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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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gelangen, lieferte ihm sein Boot.
    Fußlahm trabte ich durch die Straßen der Stadt in Richtung Jachthafen. Es wurde dunkler und dunkler, und an diversen Aussichtspunkten bildeten sich kleinere Ansammlungen von Menschen, die das Feuer beobachten und fotografieren wollten. Die Leute richteten ihre Handys auf den Brand aus und sprachen kaum, warteten nur still. Warteten, um herauszufinden, wie weit das Feuer den Berg herabwüten würde.
    Frayne hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Maserati zu verstecken: Er stand in einem unmöglichen Winkel in der Nähe des Jachthafens. Der Kerl hatte es höllisch eilig, aus der Stadt zu verschwinden.
    Ich verließ den Parkplatz, trat auf den Sand und setzte mich. Ich war erschöpft, und mein Knie fühlte sich inzwischen an, als hätte jemand einen rot glühenden Bratspieß hineingerammt. Dennoch war mir klar, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb.
    Ich zog Schuhe und Strümpfe aus. Barfuß war besser, denn ich musste so leise wie nur möglich sein. Eine Socke füllte ich zur Hälfte mit Sand und knotete sie zu.
    Das Gittertor am Eingang zur Marina war wie üblich verschlossen. Um Eindringlingen einen Strich durch die Rechnung zu machen, hatte man das Tor so breit gebaut, dass es zu beiden Seiten über das Wasser hinausragte, und es zudem mit Klingendraht eingefasst. Ich überlegte gerade, ob ich in das Salzwasser gleiten und um das Tor herumschwimmen sollte, als ein volltrunkenes Pärchen herbeitorkelte.
    »Hi!«, sagte ich fröhlich. »Ich habe meine Schlüssel zu Hause vergessen. Nehmen Sie mich mit rein?«
    Der Mann musterte mich von oben bis unten. »Tja, ich weiß nicht«, sagte er mit ausdrucksloser Miene. »So ganz ohne Socken, ganz ohne Schuhe, können wir Sie leider nicht herein…«
    Die Frau lachte schrill. »Er macht nur Witze. Kommen Sie mit.«
    Ich folgte ihr in den Jachthafen. Das Tor fiel krachend ins Schloss. Die beiden ergingen sich in einer feuchten Knutscherei, und ich schob mich an ihnen vorbei und verschmolz mit der Dunkelheit.
    Der Ankerplatz der Icarus war beinahe am hinteren Ende des Anlegers. Ich musste fünfzig Meter weit laufen, ehe ich sie überhaupt richtig zu sehen bekam. Die Bordlampen waren ausgeschaltet, aber ich sah den Lichtkegel einer starken Taschenlampe über das Deck wandern. Ich hielt mich im Schatten und schlich näher heran.
    Nun konnte ich Frayne ausmachen. Ich schaute zu, wie er eine Kiste an der Reling festgurtete und die Leine am Pier löste und auf das Boot warf. Eine Minute später kletterte er in die Kabine hinab und schloss die Tür hinter sich. Auch jetzt schaltete er die Beleuchtung nicht ein, sondern arbeitete weiter im Licht seiner Taschenlampe. Durch die Bullaugen konnte ich ihn beobachten, während er sich auf die Abreise vorbereitete.
    Jetzt oder nie. In der Annahme, es könne kaum schaden, betete ich im Flüsterton um Beistand.
    Ich schlich weiter und sprang über die größer werdende Lücke zwischen der Icarus und dem Pier. Mit einem dumpfen Geräusch kam ich auf und erstarrte, zwang mich, nicht aufzuschreien wegen der Schmerzen in meinem Knie.
    Ich hielt die Luft an, bis die Qual nachließ. Nichts rührte sich. So weit, so gut.
    Ich huschte über das Deck und hielt nach jedem Schritt inne, bis ich den Benzintank an Steuerbord erreicht hatte. Gott sei Dank war er nicht abgeschlossen. Es kostete mich zwar eine Menge Muskelschmalz, aber schließlich hatte ich den Tankdeckel abgeschraubt.
    Inzwischen war es beinahe vollständig dunkel. Nur ein schwacher rötlicher Lichtschein erhellte den fernen Horizont, gerade genug, um etwas zu erkennen. Ich löste den Knoten aus meiner Socke und wog den Sand in der Hand.
    Doch dann hörte ich ein Geräusch über mir. Frayne stand am Steuerrad. Aus Angst, er könnte mich sehen, kauerte ich mich tief auf das Deck, als der Motor ansprang und die Kabinenbeleuchtung aufflammte.
    Die Icarus legte rückwärts vom Pier ab, schwenkte herum und fuhr aus der Marina. Binnen Minuten waren wir draußen im Hafen und hielten auf den offenen Kanal zu. Ich musste mich beeilen.
    Ich konzentrierte mich wieder auf den Tank. Das Boot war etwas langsamer geworden, aber ich hatte keine Zeit, mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Als ich nach meiner Socke griff, rieselte der Sand auf das Deck. Verdammt! Hektisch schob ich den Sand zu einem kleinen Häufchen zusammen.
    »Sandspiele, kleine Detektivin? Das hätte Freud gefallen.«
    Langsam drehte ich mich um. Die Mündung einer Waffe deutete direkt auf meinen Kopf.

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