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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Bibliothek! Ich fummelte wie
wahnsinnig in meinen Taschen herum, bis ich den Schlüssel fand, und schloß die
Tür auf.
    Ein gebrechlicher, weißhaariger
Herr trat auf den Korridor hinaus, und ich entsann mich schuldbewußt, daß es
sich bei ihm um den Betrunkenen handelte, der unter dem Tisch geschlafen hatte.
    Er lächelte mir höflich zu.
»Auf Wiedersehen und vielen Dank«, sagte er mit einem unüberhörbar englischen
Akzent. »Es war eine reizende Party !« Er wanderte
vergnügt den Korridor entlang und verschwand in Richtung der Straße.
    Als ich schließlich den Mut
fand, die Bibliothek zu betreten, begannen meine Nervenenden erneut zu zucken.
Wie um alles auf der Welt sollte ich Nina erklären, daß ich sie während der
letzten zehn Stunden einfach vergessen hatte?
    Sie lag auf genau demselben
Fleck, an dem ich sie um Mitternacht verlassen hatte, und schlief friedlich,
ein befriedigtes Lächeln auf dem Gesicht. Ich hätte sie umbringen mögen. Ich
erwog diesen Gedanken noch immer, als sie plötzlich die Augen aufschlug und zu
mir emporlächelte.
    »Guten Morgen, Rick.« Sie
streckte behaglich die Arme. » Ummmm ! Ich habe
wundervoll geschlafen. Wie war es bei dir ?«
    »Ganz großartig«, sagte ich mit
hohler Stimme.
    »Es war so herrlich ruhig und
friedlich — die ganze Nacht über keinen Laut«, sagte sie befriedigt. »War es
eine hübsche Party, Rick ?«
    »Sie hat sich zu einer dieser
Angelegenheiten entwickelt, die kein Ende finden können«, knurrte ich rabiat.
»Aber du hast nicht allzuviel verpaßt, Süße .«
    Sie setzte sich auf und
streckte sich wieder. »Ich fühle mich so wundervoll gesund !«
    »Das freut mich für dich,
Baby«, sagte ich und erstickte beinahe an meinen eigenen Worten.
    Nina warf den Kopf zurück und
drehte ihn dann in sanftem Bogen von einer Seite zur anderen. »He — Rick?« Ihre
Stimme blubberte plötzlich ganz heiser, so als hätte sie Heuschnupfen oder noch
etwas Schlimmeres.
    »Ja ?« krächzte ich.
    »Ich habe gerade einen
wundervollen Einfall gehabt«, sagte sie leise. »Ist eigentlich noch jemand
außer uns da ?«
    »Es waren noch ein paar alte
Leichen da«, sagte ich. »Aber ich glaube, die sind entfernt worden .«
    »Oh, du bist aber wirklich
geladen heute früh«, bemerkte sie. »Sag mal, was für Leichen waren das denn ?«
    »Tote«, knurrte ich. »Was für
welche sonst?«
    »Ich meine, wie sind sie denn
gestorben ?«
    »Alle erschossen«, sagte ich.
    »Oh, Junge!« Sie schüttelte
bewundernd den Kopf. »Du hast vielleicht eine blühende Phantasie. He, Rick —
darüber hätte ich beinahe meinen wundervollen Einfall vergessen !«
    »Wirklich ?« sagte ich düster.
    »Nun ja — «, sie lächelte
träge, »nachdem niemand mehr da ist und ich mich so gesund und wohl fühle,
wollen wir da nicht ins >Blaue Zimmer< hinaufschleichen und — «
    »Nein !« schrie ich.
    »Was?«
    Ich schloß für fünf Sekunden
die Augen. »Versteh mich nicht falsch, Nina, meine Süße«, sagte ich vorsichtig.
»Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich gefunden, daß dies der großartigste
Einfall des Jahrhunderts ist! Aber diese Nacht habe ich überhaupt nicht
geschlafen. Es war — nun ja, das können wir beiseite lassen. Glaub mir, Nina,
ich habe sehr anstrengende zehn Stunden hinter mir !«
    Sie sah nicht aus, als ob sie
überhaupt zuhörte. Ihre Augen schienen wie hypnotisiert auf eine meiner Jackentaschen
gerichtet zu sein.
    »Begreifst du, Süße ?« sagte ich sanft.
    »Ich begreife nur zu gut, du
erstklassiger Betrüger !« knurrte sie mit einem
drohenden Unterton knisternder Wut.
    Ihr Arm fuhr plötzlich vor,
schneller als eine Schlange, und ihre Hand zerrte etwas aus meiner
Jackentasche.
    »Mein armer, kleiner Rick!«
Ihre Augen glitzerten gefährlich. »Du mußt wirklich müde sein. Kein Schlaf? —
Wie hast du’s noch ausgedrückt, mein Herzblättchen? Zehn sehr anstrengende Stunden?«
    »Was ist denn das ?« fragte ich vorsichtig.
    »Und der Grund für diese
schreckliche, total schlaflose Periode, Mr. Holman ?« sagte sie mit einer Freundlichkeit, die von Zyankali geladen schien. »Wie hieß
sie denn ?«
    »Wer?«
    »Ihr Name !« brüllte sie wild. »Ich möchte wissen, wer das Luder war, Holman ?«
    »Du bist verrückt !« schrie ich zurück. »Da war gar kein anderes Mädchen .«
    »Dann haben sich Ihre Neigungen
aber beträchtlich verändert, Mr. Holman«, gurrte sie. »Oder haben Sie das hier
getragen, seit Sie aus der weiblichen Pfadfinderschaft ausgetreten sind ?«
    Sie

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