ihren Tee. Die Sorgen ließen sie verzweifeln. Wenn sie schon keinen Appetit hatte, dann war ihr Gemütszustand besorgniserregend.
    „Hermann wird immer weniger, Mine. Das ist doch nicht mehr zu übersehen. Meinst du, er kann noch einmal richtig mitarbeiten, auf dem Hof?“
    Luise nahm sich nun doch eine Scheibe Brot. Sie musste bei Kräften bleiben. Lustlos ließ sie das Brot auf ihr Brettchen fallen. „Die restlichen Futterrüben und den Kohl, den kriegen die Katrin und ich ja noch alleine abgeerntet. Und der Winterweizen ist ja auch schon gesät. Aber was machen wir im Frühjahr, Mine? Hast du darüber schon mal nachgedacht?“
    Darauf wusste auch Mine keine Antwort und so nahmen sie den Rest der Mahlzeit schweigend ein, jeder in seine eigenen düsteren Gedanken versunken.
     
    Luise stellte das Tablett mit dem unangetasteten Frühstück neben die Spüle. Hermann hatte nichts essen wollen, ihm war übel. Luise hatte Katrin ins Dorf geschickt, um den Doktor zu holen und um endlich die Kohlen zu bestellen. Robert hackte zwar draußen noch ein wenig Holz, doch er würde jetzt bald gehen und das, was er seit gestern gehackt hatte, würde nicht lang reichen.
    Beim Frühstück hatten sie nur darüber gesprochen, was heute noch alles zu erledigen sei. Kein Wort über seine Entlassung. Aber dass er gehen musste, das wusste Robert, denn Hermann hatte es ihm gestern, als er in seinem Bett wieder zu Bewusstsein gekommen war, unmissverständlich ins Gesicht gekeucht, kurz bevor er ihn aus dem  Zimmer geschickt hatte.
    Luise hatte Hermann vorhin noch einmal auf Roberts Rauswurf angesprochen, doch für Hermann stand fest, dass der Knecht gehen m usste. Er wollte ihn vom Hof haben, das war sein letztes Wort gewesen. Luise hatte ihm nochmal gesagt, dass es ja letztendlich noch nicht bewiesen war, dass Robert etwas mit den Vorfällen zu tun hatte, aber Hermann hatte Luise mit harschen Worten erklärt, dass aber zweifelsfrei bewiesen war, dass er sich an die Katrin rangemacht hatte und dass er, Hermann, sich nicht zum Gespött im ganzen Dorf machen ließ. Er faselte vom Ochsen und von Arne Nigatz und von Kneipengewäsch, welches sich bewahrheitet hätte. Aber obwohl Luise es auf seinen benebelten Zustand schob, da es keinen Sinn ergab, wollte sie nicht mit ihm streiten, dazu war ihr Mann zu krank. Außerdem wäre es ja wirklich das Beste, sollte der Verdacht, den sie hegten, der Wahrheit entsprechen. Aber ob dem so war, würden sie nun niemals erfahren.
    Sie trat auf ihren Sohn zu, der am Küchentisch saß und strich ihm über den Kopf. „Komm, Otto, geh mal die Hühner füttern.“
    Otto nickte, machte aber keine Anstalten, sich zu erheben. Stattdessen knibbelte er mit seinen Fingern in den Rillen des alten Holztisches.
    „Mama?“
    „Ja?“
    „Warum schickt ihr den Robert weg?“
    „Otto...“ Luise setze sich ebenfalls.
    „Ist es wegen dem Beil? Dabei hab ich doch gar nichts erzählt. Warum muss er trotzdem gehen?“
    „Wegen dem Beil?“, hakte Luise behutsam nach.
    „Ja, dein Beil. Robert hat doch vergessen, es sauberzumachen. Er sagt, wenn du es erfährst, bist du wütend und er muss weggehen. Bitte, Mama, sei doch wieder gut und lass ihn hierbleiben“, bettelte Otto jetzt weinerlich.
    „Otto“, Luise zerknüllte nervös das Geschirrtuch, welches auf dem Tisch lag, „jetzt erzähl mir mal genau, was das mit dem Beil auf sich hat.“
    „Das darf ich nicht. Wir sind Kumpel und Kumpel verraten keine Geheimnisse.“
    „Ja, aber ich weiß es doch schon“, log Luise. „Du sollst es mir nur noch einmal erklären, wie es genau war.“
    „Und dann überlegst du es dir vielleicht noch mal?“, fragte er hoffnungsvoll.
    „Wir werden sehen“ , nuschelte sie. „Nun erzähl.“
    Und Otto erzählte. Als er geendet hatte, schickte Luise ihn mit einem schwachen Wink zum Hühnerfüttern. Am liebsten hätte sie sich mit ihm und den anderen hier verbarrikadiert. Wenn Katrin wiederkam, dann konnte sie direkt wieder losrennen, die Polizei rufen.
    „Luise!“
    „Ja, Mine, was ist?“ , rief Luise erschrocken nach oben.
    „Komm mal schnell hoch, der Hermann verlangt nach dir.“
     
    Robert überlegte, was er noch erledigen könnte, ehe er morgen früh den Hof hier verließ, den er schon sein Zuhause genannt hatte. Zu tun gab es noch mehr als genug, aber dann würde er niemals hier wegkommen. Eigentlich müsste er auch schon verschwunden sein, aber er fand immer wieder neue Gründe, um sein

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