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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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wehtun« wird.
    Da lag ich also in meiner Gästetoilette und konnte mich mal ausnahmsweise nicht wirklich an ihrer wundervollen Fünfziger-Jahre-Ästhetik erfreuen. Die wundervollen schwarzen Kacheln und die türkisfarbenen Keramiken waren mir sogar gelinde gesagt drissegal. Verständlicherweise. Verdammt nochmal: Ich frage mich dauernd, was ich noch alles gedacht hatte, als ich auf dem Boden lag und alles verdammt wehtat? Ob ich nicht vielleicht etwas sehr Wichtiges oder gar Unwichtiges gedacht habe? Habe ich eventuell gedacht: So, Gabriele, jetzt ist aber Schluss mit lustig, jetzt ist Ende im Gelände? Ist etwa der berühmte Film an mir vorbeigezogen, und ich war wieder mal zu hibbelig gewesen, um mich zu konzentrieren? Wer bestimmt eigentlich bei diesen Filmen die Szenenauswahl? Im Ernst! Wurden da zum Beispiel Dinge gezeigt, die auf meiner Festplatte verschüttet waren oder aus Gründen der möglichen, ungesunden Verschiebung des seelischen Gleichgewichts nicht gezeigt werden durften (ich sage nur: Papas Tod)? Oder bin ich einfach nur zusammengeklappt wie nach einem schnellen Strohhalmgenuss eines Schrubbeimers Mai Tai (ohne Saft, wie immer!)? Ich würde es gerne wissen. Habe ich gedacht, dass ich ewig da gelegen habe, obwohl meine Mum nach dem Gerumpel sofort herbeigestürzt kam? War das so laut, dass es nicht zu überhören war? Oder hat die Mum das etwa gespürt, dass ich in Not war? Das kennt man doch von seinen eigenen Kindern auch! Man steht in der Küche und ist am wulacken, und auf einmal fragt man sich aus heiterem Himmel, wo das Kind ist. Und dann ruft man nach ihm im Haus, und es kommt keine Antwort. Also rennt man schnell nach draußen auf die Straße und sieht wie der Bengel sich gerade am anderen Ende der Sackgasse voll mit dem Fahrrad auf die Schnauze legt und aus dem Ellbogen ein Pfund Hack am Musikantenknochen macht! Das nennt man, glaube ich, »Mutterinstinkt«. Die Mum sagt jedenfalls, sie hätte ein Gepolter und ein nie zuvor vernommenes Stöhnen gehört, und da wäre es ihr schon eiskalt den Rücken runtergelaufen. Ich für meinen Teil sitze noch heute oft in dieser besagten Gästetoilette und zermartere mir das Hirn, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, aber der Raum schweigt. Langer Schwede, kurzer Finn’ – ich kann mich leider trotz aller Versuche nur an das erinnern: Ich fühlte einen unglaublichen Schmerz am Hals, und ich bin der festen Überzeugung, dass ich sofort versucht habe, mich wieder aufzurappeln! Dann kam die Mum herbeigestürzt und versuchte ebenfalls, mich hochzuhieven. Sie packte mich von hinten und sagte immer nur: »Du musst mir helfen, alleine schaffe ich das nicht.« Was nicht verwunderlich ist, wenn sie die Mum kennen würden. So klein und zierlich wie sie nun mal ist, sind 60 (durch einen Schlaganfall relativ unbewegliche) Kilo auf 1,76 Meter Länge in einer 1,50 Meter breiten Gästetoilette keine einfache Hebeaktion. Das ist ungefähr so einfach, wie Free Willy vom Sprungbrett ins Kinderplanschbecken zu schubsen. Aber irgendwie haben die tapfere Mum und ich das kleine Wunder vollbracht. Sehr wacklig auf den Beinen und mehr hopsend als laufend haben wir es bis ins Wohnzimmer auf das Sofa geschafft. Auf dem Sofa liegend wollte ich mich irgendwie drehen, aber meine linke Körperhälfte machte schon nicht mehr das, was ich wollte. Die Mum hatte in der Zwischenzeit unsere Hausärztin angerufen, und als sie wieder zu mir ins Wohnzimmer eilte, fand sie mich auf dem Holzboden wieder. Da an ein erneutes Kran-Manöver nicht mehr zu denken war, legte sie mir ein Kissen unter den Kopf und deckte mich zu. Kurze Zeit später kam unsere Hausärztin.
    Ich muss wohl schon nicht mehr besonders gesund und munter ausgesehen haben, denn sie fragte mich als Erstes, ob ich noch wüsste, wer sie war. Ich wusste es, aber trotzdem merkte die kluge Frau, dass hier mehr im Busch war als eine kleine Unpässlichkeit und rief sofort einen Notarzt. Der Rettungswagen kam sehr schnell, und woran ich mich sehr gut erinnere ist, dass der Arzt mir immer wieder sagte, ich sollte den linken Arm heben. Doch der linke Arm funktionierte nicht mehr und ich hob stattdessen immer den rechten Arm. Diese Alternative fand der Herr Notarzt nicht überzeugend, und ich wurde in den Rettungswagen verladen.
    In unserer Straße war inzwischen der Bär los: Die komplette Nachbarschaft hing an den Fenstern und sah zu, wie wir mit Blaulicht losfuhren. Im Nachhinein denke ich oft: Was die armen Nachbarn immer mit der

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