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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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Seine linke Hand, die immer Böses tat, sollte zerstört werden. Doch auch die Hammerschläge hatten ihn nicht aufhalten können. Als die Knochen wieder verheilt waren, konnte er sie dennoch bewegen. Robert besah sich seine verkrüppelte linke Hand und ballte sie zur Faust. Er hatte das alles niemals gewollt, nichts von dem, was geschehen war. Er wusste auch nicht, warum er diese Dinge getan hatte, nur, dass er sie getan hatte.
    Manchmal, wenn ihm in den Jahren in der Anstalt seine Taten den Schlaf raubten, hatte er gebetet, er möge doch endlich einschlafen und morgens nicht mehr wach werden. Aber er war immer wieder aufgewacht. Robert sah auf die glitzernde Wasseroberfläche des Sees und auf die Bäume, die den See umgaben und in der Sonne leuchteten. Und jetzt, obwohl es ihn beschämte, war er froh, dass er am Leben war. Und er war froh, dass er endlich aus diesem Drecksloch entkommen war. Robert verachtete sich für seine Selbstsucht. Er wusste, dass er weggeschlossen bleiben musste. Aber er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten da drin. Und als der Wärter gestern so unvorsichtig gewesen war, da war es wie ein Geschenk Gottes gewesen. Jetzt war er frei.
    Vielleicht hatte er ja genug Buße getan, in den Jahren seiner Gefangenschaft, denn bereut hatte er seine Taten und würde es auch für den Rest seines Lebens tun. Vielleicht hatte Gott ihm ja wirklich verziehen und seinen Geist geheilt. Und jetzt musste er sich nur noch anstrengen, bei Verstand zu bleiben. Dann würde er es auch schaffen, ein normales, rechtschaffenes Leben zu führen. Robert atmete tief durch, sog die saubere, warme Luft in seine Lungen und hob sein Gesicht der Sonne entgegen.
    Ja, er war froh, dass er lebte, und er war froh, dass er frei war. Und er würde es auch bleiben. Niemals mehr würde er zurückgehen in die Hölle, aus der er gerade entkommen war. Koste es, was es wolle.
    Robert stand auf und ging weiter landeinwärts, weg von den anderen Irren, die sieben Jahre lang seine Leidensgenossen gewesen waren.

Kapitel 1
     
    Niederrhein
     
    „Ja, Katrin, da haben wir die Wäsche gleich auch wieder geschafft, was?“ Luise Nessel bückte sich schnaufend und hob ein Laken aus dem Wäschekorb. Sie legte sich eine Hand in ihr schmerzendes Kreuz und drückte den Rücken durch, dass ihre Schürze nur so spannte.
    Katrin sah ihre Mutter über die Wäscheleine hinweg an und steckte eine Wäscheklammer fest. Ihr ernstes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, doch wie so oft erreichte es ihre Augen nicht. Luise seufzte innerlich. Ihre älteste Tochter war achtundzwanzig Jahre alt, doch man könnte sie für wesentlich älter halten. Sie war ein wenig füllig, und mit ihrem ernsten, beinahe mürrischen Gesichtsausdruck verdeckte sie auch noch die kleinsten Vorzüge, die ihr unscheinbares Gesicht vielleicht zu bieten hatte. Die Katrin würde wohl keinen Mann mehr abbekommen, und obwohl sie im Moment keine Arbeitskraft entbehren konnten, hätte Luise sie doch gerne versorgt gesehen. Sie beobachtete, wie ihre Tochter sich eine Strähne ihres Haares feststeckte, und als diese damit fertig war, tat Luise schon beim Hinsehen der Kopf weh, so stramm waren die Haare gebändigt worden. Luise schüttelte den Kopf und nahm sich das nächste Wäschestück vor. Katrin war so ruhig, ernst und nachdenklich und sorgte sich um alles. So ganz anders als ihre jüngere Schwester. Ja, die Sofia, die war das genaue Gegenteil. Zierlich, freundlich, hübsch, vornehm. Die hatte was aus sich gemacht. Bei diesem Gedanken lächelte Luise. Seit Sofia im Frühjahr Georg Winter geheiratet hatte, trug sie nur noch die vornehmsten Kleider. Und elegant war sie geworden! Die Winters waren aber auch feine Leute. Luise schwelgte wohlig in ihren angenehmen Gedanken.
    „Ach, Fia, da bist du ja!“, rief Katrin plötzlich in die Stille.
    Luise sah durch den Garten zur Hintertür, und als hätten ihre Gedanken sie herbeigerufen, trat Sofia durch die Tür.
    „Ja, Kind, da bist du ja doch gekommen, um uns zu helfen.“ Luise setzte ihre beträchtliche Leibesfülle in Bewegung und ging auf ihre Tochter zu. „Sagt dein Mann denn nichts, wenn du immer zu uns kommst?“ Sie ignorierte das abfällige Schnaufen Katrins und fuhr fort: „Braucht der dich denn nicht im Geschäft?“
    „Nein, nein, Mama, das geht schon.“ Sofia warf ihrer Schwester einen kurzen Blick zu. „Es ist ja nicht jeden Tag.“ Sie ging auf die Bank zu, die an der Hauswand stand. „Jetzt muss ich mich aber erst mal

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